Die Staatsanwältin - Thriller
Knöcheln gefesselt, als könnte er jeden Moment fliehen. Er trug einen Anzug, hatte aber ein Klemmpflaster über der linken Augenbraue. Er lächelte Mace an, und die beiden schüttelten sich die Hände, was die Handschellen zum Klirren brachte. Tate warf nicht einmal einen Blick in meine Richtung.
Als Tate saß, verlas Richterin Simmons die Anklage, und Mace plädierte für seinen Mandanten auf »Absolut nicht schuldig«. Er beantragte Kaution, und Simmons sagte, sie wolle zuerst die Staatsanwaltschaft hören.
Ich stand auf und begann, im Detail das Verbrechen zu beschreiben, dessen Caleb Tate angeklagt wurde. Dabei beobachtete ich ihn aus dem Augenwinkel. Er saß überheblich am Tisch der Verteidigung und musterte mich, als sei ich irgendein Tier im Versuchslabor, und machte sich nicht auch nur eine Notiz.
»Giftmord ist ein Verbrechen mit Planung und Vorbereitung«, betonte ich. »Und der Angeklagte besitzt die Mittel, aus dem Bundesstaat und aus dem Land zu fliehen. Er besitzt einen gültigen Pass, und er besaß früher eine Immobilie auf den Britischen Jungferninseln. Seine Anwaltskanzlei erwirtschaftete letztes Jahr fast sechs Millionen Dollar, und sein Hauswird auf 2,5 Millionen geschätzt. Oh … ich hätte fast vergessen zu erwähnen, dass er eine Zeit lang Teilpächter eines Privatjets war und wahrscheinlich Piloten kennt, die ihn überall auf der Welt hinfliegen können.
Wir glauben, dass die entsetzliche Art des Verbrechens und die Tatsache, dass der Angeklagte alles zu verlieren hat, bei Mr Tate auf eine erhebliche Fluchtgefahr schließen lässt. Das Letzte, was der Staat will, ist, dass Mr Tate seine Reichtümer nimmt und in ein anderes Land flieht, wo er den Rest seines Lebens damit verbringen könnte, gegen seine Auslieferung zu kämpfen. Folglich beantragen wir eine Kaution von nicht weniger als fünf Millionen Dollar.«
Ich setzte mich, und Simmons nickte Professor James zu. »Ihre Antwort, Mr …« – sie senkte den Blick auf das Blatt Papier vor sich – »Mr James. Und bitte halten Sie sich kurz.«
»Bei meinem Mandanten besteht ein Fluchtrisiko«, wiederholte Mace sarkastisch, während er sich erhob. »Mal sehen – er macht freiwillig einen Lügendetektortest, er bietet sich an, zur Befragung zu kommen, wann immer die Polizei ihm Fragen stellen will, er macht deutlich, dass er sich freiwillig stellen wird, falls sie ihn verhaften wollen, und er hat feste Bindungen im Gemeinwesen. Er ist nicht nur geschäftsführender Partner einer renommierten Kanzlei, sondern auch gesellschaftlich äußerst engagiert. Er hat dem Kinderkrankenhaus zwanzigtausend Dollar gespendet, er beteiligt sich auch mit zehntausend Dollar im Jahr beim Wohltätigkeitsnetzwerk United Way , er gehört zu den Schirmherren des Aquariums …«
»Ich brauche keine Liste seiner gemeinnützigen Aktivitäten«, unterbrach ihn Richterin Simmons. »Ich weiß, wir haben heute eine Menge Reporter im Gerichtssaal, aber dies ist nicht der richtige Ort für Effekthascherei. Ich setze die Kaution auf drei Millionen fest und verlange, dass Mr Tate seinen Pass hinterlegt und den Bundesstaat Georgia ohne Erlaubnis des Gerichts nicht verlässt. Sind diese Bedingungen klar?«
»Sie sind klar«, sagte Mace und sah verblüfft drein. »Aber ich würde sie nicht gerecht nennen. Caleb Tate ist selbst am allermeisten darauf erpicht, diesen Fall vor Gericht zu bringen. Er wird nirgendwo hingehen. Tatsächlich ist er auch bereit, den erstbesten Prozesstermin anzunehmen …«
Simmons benutzte ihren Hammer und warf Mace einen flammenden Blick zu. »Das reicht«, sagte sie. »Ich habe entschieden. Ms Brock hat absolut recht, was die Natur dieses Verbrechens angeht. Falls er es war – und ich sage nicht, dass er es war –, aber falls er es war, bedeutet das, dass er dieses Verbrechen mindestens ein halbes Jahr lang geplant hat. Ein Mann, der seine eigene Frau kaltblütig ermorden kann, würde nicht zögern, außer Landes zu fliehen. Also, Mr James, können Sie froh sein, dass Ihr Mandant überhaupt auf Kaution freigelassen wird.«
Mace James' Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er überhaupt nicht froh. Genauso wenig wie Caleb Tate.
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35
Mace James verbrachte die folgenden drei Tage in R-Gesprächen mit seinem neuen Mandanten. Milton County gestand seinen Gefangenen großzügige Telefonrechte zu, und Caleb Tate nutzte diese Freiheit aus.
Immer wieder klingelte Maces Handy und zeigte die Nummer des Gefängnisses
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