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Die Spur des Verraeters

Die Spur des Verraeters

Titel: Die Spur des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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er dem Tribunal diese Information liefern konnte, würden die Magistraten ihn vielleicht freilassen und die wahren Verbrecher verfolgen. Zum ersten Mal hatte Sano das Gefühl, dass ein Erfolg in greifbarer Nähe lag. Und wenn man die Schmuggler fasste, würde er vielleicht endlich erfahren, wer Jan Spaen und Pfingstrose ermordet und den Brandanschlag auf die Villa unternommen hatte.
    »Die Nachricht besagte, dass erst ein neuer Treffpunkt vereinbart werden muss«, erwiderte Ohira, »weil die Höhle versiegelt wurde. Ich soll neue Anweisungen abwarten, die in Kürze eintreffen.«
    Früh genug, um mich und Hirata zu retten?, fragte sich Sano. Früh genug, um Spaens Mörder dem Kapitän des holländischen Seglers auszuliefern und auf diese Weise einen Krieg abzuwenden?
    Draußen klapperten Holzsohlen auf der steinernen Treppe, die zum Heiligtum hinaufführte, und kündeten davon, dass Pilger kamen. In der Ferne war noch immer das beständige Dröhnen der Kriegstrommeln zu vernehmen.
    Sano erhob sich, um zu gehen. »Lasst es mich wissen, wenn Ihr die Anweisungen erhalten habt«, sagte er.
    »Ja, natürlich. Wie kann ich Euch erreichen?«
    Sano überlegte. Die Villa war niedergebrannt, und er wusste nicht, wohin er nun sollte, zumal die Polizei mit Sicherheit auf der Suche nach ihm war. Schließlich fragte er: »Könnt Ihr mir ein ruhiges, verschwiegenes Gasthaus empfehlen?«
    »Die Zweifache Glückseligkeit«, sagte Ohira und beschrieb Sano den Weg. »Ich werde dort Bescheid sagen, dass Ihr kommt.«
    Bevor sie sich verabschiedeten, verbeugte Sano sich vor dem inneren Heiligtum und legte eine Münze in den Opferstock, um Glück und Segen zu erbitten. Ohira blieb knien, die Augen im stummen Gebet geschlossen. Eine stille, friedliche Heiterkeit hatte ihn überkommen und verlieh seinem hageren, verwüsteten Gesicht einen Ausdruck seltsamer Schönheit.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Sano, der sich Sorgen um diesen Mann machte, durch dessen Vernichtung ein Pfad zur Wahrheit durch den Dschungel aus Täuschung und Lügen geschlagen wurde – und ein Weg zu seiner eigenen Errettung.
    Ohiras Stimme klang abwesend und wie aus weiter Ferne. »Ja. Ich bleibe noch ein wenig.«
    Mitleid und Schuldgefühle machten Sano zu schaffen; er verspürte keinerlei Triumph, bei seinen Ermittlungen nun so große Fortschritte gemacht zu haben, dass die Lösung des Falles in Reichweite lag. Zu viele Menschen waren wegen der Nachforschungen getötet worden: Pfingstrose, Alter Karpfen, die anderen Brandopfer; überdies hatten Sanos Ermittlungen das Schicksal Ohiras besiegelt, Hirata in Lebensgefahr gebracht, ja, den Ausbruch eines Krieges heraufbeschworen. Sanos Verlangen, stets die Wahrheit zu suchen, erschien ihm wie ein Fluch, und dass er seinem eigenen Gerechtigkeitssinn gehorchte, kam ihm wie eine Grausamkeit gegen sich selbst vor. Doch ihm blieb keine Wahl, als diese Ermittlungen zu Ende zu führen. Er musste der Ehre dienen und sein Schicksal hinnehmen – genau wie Ohira es getan hatte.
    »Es tut mir Leid«, sagte er leise, doch der Kommandant ließ nicht mehr erkennen, ob er Sanos Bemerkung gehört hatte. Sano verließ die Tempelanlage. Er wollte in der Gaststube Quartier nehmen, um dort auf Ohiras Nachricht zu warten. Doch als er durch das Torii-Tor trat, überkam ihn plötzlich die Vorahnung einer Gefahr – und einen Augenblick später entdeckte er den Grund dafür.
    Eine riesige Prozession näherte sich auf der Fernstraße. Der Zug wurde von Fußsoldaten angeführt, die Flaggen mit dem Wappen der Tokugawa trugen. Berittene Samurai geleiteten drei Sänften, in denen ernste, würdevolle ältere Männer saßen. Ihre schwarzen zeremoniellen Umhänge und Kappen wiesen sie als hohe Beamte aus. Ein kleines Heer aus Dienern und Trägern folgte dem Zug mit Kisten und Packen.
    Sano wurde die Kehle eng; Furcht stieg in ihm auf.
    Die Magistraten waren einen Tag früher eingetroffen als erwartet. Die Zeit war abgelaufen. Nun hatte Sano keine Gelegenheit mehr, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Aus Richtung der Stadt näherte sich eine wütende Horde Samurai: yoriki Ota in voller Kriegsrüstung und auf einem prachtvoll herausgeputzten Pferd; doshin , die ihre jitte schwenkten; ihre Helfer, die Knüppel und Seile und Leitern bei sich trugen; berittene Samurai und Fußsoldaten sowie ein triefend nasser, zorniger Hauptmann Nirin.
    »Da ist er!«, rief Nirin, der die kleine Heerschar zum Tempel geführt haben musste. »Ergreift ihn!«
    Die Meute

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