Die Staatsanwältin - Thriller
Aber niemand sagte etwas.
»Wir setzen die Gangleader unter Druck und drohen ihnen mit neuen Anklagen«, fuhr Masterson fort. »Aber bis jemand blinzelt, haben wir im Grunde nur drei Möglichkeiten. Einige sagen, wir sollten die schwächsten Häftlinge aussondern und ihnen Deals anbieten, die sie nicht ablehnen können. Ein Problem dieser Herangehensweise ist, dass wir wertvolle Mitarbeiter der Strafverfolgungsbehörden einsetzen müssten, um sie zu beschützen, wenn sie erst raus sind. Ein Vergleich ist deutlich unattraktiver, wenn man weiÃ, dass man nach der Freilassung nur noch vierundzwanzig Stunden zu leben hat.
Ein zweiter Ansatz ist: Wir verzichten bei allen nicht gewalttätigen Straftätern auf Strafverfahren. Unsere Mittel sind begrenzt, die der Pflichtverteidigung ebenfalls. Bei diesem Plan würden wir die Junkies freilassen und nur die Vergewaltiger und Mörder anklagen. Ich würde mich dabei fühlen, als ob wir uns geschlagen geben, und ich bin kein groÃer Fan davon, mich tot zu stellen, bevor der erste Schuss abgefeuert wurde.«
Ganz zu schweigen davon, dass das im Wahlkampf schwierig zu erklären sein könnte , dachte ich.
»Es gibt eine dritte Alternative. Wir machen unmissverständlich deutlich, dass sie nicht die Einzigen sind, die dieses Spielchen spielen können. Wir reiÃen uns den Hintern auf und verfolgen sie mit der ganzen Härte des Gesetzes. Wir machen bis auf Weiteres in Milton County keine Deals mehr. Wenn sie sich ohne Zusagen unsererseits schuldig bekennen wollen, um sich den Prozess zu ersparen, na ja ⦠dazu können sie uns vielleicht überreden. Aber ansonsten machen wir die Arbeit, für die uns die Steuerzahler bezahlen.«
Es lag ein entschlossener Ausdruck auf den meisten Gesichtern im Raum, aber es gab auch ein paar Skeptiker. Selbst wenn wir rund um die Uhr arbeiteten, konnten wir unmöglich alle Fälle fristgerecht vor Gericht bringen. Und selbst wenn wir es könnten, hätten die Pflichtverteidiger keinen Anreiz, mitzuspielen. Pflichtverteidiger beschwerten sich nur zu gern, wie überarbeitet sie waren und wie klein ihr Budget sei. Sie würden behaupten, sie könnten all diese Fälle nicht angemessen vorbereiten, und wenn wir Schuldsprüche erreichten, würden die Berufungsanträge die Gerichte auf Jahre hin verstopfen.
»Haben Sie die Zahlen dazu analysiert, Bill?«, fragte einer der ranghöheren Staatsanwälte. »Ich meine, ich bin bereit zu tun, was nötig ist, aber wir haben offen gesagt nicht genug Leute, um das durchzuziehen.«
»Das weià ich«, entgegnete Masterson. »Und ich weiÃ, dass die Pflichtverteidigung vor einer noch gröÃeren Herausforderung steht. Aber darüber habe ich ein bisschen nachgedacht. Ich könnte unseren Gesetzgeber um eine Notfallgesetzgebung bitten, mit der wir Anwälte aus privaten Kanzleien als Teilzeitstaatsanwälte einstellen können. Sie können ja jetzt schon freiwillig als Pflichtverteidiger aushelfen. Wir könnten Druck auf die groÃen Kanzleien in Atlanta ausüben und ihnen positive Publicity versprechen, wenn sie uns für einen Tag oder eine Woche ihre jungen Talente schicken. Wenn wir die Namen der Kanzleien veröffentlichen, könnten wir Ende des Monats fünfzig neue Staatsanwälte haben.«
»Ich weià nicht«, sagte Staatsanwalt Larry Hinson. Er hatte den Ruf, der Letzte zu sein, der morgens kam und der Erste, der abends ging. »Es würde zu lange dauern, um sie zu schulen. Sie würden nicht wissen, was sie tun sollen. Die meisten Anwälte in GroÃkanzleien haben noch nie einen Gerichtssaal von innen gesehen.«
Masterson starrte ihn an, bis er den Blick abwandte. »Haben Sie eine bessere Idee, Larry? Denn ich habe noch eine Menge anderer Leute, die mir die Probleme aufzeigen. Ich bin an Lösungen interessiert.«
Larry zuckte die Achseln. »Mir gefällt die erste Option. Teile und herrsche.«
»Mir nicht«, sagte ich. Köpfe drehten sich in meine Richtung. »Deshalb arbeite ich hier. Ich habe gesehen, wie Mr Masterson den Mann vor Gericht gestellt hat, der meine Mutter ermordet hat, und ich wusste, es warmehr als nur ein Job für ihn. Und das war kein leichter Fall. Um ehrlich zu sein, weià ich nicht, ob ich überlebt hätte, wenn nicht jemand für unsere Familie eingetreten wäre und Antoine Marshall hinter Gitter gebracht
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