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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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hörten, sind wir gleich wie ein Torpedo losgeschossen. Hier spricht übrigens ‚Ferdinand zwo’. Bleibe auf Empfang.“
    „Strohblond, lang und nagelneuer blauer Anzug, wenn ich daran erinnern darf“, erwiderte Kommissar Papenbrock. „Übrigens gut gemacht , ,Ferdinand zwei’. Aber paßt auf, daß er euch nicht entdeckt, wenn er auftaucht.“ Es summte und knackte. Assistent Berger hantierte am Lautsprecher herum. Und als sich jetzt die piepsige Stimme wieder hören ließ, drehte er ihn auf volle Lautstärke.
    „Unser Strohblonder mit dem nagelneuen Einreiher springt gerade aus dem eingefahrenen Zug, läuft quer über den Bahnsteig und will jetzt in die entgegengesetzte Richtung nach Neukölln. Fahre mit und bleibe dran.“ Es knackte wieder, und der Kontakt brach ab.
    „Alle Wagen in Richtung Neukölln“, sagte Papenbrock vollkommen ruhig in den Hörer seines Autotelefons. Sein schwarzer Mercedes parkte inzwischen an der unteren Hälfte des Kurfürstendamms. Eine Politesse wollte schon ein Strafmandat kassieren, weil an dieser Stelle die Fahrspur für die Busse reserviert war. Aber als Assistent Berger seine Dienstmarke hinter die Windschutzscheibe hielt, schwirrte sie wieder ab, ohne eine Miene zu verziehen.
    „Zasche will uns wohl Berlin zeigen“, brummte der Kommissar.
    In Neukölln nahm sich Manni am Hermannsplatz zur Abwechslung mal wieder ein Taxi, wechselte am Tempelhoferdamm erneut in einen ,Doppeldecker’ und kletterte schließlich über die breite Treppe aus dem U-Bahnhof Kurfürstendamm. Er hatte sich unter eine Schulklasse mit knallbunten Luftballons gemogelt. Sie schützten ihn einigermaßen, und er wagte es, sich im Gehen vorsichtig umzublicken. Das eine oder andere Gesicht, das er bei seinem Trip kreuz und quer durch die Stadt flüchtig entdeckt hatte, war ihm aus der Zeit vor dem Knast, als er bei der Polente noch zu den Dauerkunden zählte, bekannt erschienen. Aber er konnte sich auch täuschen. Jedenfalls spürte er es bis in die Fingerspitzen, daß die Luft nicht ganz sauber gewesen war. Aber jetzt schien er seine Verfolger, sofern es überhaupt welche gegeben hatte, endgültig abgeschüttelt zu haben. Im Schatten hinter einem Zeitungskiosk blieb er stehen, luchste zur Sicherheit noch einmal rund um sich herum, und dann steuerte er kurz entschlossen auf das Café Kranzler zu. Bei dem prächtigen Sommerwetter saßen die Leute vor dem Lokal an Tischen, die fast bis zur Mitte des Gehsteigs aufgestellt waren.
    „Was sagt ihr da?“ fragte Papenbrock verwundert, als er in seinem Mercedes die neueste Meldung abgehört hatte.
    „Im Kranzler, hab’ ich richtig verstanden? Vielleicht hat uns der Kerl nur geleimt und genehmigt sich jetzt in aller Seelenruhe Kaffee und Kuchen. Unter Polizeiaufsicht sozusagen
    „Nein, Chef’, widersprach Kaminski, der zusammen mit seinem Kollegen Stolzenbach wieder Anschluß gefunden hatte. „Im Augenblick macht er die Tür zur Herrentoilette auf.“
    „Hoppla“, sagte Papenbrock, und seine bisherige Ruhe war plötzlich wie weggefegt. Jetzt werdet ihr gleich euer blaues Wunder erleben, Freunde.“ Er hatte sein Funksprechgerät wie ein Mikrophon dicht vor dem Mund. „Wenn Zasche wieder auftaucht, ist sein strohblondes Haar vermutlich unter einer dunklen Perücke versteckt. Auch mit einem falschen Bart müßt ihr rechnen. Laßt euch durch seine Maskerade ja nicht reinlegen!“
    „Verstanden, Chef“, flüsterte Kaminski als Antwort. Sein Kollege Stolzenbach hatte mitgehört. Jetzt trennten sie sich sofort. Der eine klemmte sich in eine Telefonzelle. Der andere stellte sich an das Kuchenbuffet und tat so, als gäbe es für ihn im Augenblick kein anderes Problem als die Frage, ob er sich eine Schwarzwäldertorte oder einen Apfelkuchen mit Sahne genehmigen sollte.
    Als Zasche aus der Toilette zurückkam, war er auf den ersten Blick kaum wiederzuerkennen. Er hatte nicht nur sein Haar dunkel gemacht und sich einen Bart auf die Oberlippe geklebt, auch sein Gang und seine ganze Haltung waren verändert. Er stolzierte mit hochgereckter Nase, kerzengerade aufgerichtet und mit langen, selbstbewußten Schritten an den Tischen vorbei wieder auf den sonnenbeschienenen Kurfürstendamm hinaus, überquerte die Joachimsthalerstraße, ließ die Gedächtniskirche links liegen und peilte auf dem direktesten Weg das Center an. Dort verschwand er in der UNION-Bank, die zu ebener Erde drei riesige Schaufenster nebeneinander aufwies. Und vor diesen Schaufenstern ließ man

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