Die Staatsanwältin - Thriller
gefahren, seit mein Dad gestorben war, aber ich fand, es war eine gute Art, ihn zu ehren. Ich hatte auch seine abgenutzte braune Aktentasche dabei. Er hatte das Ding in den letzten fünfzehn Jahren herumgetragen, und das Leder an den Griffen war von schwitzenden Händen dunkelbraun verfärbt. Auf dem Boden der Tasche lag noch Zeug herum â eingerollte gelbe Klebezettel, ein paar leere Batterien, ein alter Textmarker, Tabletten, die aus einer Packung gefallen waren. Wer weiÃ, wie lange dieses Gerümpel dort schon lag?
Ich nahm die Aktentasche mit in den Jurysaal und gelobte mir feierlich, sie auf jedem Schritt in Caleb Tates Prozess bei mir zu haben.
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31
An der Southeastern Law School ging Professor Mace James vorne im Hörsaal auf und ab und dozierte eloquent über das Argument der UnverhältnismäÃigkeit in der Debatte um die Todesstrafe. Einer der anderen Juraprofessoren der Universität bot James dieses Forum ein paar Mal pro Sommersemester in einer Verfassungsrecht-Vorlesung im zweiten Studienjahr. Mace leitete normalerweise nur Arbeitsgruppen und bekam nicht oft die Möglichkeit, seine Ansichten vor so einer groÃen Gruppe von Studenten auszusprechen, deshalb ergriff er die Gelegenheit immer sehr gerne. Sein Freund an der Fakultät hatte dafür gern ab und zu den Vormittag frei.
Mace gab sich provokant, erzählte Geschichten von unschuldigen Todeskandidaten, die durch DNA-Tests entlastet worden waren, und argumentierte, dass die Todesstrafe überproportional oft männliche Schwarze mit geringem Einkommen traf.
»Bei einer Hinrichtung wird die gleiche Tötungsmethode verwendet wie beim Einschläfern eines Familienhunds, wenn Bello alt wird oder zu viele Nachbarn beiÃt«, sagte er. »Wie viele von Ihnen haben tatsächlich einmal einer Hinrichtung beigewohnt?«
Keiner hob die Hand.
»Dann lassen Sie es mich Ihnen beschreiben.«
Während er das tat, ging die hintere Tür des Hörsaals auf, und Caleb Tate glitt auf einen der Sitze. Mace warf ihm einen überraschten Blick zu, sprach aber weiter.
Als er fertig war, debattierte Mace noch eine Weile mit ein paar von den konservativen Studenten, bevor er Schluss machte. Eine Reihe von Studenten kam für eine kleine Nachdiskussion nach vorn, doch Mace wies sie ab und entschuldigte sich.
Er stieg die Stufen des Auditoriums hinauf und begrüÃte Caleb. Die beiden Männer hätten nicht unterschiedlicher sein können. Tate trug einen seiner feinen anthrazitfarbenen Anzüge und ein weiÃes Hemd mit Monogramm. Er war makellos frisiert.
Mace trug seine Lieblingsjeans mit einem Loch am Knie, das jedes Mal gröÃer wurde, wenn er sie wusch. Da es April war, hatte er die Flip-Flops an, die er den ganzen Sommer tragen würde. Er sagte den Leuten immer, er habe sich im Gefängnis an sie gewöhnt und könne diese Angewohnheit nicht aufgeben. Eine umgedrehte Baseballmütze bedeckte seinen kahlen Schädel.
Tate sah sich im Hörsaal um; wahrscheinlich schaute er sich die Studentinnen an. »Wie komme ich auch an so einen Job?«
»Lassen Sie sich für ein Kapitalverbrechen verurteilen und werden Sie ein Musterbeispiel für erfolgreiche Rehabilitation. Dann werden die Liberalen Sie lieben.«
Sobald die Worte heraus waren, dachte Mace an Rikki Tates Tod. Caleb schätzte Witzelei dieser Art wahrscheinlich nicht besonders.
»Ehrlich gesagt bin ich sogar deshalb hier«, sagte Tate. »Können wir irgendwo hingehen und reden?«
Sie gingen nach oben in Maces Büro, und Mace räumte einen Stapel Papiere von einem der Stühle. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und rückte etwas zur Seite, damit sein Blick auf Caleb Tate nicht von seinem groÃen Monitor verstellt wurde.
Caleb warf einen Blick auf das Whiteboard an der Wand mit einer Reihe von durchgestrichenen Zahlen, die anzeigte, dass es nur noch 106 Tage bis zu Antoines Hinrichtung waren. Berufungsbegründungsschriften und Akten lagen auf dem Boden verstreut.
Die zwei Männer gingen ganz sachlich miteinander um, wenn man die Umstände bedachte. Antoine Marshall hatte das bisschen Geld, das er hatte, in Caleb Tates Dienste als Strafverteidiger im Prozess investiert. Tates wahrer Beweggrund, den Fall zu übernehmen, war vermutlich das riesige Medieninteresse gewesen, das der Fall ausgelöst hatte. Dann, als das Urteil gesprochen, das Geld weg und
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