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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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vorerst rund um die Uhr an seinen Absätzen kleben. Er läßt sich also Zeit.
    Warten hat er ja gelernt, und auf einen Monat mehr oder weniger kommt es ihm jetzt auch nicht mehr an. Erst irgendeines Tages, wenn er annehmen darf, daß die Polizei allmählich die Lust an ihm verliert, anderes zu tun hat, zu pennen anfängt und die Beschatterei vielleicht ganz zu den Akten legt, wird er seine Chance riechen und sich dann im Handumdrehen blitzschnell auf die Socken machen. Bis dahin wird er uns einen so harmlosen und liebenswerten Musterknaben Vorspielen, daß uns fast die Tränen kommen. Nein, in der nächsten Zeit denkt Zasche nicht im Traum daran, uns das Leben leichtzumachen.“
    „Sie sind also ganz fest davon überzeugt, daß er die Million irgendwo im Ärmel hat?“ fragte Assistent Berger. Er hantierte an der Kaffeemaschine herum, die auf dem Fensterbrett stand.
    „Eher kommt das Einmaleins ins Wackeln“, knurrte Papenbrock. dein Märchen, daß ihm die Piepen irgend jemand geklaut haben soll, ist so unglaubwürdig wie der Osterhase.“ Er drehte sich um und fischte eine Zigarre aus dem Jackett, das hinter ihm über der Sessellehne hing. „Also, in diesem Augenblick liegt Zasche vermutlich in seiner Pension auf dem Bett, oder er wandert durchs Zimmer und überlegt. Tante Frieda ist ihm vermutlich mit einem theatralischen Freudenschrei um den Hals gefallen, als er mit seinem Koffer vor der Tür stand, aber inzwischen hat sie ihrem neuen Gast gesteckt, daß sie leider nicht die Heilsarmee sei, weshalb das Wohnen in ihrer Pension pro Nacht auch unter Freunden, sagen wir mal, so etwa dreißig Mark kosten würde.“ Er hatte sich die Zigarre in den Mund gesteckt und kaute an ihr herum.
    „Zasche hat nach Auskunft des Gefängnisdirektors runde tausend Mark Entlassungsgeld in der Tasche. Er kann sich also ausrechnen, daß er spätestens in zwei oder drei Wochen pleite ist. Selbst wenn er sich nur noch an Wurstbuden durchfuttert.“
    dein Freund Paule Schulz wird ihm ein paar Scheine zustecken“, gab Assistent Berger zu bedenken. Dabei stellte er eine Tasse Kaffee vor Papenbrock hin.
    „Mag sein, aber das Problem bleibt“, kombinierte der Kommissar weiter. „Zasche braucht schnellstens ein Zimmer. Möglichst billig und ohne andere Untermieter um sich herum. Denn er ist ja nicht nur knapp bei Kasse, er muß auch allein und ohne Beobachter sein bei dem, was er vorhat. Von der Miete mal ganz abgesehen, ist eine Pension wie die von Tante Frieda völlig untauglich für ihn. Da gucken ihm viel zu viele Augen auf die Finger.“ Papenbrock rümpfte die Nase und zündete sich endlich seine Zigarre an. „Ein stilles und sturmfreies Zimmer ist und bleibt so was wie der Archimedische Punkt. Das ist mir immer klarer geworden, je näher die Entlassung von Zasche auf uns zukam.“
    „Was für ein Punkt?“ fragte Assistent Berger und hielt seinen Kopf schief.
    „Der Archimedische. Den braucht man nämlich, um die Welt aus den Angeln zu heben. Du weißt doch, daß Archimedes und seine Archimandriten Er unterbrach sich, winkte ab und paffte kurz hintereinander zwei Zigarrenrauchwolken in das Licht der Schreibtischlampe. Dann blickte er auf: „Mit dem Inserat kann nichts schiefgehen?“
    „Wir haben es für Mittwoch in der ,Morgenpost’ aufgegeben, wie Sie es angeordnet haben.“
    „Und heute haben wir Dienstag“, stellte Papenbrock zufrieden fest. „Ausgezeichnet. Wenn er uns auf den Leim geht, sitzt er in der Falle.“
    „Eigentlich müßte es funktionieren“, sagte Berger in seinem grauen Flanellanzug.
    „Müßte…“ wiederholte der Kommissar. „Lange genug haben wir ja die ganze Sache schon angeleiert.“
    „Der Plan ist so wasserdicht wie ein U-Boot“, bemerkte der Assistent überzeugt. „Und Ihre Idee mit dem alten Bemmelmann war ganz einsame Spitze, wenn ich das einmal sagen darf.“
    „Vielleicht, vielleicht auch nicht, wir werden es ja erleben“, erwiderte Papenbrock. Jedenfalls mußte ich mir was einfallen lassen. Ich kann doch nicht unser ganzes Dezernat hinter Zasche herlaufen lassen, bis es dem Herrn irgendwann einmal in den Sinn kommt, seine Piepen auszubuddeln.“
    Sie glauben doch wohl nicht, daß er das Geld vergraben hat?“ fragte der jüngere Mann mit der schiefen Nase. Manchmal merkte er noch immer nicht sofort, ob sein Chef es ernst meinte oder ob er zwischendurch mal einen Witz machte.
    „Ach Unsinn“, der Kommissar lachte. „Das war nur so dahingequatscht.“
    Am nächsten Morgen

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