Die Staatsanwältin - Thriller
die während anstrengenden Wettkämpfen ausflippten. Das Ganze roch für mich nach fernöstlichen Religionen und Hypnose. Etwas in der Art hatte ich nie gebraucht. Oder zumindest hatte ich das gedacht.
In den folgenden Minuten erklärte Gillespie mir den Hintergrund von etwas, das er »neurolinguistisches Programmieren« nannte.
»Was du in Gedanken übst, perfektionierst du in der Realität.« Er erklärte, wie zahlreiche Sportler ihre Psyche durch Visualisierung auf Erfolg trainiert hatten. Die Kunstturnerin Mary Lou Retton hatte einen Hypnotherapeuten namens Gil Boyne engagiert, bevor sie 1984 die Goldmedaille holte. Der Baseballspieler Mark McGwire hatte Visualisierungstechniken benutzt â wenn auch zusammen mit weniger harmlosen Hilfsmitteln â, um 1998 seinen Home-Run-Rekord aufzustellen. Gillespie hakte eine Liste von weiteren bekannten Sportlern und Trainern ab, die mit ähnlichen Methoden arbeiteten. Er hatte selbst mit mehreren Sportlern zusammengearbeitet.
»Ich weiÃ, es wird dir nicht gefallen«, sagte er, »aber ich will, dass du etwas ausprobierst.«
Er bat mich, mich auf die Couch zu legen und die Augen zu schlieÃen. »Du hast dir alles Schlimme ausgemalt, was nächste Woche passieren kann«, erklärte er. »Ich will dir ein paar Entspannungstechniken beibringen und dir dann helfen, den Gerichtsprozess in Gedanken neu zu bewerten.«
Das Ganze fühlte sich ein bisschen komisch an, aber ich war bereit, es zu versuchen. Ich sollte mich auf meine Atmung konzentrieren, und Gillespie ging mit mir ein paar Ãbungen durch, mit denen ich jeden Muskel in meinem Körper entspannte, einen nach dem anderen. Er wies mich an, mir verschiedene Teile des Prozesses bildlich auszumalen â mein Eröffnungsplädoyer, die Zeugenbefragungen, wie ich mit Caleb Tates Eskapaden umging. Ich stellte mir die Geschworenen vor, wie sie dem Richter den Zettel mit dem Urteil gaben. Tiefe Atemzüge. Ruhig. Den Puls unter Kontrolle halten. Bewusst auf alle Muskeln konzentrieren. Entspannen.
»Kontrolle, Jamie. Es geht nur um Kontrolle.«
Ich stellte mir einen Schuldspruch vor, und trotz meiner Skepsis musste ich zugeben, dass ich mich die ganze Woche über nicht so entspannt gefühlt hatte. Ich verlieà Gillespies Büro froh, dass ich mir die Zeit genommen hatte, mich mit ihm zu treffen. Fast hätte ich es mir selbst ausgeredet. Doch jetzt hatte ich zumindest ein paar Werkzeuge, wenn die Panik wieder zuschlug.
Ich wandte sie am Freitag um drei Uhr nachmittags an, als wir herausfanden, wer der Richter in unserem Prozess sein würde. Es war nicht Snowden, aber fast so schlimm.
»Dein alter Kumpel Harold Brown«, sagte Regina Granger. Der Richter, der mich wegen Missachtung belangt hatte. Eine der Gerichtsangestellten hatte Regina vorgewarnt. »Lass uns versuchen, diesmal höflich zu bleiben«, sagte Regina.
Tief atmen , sagte ich mir. Und denk positiv .
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70
Bill Masterson wusste, wie man eine Jury auswählte. Am Montag und Dienstag sah ich staunend zu, als Masterson sich mit den potenziellen Geschworenen für Caleb Tates Mordprozess anfreundete. Er war entspannt und zurückhaltend und machte sogar Witze über sein Ãbergewicht.
Seine Art brachte die Geschworenen dazu, sich ihm zu öffnen, und er hatte seine eigenen Theorien über die besten potenziellen Geschworenen für unseren Fall. Er wollte Männer. »Sie werden viel nachsichtiger mit Rikki sein.« Er wollte Lateinamerikaner, weil der Hauptzeuge Rafael Rivera einer war. Und natürlich wollte er gute, gläubige evangelikale Christen. Da er Geschworene nicht einzig wegen ihrer Religion ablehnen konnte, näherte er sich dem Thema auf andere Art.
»Nun, wir werden beweisen, dass Rikki und Caleb Tate über vieles gestritten haben, unter anderem über Rikkis Bekehrung zum Christentum. Hat jemand von Ihnen je mit seinem Ehepartner über religiöse Fragen gestritten? Falls ja, würde das Ihre Sicht auf den Fall beeinflussen, oder wären Sie in der Lage, das beiseitezuschieben und Ihre Entscheidung allein auf die Beweise zu gründen?«
Ein paar hoben die Hände, und Bill plauderte mit ihnen über ihre Reibereien mit ihren Ehepartnern. Er sprach darüber, dass Rikkis Bekehrung groÃe Veränderungen bei ihr bewirkt hatte. Ich beobachtete die Körpersprache der potenziellen Geschworenen genau.
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