Die Staatsanwältin - Thriller
so viele Fälle bearbeitet wie jetzt. Und er sei bereit, das Tempo wieder anzuziehen.
Einer nach dem anderen sprachen sich meine Kollegen für Mastersons dritten Vorschlag aus.
Ein paar meiner theatralischeren Kollegen sprachen sogar mit belegten Stimmen, als sie sich an die Gründe erinnerten, warum sie hier arbeiteten. Bis der Letzte gesprochen hatte, waren wir bereit zum Angriff. Zumindest die meisten von uns. Ein paar Anwälte blieben auffällig still,und Larry starrte auf einen Punkt am Boden. Keine zweistündigen Mittagspausen mehr.
»Ich glaube, damit wäre das geklärt«, sagte Masterson. »Es hat nie einen guten Zeitpunkt gegeben, um in Milton County ein Verbrechen zu begehen. Aber wer gerade jetzt gegen das Gesetz verstößt – dem gnade Gott.«
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39
Unser Enthusiasmus, die Bösen einzusperren und den Schlüssel wegzuwerfen, dauerte weniger als eine Woche an.
Die Unterstützung durch Anwälte aus privaten Kanzleien erwies sich aus einer ganzen Reihe von Gründen als problematisch. Das Parlament des Bundesstaats ließ sich Zeit mit der Debatte des Konzepts, und es wurde klar, dass die Demokraten keinen republikanischen Kandidaten für das Amt des Generalstaatsanwalts als Helden dastehen lassen wollten.
In der Zwischenzeit hatte Masterson jeden von uns gebeten, mit der Schulung von zwei oder drei Mitarbeitern aus privaten Kanzleien zu beginnen, während wir auf die Genehmigung des Gesetzgebers warteten. Das erschwerte meinen Job erheblich. Ein Staatsanwalt erreicht einen Großteil seiner Erfolge bei Gesprächen in seinem Büro oder in den Fluren des Gerichtsgebäudes.
Dass nun immer noch ein anderer Anwalt dabei war, verkomplizierte die Dinge nur, und dass die Strafverteidiger vor den Neuen knallhart wirken wollten, machte die Arbeit mit der Gegenseite noch schwieriger als sonst.
Doch die wahre Achillesferse des Plans wurde sichtbar, als private Anwälte sich als Pflichtverteidiger bei den Angeklagten vorstellten. Die Häftlinge waren alle von irgendjemandem gut instruiert worden. Sie alle fragten ihre neuen Anwälte, wie viele Jahre Erfahrung sie mit Strafrechtsfällen hatten. Dann legten sie Widerspruch gegen die Ernennung der Anfänger als ihre Vertretung ein. Jeder wusste, was wirklich los war –die Verbrecher legten es auf eine Berufungsklage wegen ineffektiver Vertretung an.
Am Ende einer langen und frustrierenden Woche mit dem Versuch, das System wieder zum Laufen zu bringen, berief Masterson noch eine Sitzung ein und kündigte an, er werde seine Gesetzesinitiative zurückziehen. »Wir werden die Sache unter uns regeln müssen.«
Meine Kollegen und ich murrten, aber insgeheim waren wir froh. Es war einfacher, wenn wir den Job erledigten, als Anwälte im ersten Berufsjahr zu schulen, die vorher nie aus ihren Büros in den großen Kanzleien herausgekommen waren.
Doch in der zweiten Woche schlüpfte uns so langsam einiges durch die Maschen. Ich verlor einen Antrag auf Nichtzulassung von Beweisen, weil ein Zeuge nicht vorgeladen worden war. Meine Assistentin machte die Lawine von Fällen dafür verantwortlich, die sie zu bearbeiten hatte, und weinte, als ich ihr sagte, das dürfe uns nicht noch einmal passieren. Die Richter waren in den Verhandlungen langsam frustriert und schroff. Reporter tauchten bei den Anklageverlesungen auf, um zuzusehen, wie ein Angeklagter nach dem anderen auf nicht schuldig plädierte und einen Geschworenenprozess verlangte.
Jeden Tag schwor ich mir, am Abend am Fall Caleb Tate weiterzuarbeiten, aber ich kam immer spät nach Hause, ausgelaugt von vierzehn Stunden Chaos. Ich fütterte Justice, hing vor dem Computer oder Fernseher herum und schlief ein. Fünf oder sechs Stunden später wachte ich auf und begann das Ganze wieder von vorn.
Masterson seinerseits wurde zu so etwas wie einem Kulthelden. Seine kompromisslose Haltung brachte ihm Interviews auf Fox News, CNN und all den lokalen Sendern ein. Sogar die Geschichten von Angeklagten, die durch die Maschen schlüpften, vergrößerten Mastersons Ansehen nur noch. Was konnte er schon tun? Er hatte um die Möglichkeit gebeten, Anwälte aus privaten Kanzleien hinzuzuziehen, und war abgeblockt worden. Seine Schützlinge arbeiteten jetzt buchstäblich rund um die Uhr.
Je schlimmer die Lage wurde, desto volksnäher und ungezwungener wurde Masterson, schaute in die Kameras, versprach den Verbrechern, sie würden dieses Glücksspiel noch mit jeder Faser ihres Seins bereuen. Die Öffentlichkeit
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