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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hänssler-Verlag
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Vorfeld herausgefunden, dass die Seite des Staates von Andrew Thornton übernommen worden war. Bill Masterson, der normalerweise mit mir an Berufungsverfahren teilnahm, konnte nicht dabei sein. Er behauptete, er werde am Gericht von Milton County gebraucht. Ich dagegen glaubte, dass er nicht im Publikum sitzen und seinem politischen Gegner dabei zusehen wollte – und ihn damit unterstützen –, während er einen medienwirksamen großen Fall verhandelte. So oder so, Masterson hatte mir gesagt, ich solle mich wappnen. Er misstraute dem großen Interesse, das das Berufungsgericht von Georgia dem aktuellsten Antrag von Professor James schenkte. Außerdem, sagte er, sei Thornton eher ein Schreibtischhengst als ein Berufungsanwalt.
    Als ich ankam, war das Gebäude eingerüstet, und Bauarbeiter säuberten es gerade mit Hochdruckreinigern. Ein Sprühregen trieb in meine Richtung, und ich nahm das als schlechtes Omen – ich schaffte es sogar, im Regen zu stehen, wenn keine Wolke am Himmel stand.
    Das Gebäude hatte schon einige Kontroversen gesehen, unter anderem ein paar Grundsatzentscheidungen über die Todesstrafe, die vor dem Obersten Bundesgericht geendet hatten. In Furman gegen Georgia hatte das Gericht in Georgia die Verurteilung zum Tode für einen überführten Mörder aufrechterhalten. Aber der US Supreme Court hatte das Urteil aufgehoben und entschieden, dass Gesetze, die Jurys einen großen Ermessensspielraum bei der Anwendung der Todesstrafe ließen, eine Unverhältnismäßigkeit der Strafe darstellten. Diese Entscheidung von 1972hatte für die folgenden vier Jahre eine Aussetzung der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten zur Folge gehabt.
    Ein zweiter Fall in Georgia hatte dieses Moratorium wieder aufgehoben. Im Fall Gregg gegen Georgia überlegten sich die Gerichte ein neues Rechtssystem, nach dem Prozesse in zwei Phasen unterteilt wurden. Die erste Phase legte die Schuld oder Unschuld des Angeklagten fest. In der zweiten Phase wurde, wenn nötig, festgestellt, ob es eine ausreichende Schwere der Schuld gab, um die Todesstrafe zu verhängen. Das Oberste Bundesgericht stimmte diesem Entwurf zu, und die Hinrichtungen wurden wieder aufgenommen.
    In einem dritten Fall, McCleskey gegen Kemp , der 1987 entschieden wurde, erwogen die Gerichte, ob die Todesstrafe für verfassungswidrig erklärt werden solle wegen der angeblich diskriminierenden Art, wie sie in Georgia angewandt wurde.
    McCleskeys Anwälte hatten über zweitausend Mordfälle untersucht und statistisch nachgewiesen, dass Angeklagte, denen die Tötung weißer Opfer vorgeworfen wurde, in elf Prozent der Fälle die Todesstrafe bekamen, aber Angeklagte, die schwarze Opfer getötet hatten, in nur einem Prozent der Fälle. Dieses Ungleichgewicht war besonders ausgeprägt in Fällen mit schwarzen Angeklagten und weißen Opfern, wo in 22 Prozent der Fälle die Todesstrafe verhängt wurde. Wenn die Rollen vertauscht waren – weiße Angeklagte und schwarze Opfer – fiel die Rate von 22 auf 1 Prozent.
    Sowohl das Berufungsgericht von Georgia als auch der US Supreme Court hatten die Statistiken analysiert und beschlossen, sie genügten nicht, um die Todesstrafe für verfassungswidrig zu erklären. Die Hinrichtungen gingen weiter.
    Als ich durch den Metalldetektor des Gerichtsgebäudes ging, dachte ich an diese Fälle und andere dieser Art, die ich an der Uni untersucht hatte. Ich hatte die Todesstrafe immer verteidigt, denn ich verstand das Bedürfnis eines Opfers nach absoluter Gerechtigkeit. Jetzt fragte ich mich, ob das Berufungsgericht Georgia, das bereits berühmt war für seine Rechtsprechung zur Todesstrafe, in unserem Fall neue Wege einschlagen würde. Würden zukünftige Generationen von Jurastudenten den Fall Marshall gegen Georgia analysieren und die Vorzüge und Nachteile derTodesstrafe diskutieren, ohne dabei das persönliche Opfer zu beachten, den so ein Fall von den Opfern forderte?
    Ich hoffte nicht. Ich wünschte mir verzweifelt, dass diese ganze endlose Geschichte bald vorüber war, dass der Richter befand, Coopers eidesstattliche Erklärung genüge nicht, um das Spiel zu wenden, und dass Antoine Marshall seinen unberechenbaren Marsch in Richtung Todeskammer fortsetzen konnte. Ich wollte, dass dieser Fall eine Fußnote in den Lehrbüchern wurde, keine Kapitelüberschrift.
    Ich kam volle fünfzehn Minuten

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