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Die Spur des Verraeters

Die Spur des Verraeters

Titel: Die Spur des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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Schlag ins Gesicht: ein fauliger, stechender Gestank nach Schweiß, Urin und schmutzigem Haar, vermischt mit einem ranzigen Körpergeruch, der wohl darauf zurückzuführen war, dass die Barbaren Milch von der Kuh tranken, wie man von ihnen behauptete. Die zwei Monate auf See hatten Sano gelehrt, dass es alles andere als angenehm war, an Bord ein Bad in kaltem Salzwasser zu nehmen. Dennoch hatten er, Hirata und die gesamte Besatzung diese Prozedur täglich auf sich genommen. Die Barbaren hingegen stanken, als hätten sie sich seit Antritt ihrer Reise nicht mehr gewaschen. Bei dem Geruch drehte sich Sano der Magen um.
    »Kapitän Oss.« Sano, verlegen und eingeschüchtert, erinnerte sich an die Worte Iishinos, dass die Barbaren keine Förmlichkeiten mochten, und fuhr deshalb ohne Umschweife fort: »Erlaubt mir zu erklären, warum ich Euch bitte, mit dem Anlegen des Schiffes zu warten.«
    Während Iishino dolmetschte, beobachteten mindestens hundert holländische Seeleute – aus Luken heraus, aus der Takelage und von Deck – die Gruppe der fünf Männer, wobei sie sich fortwährend kratzten. Als Sano den Kapitän und die beiden Kaufleute genauer musterte, sah er die Insektenstiche an ihren Hälsen. Wussten die Barbaren denn nicht, dass regelmäßiges Waschen Ungeziefer vernichtete? Seltsamerweise machte ihre Kleidung einen sauberen Eindruck, bis hinunter zu den knielangen schwarzen Hosen, den schwarzen Kniestrümpfen und den glänzenden, ebenfalls schwarzen Lederschuhen mit den silbernen Beschlägen über dem Spann. Wozu dienten diese Beschläge? Damit die Barbaren auf ihren Hundefüßen besseren Halt hatten?
    Die Männer warteten auf Sanos Erklärung und betrachteten ihn mit ihren gespenstischen Augen, die so klar und hell und blau waren wie das Meer.
    »Zu meinem Bedauern muss ich Euch mitteilen, dass Direktor Jan Spaen gestern Nacht verschwunden ist«, sagte Sano zu den drei Barbaren. »Bis wir ihn gefunden haben, darf kein Holländer den Fuß auf japanischen Boden setzen. Deshalb müsst Ihr an Bord eures Schiffes bleiben.« Sano hoffte, dass Iishino seine höflichen, aber unmissverständlichen Worte so genau wie möglich übersetzte. »Ich möchte mich für diesen Aufschub entschuldigen, kann aber nichts dagegen tun.«
    Iishinos offenbar wortgetreue Übersetzung hatte einen sofortigen, vielstimmigen Aufschrei des Zorns zur Folge. Die Seeleute schüttelten brüllend die Fäuste oder fletschten schadhafte, abgebrochene braune Zähne. Ein eiskalter Schauder lief Sano über den Rücken, als er daran dachte, dass diese schmutzigen, verrohten Kreaturen furchterregende Krieger waren. Schließlich hatten die Holländer den Versuch der Spanier, ihre sumpfige Heimat zu erobern, erfolgreich abgewehrt und Spanien als mächtigste Seemacht der Welt abgelöst. Vor einiger Zeit hatte Sano sogar Gerüchte gehört, die Holländer hätten mehrere Siege über die Engländer errungen, weil diese eine Gefahr für das holländische Handelsmonopol darstellten. Außerdem hatten sie auf den Molukken Aufstände der Einheimischen niedergeschlagen und besaßen somit das alleinige Handelsrecht für den begehrten Muskat. Überdies hatten die Holländer sich das Monopol für den Handel mit Pfeffer gesichert, indem sie auf Java die englischen Rivalen und einheimische Stammeshäuptlinge im bewaffneten Kampf besiegt hatten. Und durch die Eroberung der Kolonien Malakka und Ceylon hatten sie der portugiesischen Herrschaft im Ostindienhandel ein Ende gemacht. Das alles bewies die Macht dieser Barbaren. Die Beziehungen zwischen den Holländern und den Japanern waren bislang friedlich gewesen; aber das hieß noch lange nicht, dass es auch in Zukunft so blieb.
    Kapitän Oss brachte die Mannschaft mit zornigen Befehlen zum Schweigen. Er und seine Begleiter waren einen Kopf größer als Sano, der unruhig die langläufigen Pistolen an den Hüften der Männer beäugte. Als er daran dachte, dass der Bauch dieses Schiffes weitere Schusswaffen und schwere Kanonen enthielt, die sämtlichen japanischen Waffen an Vernichtungskraft um ein Vielfaches überlegen waren, kam er sich winzig und verletzlich vor. Sein Schwert war hier nutzlos. Wieder wünschte er sich, Hirata wäre bei ihm. Dennoch war es die richtige Entscheidung gewesen, sich allein und reinen Gewissens diesen furchterregenden Gestalten zu stellen.
    Iishino übersetzte so schnell, wie die Barbaren redeten. »Der Kapitän sagt, das Schiff sei jetzt ein Jahr lang auf See, ein ganzes Jahr lang. Sie hätten

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