Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Siger
Vom Netzwerk:
und ich neigten beide dazu, ihm zu glauben. Falls Caleb Tate seine Frau vergiften wollte, war es sinnvoll, die Drogen bei jemandem wie Rivera zu kaufen – jemand, den Tate vor Gericht leicht diskreditieren konnte. In der Presse war nichts über unsere Theorie zu Tate und dem sechsmonatigen Drogengebrauch erwähnt worden, und auch nichts über die winzige Menge an Morphin in den Fingernagelproben. Wie konnte Rafael Rivera das alles wissen?
    Doch der Gedanke, Rivera als einen meiner Zeugen in den Zeugenstand zu holen, machte mich krank. Noch schlimmer war der Gedanke, ihn auch noch mit einer Haftminderung dafür zu belohnen.
    Als ich an diesem Abend ins Bett kroch, hatte ich immer noch das höhnisch grinsende Gesicht von Rivera vor meinem inneren Auge, wie er sich zu mir vorbeugte, und seine vulgären Bemerkungen gingen mir nicht aus dem Kopf. Ich dachte an die Zeugen, selbst Gangmitglieder, die man dazu gebracht hatte, in einem älteren Mordfall gegen ihn auszusagen. Sie waren verschwunden, ihre Leichen hatte man nie gefunden.
    Wie konnte ich so einen Mann freilassen – nur wegen meines persönlichen Rachefeldzugs gegen Caleb Tate?

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
29
    Am nächsten Tag einen Termin mit Bill Masterson ausmachen zu wollen, kam dem Versuch gleich, eine Audienz beim Papst zu bekommen. Am Morgen hatte er ein paar Radiointerviews und Treffen mit Kampagnenberatern, dann machte er sich auf den Weg nach Süden nach Macon, um bei einem Mittagessen der örtlichen Anwaltskammer zu sprechen. Am Abend musste er nach Savannah zu einer Benefizveranstaltung bei einer reichen Dame der Gesellschaft. »Geht das nicht übers Telefon?«, fragte er mich.
    »Ich muss wirklich persönlich mit Ihnen reden«, antwortete ich.
    Er gab mir dreiundachtzig Meilen – die Entfernung von Atlanta nach Macon auf der Interstate 75. Wir saßen hinten in seinem Wohnmobil an einem kleinen Küchentisch, während ein junger Praktikant aus seinem Wahlkampfteam fuhr.
    Der Junge hörte in der Fahrerkabine Countrymusik, was zusammen mit dem Dröhnen des Motors laut genug war, damit der Chef und ich uns ungestört unterhalten konnten.
    Ich hatte meine Erläuterungen genau gegliedert und hatte gerade fünf Minuten erzählt, als Mastersons Telefon klingelte. Er kümmerte sich um ein paar Wahlkampfangelegenheiten und entschuldigte sich bei mir. Ich machte weiter, wo ich aufgehört hatte, und wurde ein paar Minuten später vom nächsten Anruf unterbrochen. Diesmal stellte er seinen BlackBerry nach dem Gespräch auf Vibrationsalarm und steckte ihn in seine Hülle.
    »Ich gehöre ganz Ihnen. Aber ich muss nicht jedes Beweisstück im Detail hören. Die Pointe genügt.«
    Ich fasste mein Gespräch mit Rafael Rivera kurz zusammen, und das schien endlich doch noch seine Aufmerksamkeit zu wecken. Als ich erklärte, dass Rivera behauptete, er habe erst vor sechs Monaten angefangen, Tate mit Oxycodon und Codein zu versorgen und habe ihm auch einmal Morphin besorgt, wurde Masterson erst richtig munter.
    Als ich fertig war, ließ er sich alles eine Weile durch den Kopf gehen, schnäuzte sich und verschlang ein paar Cracker direkt aus der Schachtel. »Was sagt Ihnen Ihr Bauch?«, fragte er.
    »Dass Rivera Abschaum ist, der sogar seinen eigenen Anwalt in die Pfanne hauen würde.«
    Masterson nickte. Im Hintergrund lief Countrymusik von Carrie Underwood. So hatte ich mir das an der Uni nicht vorgestellt: strategische Entscheidungen über Mordfälle, getroffen auf dem Weg nach Süden zu einem Barbecue in Macon hinten in einem Wohnmobil.
    »Wollen Sie einen Deal mit Rivera machen?«, fragte Masterson.
    »Eigentlich nicht. Ich glaube, er ist gefährlicher als Tate.«
    Masterson schnaubte. »Das glaube ich auch. Aber Rivera wird wieder Mist bauen. Wenn wir ihn morgen freilassen, nageln wir ihn in einemhalben Jahr wieder fest. Außerdem gehen die Medien wegen Rivera nicht auf die Barrikaden.«
    Ich war mir nicht so sicher, dass wir Rivera ein halbes Jahr später wieder schnappen würden. Ich dachte an den Drogenfahnder, der im Undercover-Einsatz sein Leben riskiert hatte, um diesen Mann hinter Gitter zu bringen. Und ich glaubte auch nicht, dass die Berichterstattung der Presse darüber entscheiden sollte, welcher der Männer – Rivera oder Caleb Tate – ungestraft davonkommen sollte. Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich bei diesem ganzen Gespräch unwohl.
    »Ich habe nie einen Deal mit jemandem wie Rivera gemacht, und ich bin mir nicht sicher, ob ich damit leben

Weitere Kostenlose Bücher