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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hänssler-Verlag
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zu früh in dem eleganten Gerichtssaal an, in dem die Berufungsverhandlungen stattfanden. Es gab sieben lederbezogene Stühle mit hohem Rücken auf dem Eichenpodium im vorderen Teil des Raumes. An den eichenvertäfelten Wänden hingen Porträts ehemaliger vorsitzender Richter. Der Teppichboden war dick und dunkelgrün, und die große Wand hinter der Richterbank war, im Gegensatz zu den holzvertäfelten Wänden an den Seiten des Saales, mit Granit verkleidet. Die Wand trug eine einfache lateinische Inschrift als erhabenes Relief: Fiat justitia, ruat caelum . Ich hatte es nach dem ersten Mal, als unser Fall hier verhandelt worden war, vor mehr als acht Jahren, nachgeschlagen. Es bedeutete: »Der Gerechtigkeit soll Genüge geleistet werden und wenn der Himmel einstürzt«. Ich betete, das möge heute der Fall sein.
    Mace James und ein paar andere Anwälte saßen vor dem Geländer im vorderen Bereich links. Mace sah mit seiner massigen Gestalt, dem kahlen Kopf und dem tätowierten Hals immer fehl am Platz aus in einem Anzug. Als Teenager hatte mich Caleb Tates Selbstdarstellung immer wütend gemacht, wenn er Antoine Marshall im Prozess verteidigte. Als Erwachsene ärgerten mich die Argumente von Professor James mindestens genauso.
    Caleb Tate hatte wie ein geschickter Schauspieler gewirkt – ich wusste, er hatte eigentlich nicht an Antoine Marshalls Unschuld geglaubt, aber er hatte seine Arbeit zu tun und wusste, wie man eine Show inszenierte. Aber für Mace James war es mehr als ein Job; er glaubte wirklich an Marshalls Unschuld. Wenn ich auch seinen Kampfgeist bewunderte, brachte mich doch seine blinde Loyalität seinem Mandanten gegenüber und seine Weigerung, dessen Tat anzuerkennen, zur Weißglut.
    Bei der Anhörung überraschte es mich, zu sehen, dass Caleb Tate direkt hinter dem Anwaltstisch saß. Tate hatte in den Berufungsverhandlungen für Antoine Marshall bis jetzt keine Rolle gespielt, konnte aber anscheinend einer Anhörung nicht widerstehen, wenn die Presse dabei war.
    Ich nahm auf der ersten Bank auf der rechten Seite Platz, in der Hoffnung, die Richter des Berufungsgerichtes würden ein Familienmitglied des Opfers im Verfahren bemerken. Drei Berufungsanwälte der Staatsanwaltschaft steckten an ihrem Tisch die Köpfe zusammen. Einer der Jüngeren bemerkte mich und sagte Hallo. Ich stand auf, und alle drei schüttelten mir über das Geländer hinweg die Hand und dankten mir, dass ich gekommen war. Sogar Andrew Thornton, das älteste Teammitglied.
    Der Händedruck von Thornton war unangenehm, und er wirkte noch steifer als normal. Und dies war der Mann, der für mich und meine Familie Gerechtigkeit erreichen sollte.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
41
    Die Richter kamen pünktlich im Gänsemarsch herein, und der Gerichtsdiener rief den Saal zur Ordnung. Es war eine beeindruckende Versammlung, und ich fragte mich, ob ich je die Selbstsicherheit und die Fähigkeit haben würde, hier einen Fall zu verhandeln. Mace James jedenfalls schien unbeeindruckt von der Kulisse.
    Er stellte sich ohne eine einzige Notiz hinters Rednerpult und sah die sieben Richter direkt an, die gerade mal sechs Meter von ihm entfernt saßen. Eine rote Digitaluhr an der rechten Seite der Richterbank zeigte die Zeit an, die von seinen dreißig Minuten Redezeit übrig war. Aus meiner Perspektive konnte ich ihn nur im Halbprofil sehen – die entschlossene Kieferpartie, die Tätowierung am Hals, den Hinterkopf und seine breiten Schultern, die sich spannten, als er die Hände seitlich aufs Pult stützte.
    Â»Mit Erlaubnis des Gerichts vertrete ich den Berufungskläger, AntoineMarshall, in seinem Mordprozess. Vor sechzig Tagen stand der Staat Georgia nur drei Stunden davor, einen unschuldigen Mann hinzurichten. Zum Glück ist dieses Gericht eingeschritten.«
    James ließ sie einen Augenblick darüber nachdenken, und ich murmelte lautlos den lateinischen Satz vor mich hin: » Fiat justitia, ruat caelum .«
    Nach dieser kurzen Pause fuhr James mit Zuversicht fort, beharrte auf Argumenten, die die Gerichte meiner Meinung nach bereits berücksichtigt hatten: die ungebührliche Streichung von drei Afroamerikanern von der Geschworenenliste durch Bill Masterson, die Fragen von Richterin Cynthia Snowden, durch die die Zeugenaussage meines Vaters rehabilitiert worden war, ihre Weigerung, die Ergebnisse des Lügendetektortests

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