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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Siger
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war aber in Kontakt geblieben. Mehrere Jahre später, als ich während des Studiums als Trainerin im Gold's Gym arbeitete, hatte mich Gillespie engagiert, dreimal die Woche mit ihm zu trainieren.
    Er war glücklich verheiratet und einer der wenigen Männer, die nicht versuchten, mich während des Trainings zu beeindrucken. Eigentlich hatte er mich die meiste Zeit reden lassen, und ich arbeitete mich durch ein paar ziemlich ernste Probleme, während er Gewichte stemmte. Erst später war mir klar geworden, dass er ins Studio gekommen war, weil er wusste, dass ich zwar Therapie brauchte, aber nie einen Fuß in seine Praxis gesetzt hätte.
    Ich kündigte mich bei seiner Empfangsdame an und setzte mich in sein vornehmes Wartezimmer. Gillespie hatte es hier nicht schlecht. Nach ein paar Minuten kam er mit federndem Gang heraus. Der Mann war groß – ungefähr eins neunzig – mit einem jungenhaften Gesicht, schwarzer Brille und dunklen Haaren, die er zur Seite kämmte, als sei ihm nicht klar, dass Teile davon schon vor Jahren ausgefallen waren. Er war füllig um die Mitte, und mein Training mit ihm hatte sich scheinbar nicht nachhaltig ausgewirkt.
    Er verneigte sich tief, als ich aufstand, als wäre ich die Königin vonEngland. »Womit habe ich diese große Ehre verdient?«, fragte er. Dann umarmte er mich.
    »Hast du eine Sekunde Zeit?«
    Er sah sich um, als gehöre das Büro jemand anderem. »Eigentlich habe ich jetzt einen Patienten. Geht es um einen von unseren Fällen?«
    Einer der Gründe für meinen raschen Aufstieg bei der Staatsanwaltschaft war der Mann, der da vor mir stand. Gillespie war für die Staatsanwaltschaft zum Ansprechpartner für Fälle geworden, in denen es um Unzurechnungsfähigkeit ging. Die Geschworenen liebten ihn, und wir hatten ihn im Moment für drei unserer bedeutendsten Fälle engagiert.
    »Können wir kurz privat reden?«, fragte ich.
    Die Empfangsdame runzelte die Stirn, aber Gillespie verstand. Er führte mich in ein Büro am Ende des Flurs und schloss die Tür.
    »Ich bin mit meinem Patienten in ungefähr einer halben Stunde fertig. Ich könnte meinen nächsten Termin absagen, wenn nötig«, sagte er mit besorgtem Gesichtsausdruck.
    »Nein, nein, es ist nichts dergleichen. Ich wollte nur nicht am Telefon darüber reden.« Ich senkte ein wenig die Stimme. »Das muss vertraulich bleiben, okay?«
    Gillespie warf mir einen Seitenblick zu. »Natürlich.«
    »Ich untersuche den Tod von Rikki Tate. Wenn ich es richtig verstanden habe, war sie eine deiner Patientinnen.«
    »Du weißt, dass ich dazu nichts sagen kann.«
    »Ich weiß. Und ich bitte dich nicht, die Schweigepflicht zu brechen, denn wir können die Akten per Gerichtsbeschluss bekommen. Aber das dauert eine Weile. Ich hatte gehofft, du könntest mir vielleicht, rein hypothetisch gesprochen natürlich, sagen, ob in den Akten vielleicht etwas stehen könnte, das für unseren Fall hilfreich wäre.«
    Gillespie setzte sich auf die Tischkante und seufzte. Er nahm die Brille ab und rieb sich das Gesicht, bevor er sie wieder aufsetzte. »Rein hypothetisch – wonach suchst du?«
    »Streit mit ihrem Ehemann. Affären. Zugang zu Medikamenten wie Oxycodon und Codein.«
    Einen Moment lang starrte Gillespie an die Wand hinter mir. Dann wandte er sich wieder mir zu. »Ich kann nicht darüber reden, ob ich derTherapeut von Rikki Tate gewesen bin. Aber eines kann ich dir sagen – es ist meistens die Mühe wert, die Akten eines behandelnden Psychiaters anzufordern.«
    »Weil dieser Psychiater Medikamente verschreiben kann?«
    »Nicht unbedingt. Weil dem Psychiater Dinge erzählt werden. Die meisten Leute – abgesehen von ein paar Staatsanwälten, die glauben, sie seien so hart im Nehmen, dass sie kein Ventil für ihre Gefühle brauchen –« Er nickte mir leicht zu, eine subtile Schelte. »Die meisten Leute reden mit Psychiatern über ihre Probleme. Über Abhängigkeiten, die sie loswerden wollen. Darüber, ob sie ihrem Ehepartner treu waren. Solche Dinge.«
    »Verstehe.« Ich hütete mich, weiter zu bohren. Ich würde die Akten anfordern, und er würde sie mir unter Verschluss aushändigen. Aber die Antwort, die er so beiläufig fallen gelassen hatte, gab mir schon die Richtung vor – » Abhängigkeiten, die sie loswerden wollen … ob sie ihrem Ehepartner treu waren.«
    »Wir haben dieses Gespräch nie geführt – klar?«
    »Was für ein Gespräch?« Gillespie erhob sich von seinem Schreibtisch. Er ging zur Tür und legte die Hand an den

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