Die Staatsanwältin - Thriller
herausfinden, dass das die Drogen waren, die man in Rikki Tates Blut gefunden hat. Ihre Zeugenaussage würde vor Gericht in der Luft zerrissen.«
»Gehen wir«, sagte der Wachmann. »Stehen Sie auf!«
Rivera rührte sich immer noch nicht. »Was, wenn ich wüsste, dass er erst vor einem halben Jahr angefangen hat, sich die Drogen zu besorgen? Was, wenn ich noch zwei andere Zeugen besorgen könnte, die wussten, dass ich Drogen für Mr Tate besorgte? Was wäre das â wie gesagt rein hypothetisch â wert?«
Diesmal hatte er mein Interesse geweckt. Niemand wusste von unserer Theorie, dass Caleb Tate erst vor einem halben Jahr angefangen hatte, seine Frau mit Drogen vollzupumpen. Die Zeugen, die Riveras Aussagestützen sollten, waren dagegen vermutlich nutzlos, wenn sie nicht gesehen hatten, wie er Tate die Drogen gab. Ihre Aussage würde als Hörensagen gewertet werden.
»Ich habe ihm jeden Monat mehr Drogen verkauft«, sagte Rafael. »Ich habe ihm einmal sogar ein bisschen Morphin gegeben. Vielleicht sollten Sie die Haare darauf untersuchen.«
Der Wachmann packte die Schulter von Riveras Overall und wollte ihn hochziehen. »Bewegung!«
»Warten Sie!«, bat ich ihn mit erhobener Hand. L. A. beugte sich dichter über meine Schulter.
Ich schaltete den Rekorder wieder ein. »Sagen Sie das noch mal«, verlangte ich.
»Das mit dem Morphin?«
»Alles.«
Er wiederholte seine Behauptungen für das Diktiergerät, und meine Gedanken rasten. Man lernt als Staatsanwalt früh, dass man seine Fälle nicht mit den Aussagen von Pfadfindern und Nonnen beweisen kann. Ja, verurteilte Verbrecher sagen alles, um aus dem Gefängnis zu kommen, aber sie wissen auch viel. Und im Moment versorgte uns Rafael Rivera mit Details, die er unmöglich wissen konnte, wenn er nicht die Wahrheit sprach.
Als er fertig war, schaltete ich das Gerät wieder aus und starrte in seine blutunterlaufenen Augen. Ich schenkte ihm meinen kältesten Blick und wartete fünf Sekunden, bevor ich anfing zu sprechen. »Wenn ein Wort hiervon zu Caleb Tate durchsickert, sind alle Ihre Chancen auf einen Deal dahin. Verstanden?«
»Verstanden«, sagte er selbstbewusst, als habe er eben einen Deal gemacht.
»Diese Zeugen â haben die gesehen, wie Sie Tate die Drogen gaben, oder haben sie selbst mit Tate gesprochen?«
»Nö. Aber ich habe ihnen von Tate erzählt, als ich die Drogen kaufte.«
»Ich will ihre Namen trotzdem. Und ich werde jedes Stückchen Information überprüfen, das Sie mir gegeben haben. Wenn Sie versuchen, Spielchen mit mir zu spielen, werden Sie bereuen, mich je gesehen zu haben.«
»So ein hübsches Gesicht?«, sagte Rivera arrogant. »Das glaube ich nicht.«
Ich gab dem Wachmann ein Zeichen, und er entfernte den Abschaum aus meinem Gesichtsfeld.
Rivera war mir nicht geheuer, aber L. A. und ich neigten beide dazu, ihm zu glauben. Falls Caleb Tate seine Frau vergiften wollte, war es sinnvoll, die Drogen bei jemandem wie Rivera zu kaufen â jemand, den Tate vor Gericht leicht diskreditieren konnte. In der Presse war nichts über unsere Theorie zu Tate und dem sechsmonatigen Drogengebrauch erwähnt worden, und auch nichts über die winzige Menge an Morphin in den Fingernagelproben. Wie konnte Rafael Rivera das alles wissen?
Doch der Gedanke, Rivera als einen meiner Zeugen in den Zeugenstand zu holen, machte mich krank. Noch schlimmer war der Gedanke, ihn auch noch mit einer Haftminderung dafür zu belohnen.
Als ich an diesem Abend ins Bett kroch, hatte ich immer noch das höhnisch grinsende Gesicht von Rivera vor meinem inneren Auge, wie er sich zu mir vorbeugte, und seine vulgären Bemerkungen gingen mir nicht aus dem Kopf. Ich dachte an die Zeugen, selbst Gangmitglieder, die man dazu gebracht hatte, in einem älteren Mordfall gegen ihn auszusagen. Sie waren verschwunden, ihre Leichen hatte man nie gefunden.
Wie konnte ich so einen Mann freilassen â nur wegen meines persönlichen Rachefeldzugs gegen Caleb Tate?
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Am nächsten Tag einen Termin mit Bill Masterson ausmachen zu wollen, kam dem Versuch gleich, eine Audienz beim Papst zu bekommen. Am Morgen hatte er ein paar Radiointerviews und Treffen mit Kampagnenberatern, dann machte er sich auf den Weg nach Süden nach Macon, um bei einem Mittagessen der örtlichen Anwaltskammer zu sprechen. Am
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