Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hänssler-Verlag
Vom Netzwerk:
hätte.«
    Im Raum war es still. Alle im Büro kannten meine Geschichte, aber ich hatte die Opferkarte in meinen ganzen vier Jahren hier nie ausgespielt. Jetzt tat ich es.
    Â»Wenn wir jetzt zurückweichen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie es wieder tun. Und ich bin nicht bereit, einem Vergewaltigungsopfer oder dem Familienmitglied eines Mordopfers in die Augen zu schauen und ihnen zu sagen, dass der Mann, der dieses Verbrechen begangen hat, einen Deal schließt. Alles nur, weil wir nicht bereit sind, rund um die Uhr zu arbeiten und ein paar Privatkanzleianwälte einzuarbeiten. Also … ich weiß nicht. Ich habe wahrscheinlich schon zu viel gesagt, aber ich glaube, wir sollten die Arbeit machen, für die wir bezahlt werden.«
    Im Raum hatte sich jetzt unbehagliches Schweigen ausgebreitet, während Masterson sich umsah. »Will sonst noch jemand etwas sagen?«, fragte er. »Ich werde nicht darüber abstimmen lassen, aber ich will wissen, was Sie denken.«
    Die beiden Staatsanwälte im ersten Berufsjahr, die am anderen Ende des Raumes saßen, hatte ich als Mentorin betreut. Einer nach dem anderen ergriffen sie das Wort und wiederholten meine Bedenken. Die Neuen waren voll dabei.
    Ein stiller Mann namens Al, ein Kerl, der sein Berufsleben der Staatsanwaltschaft gewidmet hatte, sprach als Nächster. Er sagte, seiner Meinung nach könnten wir ethisch gesehen nichts anderes tun, als diese Männer und Frauen mit der ganzen Härte des Gesetzes anzuklagen. In den alten Zeiten habe er dreimal so viele Fälle bearbeitet wie jetzt. Und er sei bereit, das Tempo wieder anzuziehen.
    Einer nach dem anderen sprachen sich meine Kollegen für Mastersons dritten Vorschlag aus.
    Ein paar meiner theatralischeren Kollegen sprachen sogar mit belegten Stimmen, als sie sich an die Gründe erinnerten, warum sie hier arbeiteten. Bis der Letzte gesprochen hatte, waren wir bereit zum Angriff. Zumindest die meisten von uns. Ein paar Anwälte blieben auffällig still,und Larry starrte auf einen Punkt am Boden. Keine zweistündigen Mittagspausen mehr.
    Â»Ich glaube, damit wäre das geklärt«, sagte Masterson. »Es hat nie einen guten Zeitpunkt gegeben, um in Milton County ein Verbrechen zu begehen. Aber wer gerade jetzt gegen das Gesetz verstößt – dem gnade Gott.«

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
39
    Unser Enthusiasmus, die Bösen einzusperren und den Schlüssel wegzuwerfen, dauerte weniger als eine Woche an.
    Die Unterstützung durch Anwälte aus privaten Kanzleien erwies sich aus einer ganzen Reihe von Gründen als problematisch. Das Parlament des Bundesstaats ließ sich Zeit mit der Debatte des Konzepts, und es wurde klar, dass die Demokraten keinen republikanischen Kandidaten für das Amt des Generalstaatsanwalts als Helden dastehen lassen wollten.
    In der Zwischenzeit hatte Masterson jeden von uns gebeten, mit der Schulung von zwei oder drei Mitarbeitern aus privaten Kanzleien zu beginnen, während wir auf die Genehmigung des Gesetzgebers warteten. Das erschwerte meinen Job erheblich. Ein Staatsanwalt erreicht einen Großteil seiner Erfolge bei Gesprächen in seinem Büro oder in den Fluren des Gerichtsgebäudes.
    Dass nun immer noch ein anderer Anwalt dabei war, verkomplizierte die Dinge nur, und dass die Strafverteidiger vor den Neuen knallhart wirken wollten, machte die Arbeit mit der Gegenseite noch schwieriger als sonst.
    Doch die wahre Achillesferse des Plans wurde sichtbar, als private Anwälte sich als Pflichtverteidiger bei den Angeklagten vorstellten. Die Häftlinge waren alle von irgendjemandem gut instruiert worden. Sie alle fragten ihre neuen Anwälte, wie viele Jahre Erfahrung sie mit Strafrechtsfällen hatten. Dann legten sie Widerspruch gegen die Ernennung der Anfänger als ihre Vertretung ein. Jeder wusste, was wirklich los war –die Verbrecher legten es auf eine Berufungsklage wegen ineffektiver Vertretung an.
    Am Ende einer langen und frustrierenden Woche mit dem Versuch, das System wieder zum Laufen zu bringen, berief Masterson noch eine Sitzung ein und kündigte an, er werde seine Gesetzesinitiative zurückziehen. »Wir werden die Sache unter uns regeln müssen.«
    Meine Kollegen und ich murrten, aber insgeheim waren wir froh. Es war einfacher, wenn wir den Job erledigten, als Anwälte im ersten Berufsjahr zu schulen, die vorher nie aus ihren Büros in den großen Kanzleien

Weitere Kostenlose Bücher