Die Stachelbeerstraeucher von Saigon
ausdrücklicher Zustimmung des Observanten durchführte.
Es stellte sich heraus, dass Aribert S. nur unter ganz bestimmten, sich auf den ersten Blick objektiv widersprechenden Voraussetzungen kommunikationsbereit war.
Dunkelheit und Publikum.
Anonymität und assoziative Freiheit.
Wir führten dies zunächst unter anderem auf eine frühkindliche Traumatisierung von Aribert S. zurück.
So wurde Aribert S. also stets zu einem nicht näher vereinbarten Zeitpunkt in einen dunklen Raum geführt, in dem sich außer ihm noch weitere Personen und vor allem das medizinische und therapeutische Fachpersonal befanden. Eine kleine Handlampe ermöglichte es ihm, Raum und Personen allmählich zu ertasten.
Aribert S. empfand diese Situation zunächst als Bedrohung, die dann allerdings Phantasie und teilweise lustvolle Rechtfertigungsmechanismen in Gang setzte, deren weitere Analyse uns in langsamen Schritten zu einem genaueren Bild führte.
Ein bemerkenswertes Phänomen bei Aribert S. ist seine Fähigkeit Anwürfe sowohl gegen Privatpersonen als auch geistliche und staatliche Würdenträger so zu chiffrieren, dass sie sich einer strafrechtlichen Verfolgung in der Regel entziehen.
So war sein tägliches Morgengebet bereits eine üble Verunglimpfung sowohl des Bundespräsidenten als auch aller leitenden Beamten sowie des Papstes.
Der Einschätzung unseres Institutjustiziars nach jedoch nicht justiziabel, da in einer Kunstform dargeboten.
Heilige St. Prostata,
die, vom Herrn gedacht, im Arsche war,
jetzt steht sie vorn und sabbert
und tropft und schwillt und wabbert,
ist alles für die Katzen.
Jetzt lass sie doch zerplatzen.
Wir bitten Dich, zerstöre uns.
Heiliger St. Uterus,
schick allen einen Omnibus,
den Blöden und den Föten,
und fahr sie in den Vatikan,
wo nicht mal mehr der Vati kann:
Der unser aller
Oberknaller.
Per dies et per noctem,
dort sollen sie vertrocknen.
Wir bitten Dich, zerstöre uns.
Heiliger St. Ischias,
St. Zipfegrint und Zehenkas,
St. Leberkrebs und Pankreas,
bewahr uns vor den Besten,
den blütenweißen Westen,
den pfurzgetränkten Sesseln,
den plattgesessnen Nesseln,
vor allen, die nur rechts sehn,
von Anfang bis A 16.
Wir bitten Dich, zerstöre uns.
Das Jüngste Gericht
Sitzungsprotokoll 1
Dies war die erste Sitzung unter den vorher beschriebenen Bedingungen.
Aribert S. schien es entweder vergessen zu haben oder er war so von der ihn umfangenden Dunkelheit fasziniert, dass er regelrecht erschrak, als er mit dem Anschalten der Mechanikerlampe die versammelte Ärzteschaft wahrnahm.
Er glaubte für einen Moment tatsächlich, Petrus, Johannes, die Apostel, Maria und den Heiligen Geist vor sich zu haben.
Er hielt sie für das Jüngste Gericht und nahm folgerichtig an, tot zu sein.
Dann begab er sich sofort in eine Rechtfertigungsposition.
Er habe das alles nur für sie getan.
Alles nur für jene, denen es eine Freude war, wenn er den Menschen auf Erden eine gerechte Strafe zuteilwerden ließ, denen wohl geradezu der Gerechtigkeitsgeifer aus den Mundwinkeln tropfte, wenn er, im Dienste höherer Absichten, wieder einen fehlgetretenen Menschen durch gezieltes Anwenden ihm zugefallener Informationen ins moralische Gleichgewicht brachte.
Und niemand solle jetzt Richter spielen über ihn, den Diener der guten Sache.
Er wisse genau, dass man ihn durch eine darauf abgerichtete Schicksalsgestaltung regelrecht ermutigt habe.
Von Anfang an.
Nicht einmal das Tagebuch einer gewissen Ebner Maria sei damals nur so zufällig im Pausenhof gelegen, und zwar so, dass er es finden musste.
Hingelegt hätten es die hier Versammelten und sich dann mit wohligem Schauer zurückgezogen in die Heiligennischen, um das Unvermeidliche zu genießen.
Direkte Anklagen gestalteten sich bei Aribert S. fast immer in dialektfreiem Amtsdeutsch.
Ja ihr! Ihr habt ja gewusst, dass ich nicht anders kann.
Ihr habt ja nur ins Archiv gehen müssen und nachschauen im Schöpfungsplan unter S.
Stauber Aribert – Vorsicht, Versuchsmodell!
Nachtragend, keine Instinktintellektbalance, komplexe Rachephantasien.
Vorsicht, Sonderreihe!
Fürs Leben nur bedingt tauglich!
Siehe auch unter Jack the Ripper, Rudolph Moshammer und Sigi Zimmerschied.
Ein sich immer wiederholendes Phänomen.
Und erst nach der schweren, vorwurfsgespickten Attacke, in Opferhaltung, quasi vom Kreuz herab, kamen dann die in Selbstmitleid getauchten kleinen Zweifel.
Natürlich habe ich das Tagebuch gelesen.
Auch das, was sie über mich
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