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Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Titel: Die Stachelbeerstraeucher von Saigon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Zimmerschied
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zerstrittene Familien übereinander herfallen und circa eine Tonne Lebendgewicht und ein Gesamtwortschatz von schätzungsweise 150 Wörtern von einem Durchschnittsintelligenzquotienten weit unter 70 in Bewegung gesetzt werden und eine wohltuend akustisch debile Grundakustik ergeben, anstelle dieser Sendung also, die ihm immer ein wohltuendes, aktionsförderndes Gefühl der Überlegenheit gab und somit stabilisierend wirkte, wurde ein Vergleichskochen gesendet.
    Ebenfalls ein Rezept, das seinem vorbereiteten glich.
    Aber einmal das Hackfleisch von Bioangus mit den Strauchtomaten aus Kalabrien im Gusseisentopf von Le Creuset.
    Und daneben das Mischhack von Biosupermarkt mit den Kirschtomaten aus Spanien im beschichteten Aluguss von Schulte-Ufer.
    Nach drei Wochen hat man ihn gefunden.
    Er war verhungert.
    Nach Aussage der Rentnerin Irene K., einer ehemaligen Standlfrau auf der Auer Dult, die ihn fand, als sie während der Telenovela » Rote Rosen « einen Geruch wahrnahm, der mit der Handlung nicht in Einklang zu bringen war, lag er da wie ein Schuhbeck-Rezept.
    Steckerlfisch im Nudelbett an Blutschaum.
    Er muss wohl am Ende so schwach gewesen sein,
    dass er den Alessi-Spaghettiheber nicht mehr hatte halten können, auf den piemontesischen Edelhartweizennudeln ausgerutscht und in den
    Kürbisrosettenstecher von Rösle gestürzt war.
    Damit endete die Tragödie des Johann Witzigbeck, und meine begann.
    Da ich innerhalb seines Freundeskreises als Logistiker gelte, wahrscheinlich weil ich als Einziger in der Lage bin, einen Fernseher zu programmieren, sagte man zu mir:
    Entsorgn du!
    Ich neigte zunächst zu einer Urnenbestattung, da ich wusste, dass Johann ein großer Anhänger des Römertopfs war.
    Aber andererseits grillte er auch mit Begeisterung, der Waldfriedhof mit seinen Tannengruppen und lagerfeuerfreundlichen Lichtungsoasen schien mir plötzlich angemessen.
    Als ich ihn dann aber so vor mir sah in seinem Bluthochdruckglanz, erinnerte ich mich daran, dass er leidenschaftlich gerne diese höhenluftgetrocknete peruanische Schafsalami aus der Messner-Survivalkollektion aß.
    Hochfriedhof, schoss es mir durch den Kopf.
    Und wichtig: Leinen, Leinen und Fichte.
    Fichte und Leinen,
    schlichtes Blumendekor und einige verbindliche Worte.
    Obwohl Johann auch einer Telenovela nicht abgeneigt war.
    Also, Nusslasur mit Brokat am Rosenbouquet und eine ganz unverbindliche Rede mit Quartett.
    Quintett, fünf, ja, zu fünft waren sie immer, wenn sie gemeinsam ihre Kioskrunde machten.
    Oder sechs?!
    Oder sieben!?
    Oder war ich auch dabei?!
    So quäle ich mich nun seit zwei Wochen.
    Ich bin mittlerweile so schwach,
    dass ich mir nicht einmal mehr den Pampelmusenentkerner von WMF anzuschauen getraue, weil ich Angst habe, mich selbst nun gänzlich zu entkernen.
    Es hat den Anschein, dass Johanns medienbedingte Entscheidungsschwäche direkt auf mich übergegangen ist.
    Liegen lassen.
    Trocknen.
    Etwas Chili, Ingwer, eine leichte Tomatensoße.
    Wäre das nicht die adäquate Form der Bestattung für Johann Witzigbeck?
    Dazu einen 82er Château Montrose?
    Oder einen 83er?
    Oder doch einen 82er Cheval Blanc?
    Oder, bei dem Hautgout, den Johann mittlerweile angesetzt hat und der die einzige mittlere Reife ist, die er je erreicht hat, vielleicht doch etwas Reinsortiges, einen Petrus, einen 80er, 82er wäre noch geiler, wenngleich unbezahlbar?
    Oder gleich eine Granate, einen 88er Valpolicella vom Quintarelli?
    Fragen über Fragen, die in meiner Schwäche versickern.
    Und die zu beantworten ich nicht mehr in der Lage bin.
    Aber meine Hoffnung ist, dass sich jemand findet, der sich dann in meinen Fragen auflöst.
    Bis alle Fragezeichen verkocht sind und Johann Witzigbeck wiederaufersteht.
    Als Rezept.
    Das alle Fragen beantwortet.
    Ja, so wird er sein, der Jüngste Tag.

Der Spaß!Man!Rap und schwere Fälle
    Hipp und hopp
    und bip und bop
    und Oma abzock
    und Gameboy verhock.
    Wir sind die Kiddies!
    Oder doch nur Grafitties?
    Wir wollens krass! Man!
    Wir wollen Spaß! Man!
    Wenn man sich nun zu diesem Text noch drei ausdruckslose pubertierende Gesichter vorstellt, in denen sich missmutig Lippen in Coolnessversuchen formen, als wären es arbeitslose Putzerfische, und drei Paar Hände, die wie falsch programmierte Schneebesen in der Silbensuppe rühren, sowie Hosen, die in den Knien hängen und die Arschfalten freigeben wie Opferstöcke für Sammlungen gegen den Analphabetismus in der Welt, dann ist man der Heillosigkeit schon ziemlich

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