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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hänssler-Verlag
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Woche kein Einzelfall gewesen war. Am Mittwoch hatten keine Anhörungen stattgefunden, aber alle Angeklagten, die am Donnerstag einen Deal bekommen sollten, hatten einen Rückzieher gemacht, obwohl ein anderer Kollege für die Fälle zuständig war.
    Die Pflichtverteidiger waren inzwischen genauso nervös wie die Staatsanwälte und verbrachten den gesamten Donnerstagnachmittag in Besprechungen mit allen Angeklagten, die am Freitagmorgen ihre Anhörungen hatten.
    Alle bis auf einen stiegen sofort aus.
    Am Freitag bekannte sich der übrig gebliebene Angeklagte, Rontavius Eastbrook, eines geringeren Vergehens schuldig und bekam dafür eine reduzierte Strafe wegen seiner Kooperation mit der Polizei bei einer wichtigen verdeckten Ermittlung. Nachdem der Richter den Vergleich angenommen hatte, wurde Rontavius direkt aus dem Gerichtssaal zur weiteren Abwicklung ins Büro des Bezirksstaatsanwalts geführt. Er hatte seine Zeit schon abgebüßt und wurde freigelassen. Der Papierkram wurde zur Sicherheit nicht wie sonst im Gefängnis abgewickelt. Er wurde gefragt, ob er Polizeischutz wolle, machte sich über diese Vorstellung aber nur lustig.

    Die SMS kam am Samstagabend, direkt nach meinem Training im Fitnessstudio. Man hatte Rontavius Eastbrook tot in einer Gasse in der Sozialsiedlung gefunden. Todesursache war eine Kugel im Hinterkopf.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
38
    Am Montagmorgen standen keine Anhörungen mit Deals auf dem Gerichtskalender. Stattdessen berief Bill Masterson eine außerordentlicheSitzung aller Staatsanwälte ein. Wer nicht vor Gericht sein musste, wurde um Punkt 10 Uhr im Konferenzraum erwartet.
    In meinen drei Jahren bei der Staatsanwaltschaft hatte ich nie erlebt, dass ein hausinternes Meeting pünktlich begann. Aber als ich kurz vor zehn ankam, waren schon alle Stühle besetzt, und ich musste mit ein paar Kollegen an der Seiten stehen. Der Raum summte vor Aufregung und einer ganzen Menge nervöser Energie. Die meisten von uns waren Staatsanwälte geworden, weil wir Kreuzritter waren; wir wollten Unrecht wiedergutmachen. Die neuesten Entwicklungen empfanden wir als einen Frontalangriff auf die Unversehrtheit des Strafjustizsystems, und wir konnten den Häftlingen nicht erlauben, es zu einem Irrenhaus zu machen.
    Zugegeben, ein paar Staatsanwälte vertraten den gegenteiligen Ansatz. Sie glaubten, der einzige Weg gegen diese Blockade sei »Teile und herrsche«. Sie wollten eine Latino-Gang herauspicken und ihnen unwiderstehliche Deals anbieten, damit die Mühlen der Justiz wieder mahlen konnten. Wenn die Afroamerikaner erst erfuhren, dass die Latinos bevorzugt behandelt wurden, würden sie auch dabei sein wollen. Es war das Gesetz von Angebot und Nachfrage; wir mussten nur die Preise für die Deals richtig festsetzen. Meiner Meinung nach war das die dümmste Idee, die ich je gehört hatte.
    Masterson kam fünf Minuten zu spät herein, und das Geschnatter erstarb rasch. Er setzte sich ans Kopfende des Tisches. Regina Granger stellte sich hinter ihn.
    Der Chef sah sich im Raum um und nickte den meisten von uns fast unmerklich zu. Wir waren seine handverlesenen Mitstreiter, und man konnte seinen Blick lesen – Wenn ich in den Krieg ziehe, will ich, dass ihr mitkommt . Er holte tief Luft, bevor er zu sprechen begann.
    Â»Ich nehme an, Sie haben inzwischen gehört, dass die Häftlinge beschlossen haben, das interessante kleine Spiel ›Wer bremst, verliert‹ mit uns zu spielen«, sagte er. »Ich wusste immer, unser Job würde ein bisschen härter werden, wenn sie eine Gewerkschaft bilden würden.«
    Die Bemerkung brachte ihm ein Lächeln hier und da ein, aber Masterson blieb ernst. »Wir versuchen immer noch herauszufinden, wer hinter alledem steckt, und wir haben verschiedene Vermutungen. Aber das istnicht der Grund für dieses Treffen. Egal, wie oder warum diese Sache begonnen hat – es ist die neue Realität, und wir müssen damit umgehen.«
    Eine Reihe von Theorien, wie die Häftlinge sich organisiert haben könnten, waren im Büro schon hin und her geflogen. Manche verdächtigten die Bandenchefs, und die Justizbeamten hatten sie inzwischen alle in Einzelhaft gesteckt. Viele von uns mutmaßten, dass Caleb Tate etwas damit zu tun hatte. Die ersten Deals waren gescheitert, kurz nachdem er in Haft gekommen war, und seine Kanzlei vertrat plötzlich zwei der Bandenführer.

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