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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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seiner Fistelstimme zu flüstern an. „Irgendwie mußt du doch jetzt zuerst einmal über die Runden kommen. Ob du nun diese angebliche Million in irgendeinem Mauseloch versteckt hast oder nicht. Vorerst, und ich fürchte noch eine ganze Zeitlang, läßt du jedenfalls besser die Finger in der Tasche. Sie werden dich keine Stunde aus den Augen lassen. Du mußt also warten können, und was du dazu brauchst, damit dir keiner was ans Bein binden kann, ist eine Lohnsteuerkarte, geregelte Arbeit, ordentlicher polizeilicher Wohnsitz. Und genau das ist es, was dir die Firma Mühlbach bieten kann.“
    „Es interessiert dich wirklich nicht“, fragte Manfred Zasche so harmlos wie möglich, „ich meine, ob ich das Geld wirklich habe?“
    „Hast du’s denn?“
    Manni blickte seinem Freund in die Augen und schwieg.
    „Hast du’s?“
    „Besser, du weißt es nicht“, Zasche grinste. „Aber falls ich es haben sollte, gehst du nicht leer aus, Paule.“
    „Quatsch keine Opern, ich will keinen Pfennig. Mensch, Manni, begreif doch endlich, ich hab’ mein früheres Leben total umgekrempelt. Ich bin wirklich ganz sauber geblieben, hab’ ‘ne Familie mit zwei Kindern, Waschmaschine, Farbfernseher, Kühltruhe, Telefon, was du willst.“
    „Davon ist für mich das Telefon vielleicht das wichtigste“, bemerkte Zasche belustigt. „Gibst du mir die Nummer?“
    „Mehr hast du nicht zu sagen“, meinte der dünne Kerl mit den dicken Brillengläsern enttäuscht.
    „War doch bloß ein Witz“, lachte Manfred Zasche. „Im übrigen, als du gerade von deiner Familie gesprochen hast, mußte ich zum erstenmal nach meiner Entlassung an Yvonne denken. Hast du je wieder etwas von ihr gehört?“
    „Sie soll seit zwei Jahren wieder in Paris auftreten“, meinte Paule. „Nichts Genaues weiß man nicht.“
    „Also, abhaken und vergessen!“
    Sie hockten noch, quatschten und erzählten. Immerhin konnten sie sich jetzt unterhalten, wie ihnen der Schnabel gewachsen war. Zum erstenmal seit fast viereinhalb Jahren hatte kein Gefängniswärter seine Ohren auf dem Tisch liegen.
    Als sich draußen die Straßenbeleuchtung einschaltete und kurz darauf die Lichtreklame zu zucken anfing, wußte Manfred Zasche, wo er vorerst zusammen mit seinem grauen Segeltuchkoffer unterkriechen konnte. Sie hatten mit Tante Frieda telefoniert, die unter ihrem Namen in der Motzstraße eine kleine Pension betrieb. Sie kannte Manni noch aus seinen besten Zeiten und hatte nichts dagegen, ihn noch heute abend als neuen Mieter zu begrüßen. „Ist mir eine Ehre“, meinte sie und lachte, bevor sie den Hörer wieder auflegte. „Ich freue mich auf dich.“
    Selbstverständlich hatte Paule Schulz anfänglich angeboten, daß der Freund bei ihm wohnen könnte.
    „Mit deiner Familie zusammen, das haut doch garantiert nicht hin“, war ihm Zasche ins Wort gefallen, und Paule hatte nicht widersprochen. Sein Angebot war sowieso ziemlich halbherzig gewesen, weil auch er Schwierigkeiten befürchtete.
    „Schön, bring’ ich dich in die Motzstraße“, sagte er, nachdem er hinter dem Rücken seines Freundes so zwischendurch bei Vater Konopka an der Theke die Rechnung bezahlt hatte. „Mann, du hast ja keine Ahnung, wo die Kirchenglocken hängen“, winkte er lachend ab, als Zasche protestieren wollte. „Mein Wagen steht gleich gegenüber auf dem Parkplatz.“
    „Wagen?“ fragte Zasche. „Du fährst einen eigenen Wagen?“
    „Bloß einen alten Volvo.“
    „Immerhin.“
    Es zeigte sich dann, als sie einstiegen, daß der Volvo ziemlich neu war.
    „Du hast dich ja wirklich gemausert“, stellte Zasche trocken fest.
    „Na ja, es rappelt sich so zusammen. Scherzartikel sind eben tatsächlich nicht das schlechteste, wie du siehst.“
    „Scherzartikel“, wiederholte Manfred Zasche. „Ich bin fast schon davon überzeugt, daß ich auf dein Angebot zurückkomme. Eine schöne lupenreine Existenz könnte ich jetzt schon ganz gut gebrauchen. Du bist ein echter Freund, Paule, danke.“
    „Ich wäre sauer, wenn du daran nur eine Sekunde gezweifelt hättest, Manni. Ich bin ein paar Meter tief in deiner Schuld, vergiß das nicht.“
    „Aber, Paule, jetzt muß ich sagen, daß ich dir das nie vergesse.“
    „Gigantisch, dann ist ja alles in bester Butter“, trompetete das schmale Bügelbrett mit den dicken Brillengläsern und drehte den Zündschlüssel herum. Leise fing der Motor zu schnurren an.
    Aus einer einsamen, dunklen Stelle zwischen den Lichtkreisen zweier Straßenlampen

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