Die Staatsanwältin - Thriller
Codeinspiegel in dem Fingernagelabschnitt, der den letzten sechs Monaten in Rikkis Leben entsprach, war hoch und passte zu den Haarproben. Aber die Menge im Zeitraum davor war kaum messbar. Insgesamt wiesen die Ergebnisse darauf hin, dass sie wahrscheinlich sechs Monate vor ihrem Tod angefangen hatte, die Medikamente in größeren Mengen einzunehmen. »Es könnten auch sieben Monate gewesen sein«, sagte L. A., »was die geringen Spuren in den älteren Fingernagelabschnitten erklären würde. Oder sie hat vielleicht in den Monaten davor ab und zu ein paar Pillen genommen. Aber nichts Ernsthaftes, bis ein halbes Jahr vor ihrem Tod.«
»Das ist gut«, sagte ich.
»Baby, das ist mehr als gut!«
Ich lächelte. Das war unser erster größerer Durchbruch.
»Und noch eines: Die älteren Fingernagelproben enthielten auch Spuren von Morphin.«
»Morphin?«, fragte ich.
»Könnte eine Folge von Heroinmissbrauch sein«, sagte L. A. »Aber O'Leary bezweifelt das. Wenn sich Heroin im Körper aufspaltet, dann wird es zu Morphin und irgendeinem anderen Stoffwechselprodukt. Das Labor hat diesen anderen Stoff aber nicht gefunden. Deshalb glaubt O'Leary, dass jemand ihr Morphin untergejubelt hat.«
»Aber nicht in letzter Zeit? Vor mehr als sechs Monaten?«
»So sieht es aus.«
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27
An diesem Wochenende ging ich mit Dr. Gillespie ins Fitnessstudio, und wir wussten beide, dass es eine Therapiesitzung werden würde. Während meiner Jahre am College war ich Leistungssportlerin gewesen, war in nationalen Wettbewerben Kajak gefahren und dabei zu einer Fitnessfanatikerin geworden. Während des Jurastudiums hatte ich als Trainerin in einem Studio in der Innenstadt gearbeitet. So war es nicht verwunderlich, dass der große und etwas behäbige Psychiater Schwierigkeiten hatte, mit mir Schritt zu halten.
Ich trieb ihn ziemlich an, denn er hatte es nötig. Aber das hielt ihn nicht davon ab, mir in den Verschnaufpausen eine Menge Fragen zu stellen. Ich machte ihn beim Training ziemlich fertig, und hinterher setzten wir uns mit Wasserflaschen in einen ungenutzten Aerobic-Raum. Während er an der Wand lehnte und ihm der Schweiß am Körper herunterlief, bat mich Gillespie scherzhaft, ihm am besten einen Krankenwagen zu rufen.
Er fragte mich, wie ich mit dem Tod meines Vaters zurechtkäme, und ich sagte ihm die Wahrheit: nicht sehr gut. Die Albträume von der Schießerei vor zwölf Jahren brachen wieder mit aller Gewalt über mich herein, und ich hatte in letzter Zeit sehr wenig geschlafen. Um ehrlich zu sein, ging ich abends nur noch sehr ungern schlafen, denn ich wusste, die Albträume würden kommen. Gillespie sagte, das überrasche ihn nicht, angesichts dessen, dass ich immer noch im selben Haus lebte, in dem meine Mutter gestorben war.
Er schlug mir Schlaftabletten vor, und ich hörte höflich zu, hatte aber nicht vor, seinen Rat zu beherzigen. Ich war immer sehr vorsichtig damit gewesen, was ich meinem Körper zumutete, und selbst jetzt, wo ich mit beinahe lähmendem Kummer zu kämpfen hatte, war ich entschlossen, nicht von Medikamenten abhängig zu werden, nur um diese schwere Zeit zu überleben.
Ich schaffte es schließlich, das Gespräch von mir auf meine Theorie über Rikki Tates Tod zu lenken. »Ich weiß, du darfst nicht über deine Sitzungen mit ihr reden, aber wir haben ja deine Notizen«, erklärte ich Gillespie. »Und wir haben noch ein paar andere Dinge erfahren.«
Ich erzählte ihm von den neuesten Entwicklungen in dem Fall, alles, bis auf die Fingernagelproben. Wir diskutierten den Lügendetektortest, und ich erklärte, wie ihn Tate meiner Meinung nach bestanden hatte.
Er nahm mir meine Theorie nicht ab.
»Caleb Tate ist ein Kontrollfreak. Selbst wenn er den Test trainiert hätte und ihn viermal hintereinander bestanden hätte, hätte er gewusst, dass ein erhebliches Risiko bestand, live im Fernsehen ein negatives Ergebnis zu bekommen, vor allem, wenn so viel davon abhängt und er einen entsprechend hohen Adrenalinspiegel hat. Er kommt mir nicht wie ein Mensch vor, der ein solches Risiko eingehen würde.«
Ich stand auf und begann mit dem Stretching. Erst einen Arm, dann den anderen. Ich wies Gillespie darauf hin, dass ihm ein bisschen Stretching nach dem Training auch guttun würde.
Er saß auf dem Boden und machte keine Anstalten, sich zu rühren.
»Also, was ist deine Erklärung für den bestandenen Test?«, fragte ich.
»Ich würde Dr. Feldman überprüfen«, sagte er. »Ich
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