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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Mund gelebt. Bis ihm eines Tages eine jüngere Frau über den Weg gelaufen war. Eine gewisse Marie Mühlbach, blond, ein wenig üppig und sehr auf der Suche nach Zärtlichkeit. Das traf sich gut, denn auch Paule sehnte sich danach, endlich einmal in den Arm genommen und bemuttert zu werden. Sein Herz platzte schon beinahe vor lauter angestauter Liebe, die bisher kein Mensch von ihm hatte haben wollen. Jetzt öffnete er die Schleusen, und Marie Mühlbach tat ihrerseits dasselbe. Ihr Vater hatte eine kleine Fabrik für Scherzartikel mit angeschlossenem Großhandel im Stadtteil Schöneberg. Paul Schulz gefiel ihm auf Anhieb, und sein Vorstrafenregister war ihm piepegal. Marie durfte ihren Geliebten heiraten, und Vater Mühlbach nahm den Schwiegersohn in seine Arme — und in seine Firma. Paule mußte sich allerdings ganz von unten und eigenhändig hochdienen. Aber das schaffte er spielend und eigentlich im Handumdrehen. Er war ja ein kluges Kind und, wenn es sein mußte, auch ein fleißiges. Inzwischen war er so was wie der Geschäftsführer und Herrn Mühlbachs rechte Hand.
    Manfred Zasche war zuerst einmal geplättet, und bevor er etwas sagen konnte, kam der viel zu junge Aushilfskellner Wolf-Dieter mit der zweiten Lage Bier vom Faß.
    „Trinken wir erst mal“, schlug Manni vor. Und das taten sie dann auch. Anschließend schüttelte er den Kopf und guckte verwirrt. „Warum hast du mir das alles jahrelang verschwiegen?“
    „Glaubst du etwa, das wäre mir leichtgefallen?“ fragte Paule Schulz zurück. Anlügen wollt’ ich dich nicht, ausgerechnet dich nicht. Da hab’ ich mich eben um deine Fragen, wie es mir denn so ginge, mehr oder weniger herumgemogelt. Mensch, Manni, ich hab’ doch bei jedem Besuch gemerkt, daß zwölf Quadratmeter Zelle viereinhalb Jahre lang nicht gerade das Gelbe vom Ei für dich waren. Du sitzt da rum, hast überall Gitter vor der Nase, und da soll ich dir erzählen, wie’s mir draußen immer besser und besser geht? Das konntest du nicht von mir verlangen. Das wäre ja genauso gewesen, als hätte ich dir Reiseprospekte für Capri oder von Florida auf dem Tisch im Besucherzimmer liegenlassen.“
    „Vielleicht hast du recht“, gab Manfred Zasche zu. Er starrte vor sich in sein Bierglas. Ja, sogar ganz bestimmt hast du recht. Wer weiß schon, wann und wie einem was an die Nieren geht —“
    Die zwei Eisbein munterten die Freunde wieder auf.
    „Hatte ich zuviel versprochen?“ fragte der Junge namens Wolf-Dieter, als er die Teller später abräumte. „Unsere Spezialität, wie gesagt, jeden Tag frisch vom Fleischer —“
    „- und das Sauerkraut ein paarmal aufgekocht, wie es sich gehört“, fügte Paule hinzu. „Das war wirklich ganz prima.“
    „Ja, Lob an die Küche“, sagte Manni Zasche. „Und jetzt noch mal zwei Bier und zwei klare Schnäpse dazu.“
    „Ist geritzt“, sagte der Junge mit den etwas abstehenden Ohren. Er verstaute Besteck und Teller auf seinem Servierbrett und verdrückte sich wieder.
    „Sag mal, Scherzartikel, was versteht man denn darunter?“ fragte Zasche, als sie wieder allein an ihrem Tisch saßen, .ich hab’ da überhaupt keine Vorstellung.“
    „Das geht von Gartenzwergen in allen Größen kreuz und quer bis zu Streichholzschachteln, die natürlich noch echter aussehen müssen als die echten, aber wenn man sie aufmacht, kommt eine Maus herausgesprungen“, erklärte Paule Schulz. „Wir haben sämtliche Tricks für Amateurzauberer auf Lager, Gummibälle, die wie Pferde wiehern, wenn man sich draufsetzt. Je nach Wunsch liefern wir auch Hühnergegacker oder ein Tuten, daß man glaubt, ein Dampfer schwimme im Zimmer herum.“
    „Es gibt tatsächlich Leute, die so was kaufen?“ fragte Zasche ungläubig.
    „Mehr als du denkst“, versicherte Paule. „Ein ganzer Teil unserer Kundschaft könnte ohne unsere Artikel gar keine Einladungen mehr geben. Wenn ihre Gäste vor Schreck fast an die Decke gehen, quietschen sie vor Vergnügen. Du kannst dir kaum vorstellen, wie vielen Menschen es einen höllischen Spaß macht, andere reinzulegen.“
    „Eine seltsame Art von Vergnügen ist das“, meinte Manfred Zasche.
    „Ja, mit dem Humor ist das so’ne Sache“, stimmte Paule zu. „Aber unser Laden floriert, und das ist die Hauptsache. Womit wir beim Thema sind.“ Er blickte auf. „Du kannst jederzeit bei uns einsteigen, wenn du Lust hast. Mit meinem Schwiegervater hab’ ich schon gesprochen.“ Paule lehnte sich auf dem Tisch weiter vor und fing mit

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