Die Stachelbeerstraeucher von Saigon
Schtickel glei in Osch eineschtecka, damid eam des Kabarett glei ganz vergähd?
Gluckst, grunzt vergnügt, fängt sich wieder.
Das involviert natürlich die Frage nach der Rolle des Künstlers in Bayern ganz allgemein.
Wieder sickert Odel in den Prosecco.
Oder wia mia song:
Is iatzt der Zimmerschied de oanzige gottlose Drecksau, dem da Beidl ausgrissn gheat, oder gibts do no mehra so schwule Oschficker in dem München do ohm?
Gluckst begeistert und fängt sich wieder.
Das sind die Fragen, die wo wir heute klären wollen.
Lassen Sie mich jedoch eines vorwegsagen,
Kunst, meine Damen und Herren,
das ist für uns in Bayern zuallererst kulturelle Erbauung.
Wenn heut der leistungsbereite Arbeiter aus Aicha vorm Wald am Abend in sein Theater geht, dann will er heiter und niveauvoll unterhalten werden.
Ein anderer in ihm greift nach seiner Sprache.
Owa ned Probleme seng und wia de Negerkinder varreckan oda wia se de Bimbos mid da Machetn d’Ruam owahaun oder wias Chinesenbäuch aufschlitzen, ’s Inkreisch ausreißn und da Sau verfuadan.
Er watscht sich ansatzlos selbst zurecht, sich zur Ruhe mahnend, zu Besonnenheit, angesichts der anwesenden Öffentlichkeit.
Nein, Kunst, das ist für die CSU auch und insbesondere Vorbild für die Jugend.
Wenn heute ein junger Mensch, sittlich noch nicht ganz ausgereift, nach einem lehrreichen Schultag in sein Kinocenter geht und sein Popcorn knabbert, dann muss der Film ihn hinführen zur Familie, zur Ehe und zu einem sittlich verantwortlichen Umgang mit dem anderen Geschlecht.
Als Empörung getarnte Lüsternheit breitet sich aus.
Und ned do Schwänz wia Ochsenprügl, d’Fiaß ausanand
und mid da Kamera in Osch einefilma,
Titten wia Medizinbälle, Fudlapperl hängan ins Objektiv, d’Neger spritzen aus olle Schläuch.
Rastet völlig aus.
Zipfe eine, Zipfe außa,
heid gähds rund,
zerst in Osch und dann in Mund.
Mit heftigen Schlägen watscht er sich wieder in Façon.
Kultur, meine sehr verehrten Damen und Herren, Kultur, das ist, wo erbaut.
Sein zweites Ich übernimmt endgültig die Oberhand.
Und wenn eich des ned passt, dann mochts eich eian Scheißdreck seyba,
dann loßts hoid de Anarchisten eine zu eiare Weiber,
soins eiare Töchter vergewaltigen,
und dann schmeißts des Kommunisten no eiare Sparbiachl noch,
es brunzdummer Stimmzedlsoacha es.
wahnsinnig
Wähltses hoid de andern!
Wähltses!
Dann wirdses schon sähng!
Eiare Häuser werns azündn,
die Pfarrer werns de Sackl obschnein,
Marianne und Michael werns daschiaßn,
da Schnupftabak wird verboten,
’s Bier wird verdunsten.
Eine letzte Selbstbestrafung, ein letzter staatsmännischer Versuch.
In diesem Sinne,
für Frieden und Freiheit
und eine aufrichtige und saubere Kulturpolitik.
Verblöd auch du,
CSU !
Hartz- IV -Traum und Rürupshuffle
Klein sind sie, die Menschen.
Klein gemacht.
Zu Boden gezwungen und gehetzt.
Almosenempfänger.
Manchmal sehe ich sie schon durch Kantinen kriechen.
Auf den Knien und um Nahrung bettelnd.
Die ideale Haltung für ein Amtsleben.
Ein Hartz- IV -Schritt, ein Rürupshuffle.
Und wenn man so auf Knien durch eine Kantine kriecht, dann kann es sogar sein, dass ein Amtmann auf einen niederblickt mit gütigem Geberauge.
Denn Amtsräte haben ein hohes ökologisches Bewusstsein:
Sie lieben die Bodenhaltung.
Und in einem neuen Klassenbewusstsein wächst die Fürsorge viel freier und wohliger.
Moment,
für Sie hab ich was.
A ganz a frisches Fleischkrapferl.
Hab noch nicht abgebissen.
Zwei sind mir einfach zu viel.
Des Tantrismenü gestern war wieder mal
für den Preis einfach zu viel.
Des glacierte Spitzmorchelragout an karamellisiertem Stockentenpürzel,
des liegt mir immer noch im Magen.
Und wenn der Herr Schwingenschlögel von der Kriegsopferfürsorge immer noch chronische Gastritis hat, dann bekommt der Bittsteller auch noch einen Kartoffelsalat, für den er sich devot bedankt.
Danke, Herr Schwingenschlögel,
so ein schöner Kartoffelsalat,
grad recht für an Hartz IV ,
do wärns damois froh gwesn in El Alamein,
und wie achtlos geht ma heut oft midm Essen um,
grad midm Kartoffelsalat.
Dann mit Elan gleich zur Apfelsaftschorle beim Herrn Dr. Bachsteiger
von der Stadtentwässerung und zum Dr. Dr. Nothaft, dem Sozialreferenten, auf eine Nachspeise.
Der mobile Mensch.
Gestutzt.
Auf Knien.
Damit die Tat zur Andacht wird.
Das Recht zur Dankbarkeit.
… und die Welt dahinter
Essays und Kabaretttexte
München im August
Was
Weitere Kostenlose Bücher