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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hänssler-Verlag
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zuzulassen, und ihre Weigerung, die Aussage von zwei Expertenzeugen zuzulassen.
    Â»Ich versuche hier nicht, alte Geschichten aufzuwärmen«, sagte James. Darauf konnte ich nur höhnisch schnauben, und die Richter sahen aus, als teilten sie meine Skepsis. »Aber ich finde, wir sollten uns die eidesstattliche Erklärung von Mr Cooper im Gesamtzusammenhang dieses Falles ansehen. Es ist hier nicht so, dass die Aussage eines Gefängnisspitzels nur ein belastendes Element in einem Berg von Schuldbeweisen wäre. Wenn Sie Coopers Aussage weglassen, bleibt nur die umstrittene Identifizierung eines Afroamerikaners durch einen Augenzeugen, der den Angeklagten bei einer Gegenüberstellung im Zeugenstand vor Gericht nicht bestimmen konnte.«
    Â»Aber, Herr Anwalt«, unterbrach ihn die vorsitzende Richterin. Sie war eine Konservative, die ich zu den vier Stimmen zählte, die wir für eine Entscheidung gegen Marshall brauchten. »Mr Tate hat Freddie Cooper im Prozess ins Kreuzverhör genommen und ihn so diskreditiert, dass der Staatsanwalt Cooper in seinem Schlussplädoyer kaum noch erwähnte. Wie können Sie das ausklammern und behaupten, Coopers Aussage sei das Herzstück der Argumentation der Staatsanwaltschaft gewesen?«
    Â»Ich sage nicht, dass sie das Herzstück war, Euer Ehren. Aber wir wissen nicht, wie sehr sich die Jury auf ihn gestützt hat. Und das ist der Punkt. Wie können wir sagen, dass die Staatsanwaltschaft ihre Anklagepunkte unabhängig von Coopers Aussage jenseits aller begründeten Zweifel bewiesen hat? Mit einem unglaubwürdigen Augenzeugen? OhneDNS, ohne Geständnis, ohne unterstützendes Beweismaterial? Dieser Fall schreit nach einem Wiederaufnahmeverfahren.«
    Â»Wie praktisch«, schoss Richter Sherman zurück, der noch nicht lange Richter und vorher Staatsanwalt gewesen war. »Der einzige Augenzeuge ist jetzt tot, wenn ich das richtig sehe, und Ihr Mandant will ein Wiederaufnahmeverfahren.«
    Genau , dachte ich. Es war frustrierend, dazusitzen und zuzuhören, wie James so eloquent erörterte, warum ein Mörder freikommen sollte. Aber es war ermutigend zu sehen, dass sich ihm zumindest ein paar Richter entgegenstellten. Dennoch hätte ich während des Meinungsaustausches, der sich über die folgenden zwanzig Minuten erstreckte, nicht sagen können, ob wir die vier Stimmen hatten, die wir für einen Sieg brauchten.
    Der Richter, dessen Abstimmungsverhalten am wenigsten vorhersagbar war, war Richter Skelton, ein Südstaatengentleman, ein unaufdringlicher Gemäßigter, der nach der Vorsitzenden am längsten hier Richter war. Und Skelton saß nur da, das Kinn in die Hand gestützt, und hörte aufmerksam zu, sagte aber nichts.
    Was dachte dieser Mann?

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
42
    Als sich Staatsanwalt Andrew Thornton hinter das Rednerpult stellte, schien sich der Gerichtssaal auszudehnen. Er war schmal, sein Kopf wirkte zu groß für seinen Körper. Er spähte über eine Lesebrille, während er sprach. Im Gegensatz zu Professor James trug er ein dickes schwarzes Notizbuch zum Pult und las seine einführenden Bemerkungen, den verfahrensrechtlichen Hintergrund des Falles, sogar daraus ab. Er begann langsam; die Richter wirkten gelangweilt, und ich wäre am liebsten aufgestanden und hätte die Verhandlung selbst geführt.
    Â»Wir haben Ihre Zusammenfassung gelesen«, unterbrach ihn die Vorsitzende. »Wir wissen, warum der Fall zu uns kam. Kommen wir zum Punkt.«
    Ich verzog das Gesicht. Warum musste der Fall meiner Mutter in den Händen dieses Typs enden?
    Unbeirrt hob Thornton ein dreiseitiges Dokument hoch. »Ich habe eine zweite eidesstattliche Aussage von Mr Cooper«, sagte er.
    Ich warf einen Blick zu Mace James hinüber, der sich bis dahin ruhig Notizen gemacht hatte. Jetzt hob er abrupt den Kopf.
    Â»In dieser Aussage widerruft er seinen vorherigen Widerruf. Ich hätte sie zusammen mit unseren Schriftsätzen eingereicht, aber wir haben Mr Cooper erst gestern gefunden. Ich würde das Dokument jetzt gerne einreichen und Mr James eine Kopie geben.«
    James stand auf, sein Hals war rot. »Mr Thornton hätte mir wenigstens vor Beginn dieser Anhörung eine Kopie dieser Aussage geben können. Diese Art von staatsanwaltlichem Fehlverhalten hat uns überhaupt erst hierher gebracht …«
    Die vorsitzende Richterin benutzte ihren Hammer. »Mr James,

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