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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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beschönigende Umschreibung, und Jebrassy schämte sich dafür, dass er auf sie zurückgriff.
    Die Sama zeigte keine Spur von Verständnis, und es war auch nicht ihre Aufgabe, diese Dinge zu verstehen. Wer verstand schon, was während eines Überfalls geschah? »Wie traurig«, bemerkte sie.
    »Die neuen Paten haben mich für hundert Schlaf-Wach-Zyklen bei sich aufgenommen. Dann hatten sie genug von mir.«
    »Warum?«
    »Wegen meiner Aufsässigkeit. Und wegen meiner Neugier.«
    »Und wo schläfst du jetzt?«
    »Manchmal unter einer Brücke. Hin und wieder verstecke ich mich auch in den Mauernischen am Hochwasserkanal.«
    »Im alten Webla-Viertel? Hoch oben, bei den unechten Büchern? «
    »Ganz in der Nähe. Es gibt dort jede Menge leerer Nischen. Manchmal schlafe ich auch bei einem Freund.« Er klopfte auf sein Knie. »Ich finde immer irgendeinen Unterschlupf.«
    »Hat schon mal jemand mit diesem anderen, deinem Besucher, gesprochen?«
    Jebrassy hob einen Finger, was ein Ja bedeutete. »Manchmal erzählt mir mein Freund von ihm.«
    »Aber du erinnerst dich nicht an das, was gesprochen wurde.«
    Er ließ zwei Finger kreisen: Nein.
    »Kennst du noch andere, die wie du herumgeistern?«
    Seine Stirn zuckte. »Möglich. Eine Flamme, der ich nur ein einziges Mal begegnet bin. Sie … sie will sich später mit mir treffen. Ich weiß nicht, warum…«Jebrassy ließ den Satz in der Luft hängen.
    »Hast du denn kein Selbstwertgefühl?«
    »Ich bin ein Krieger, ein Vagabund, ohne Familie.«
    Die Sama kicherte leise. »Du verstehst die Flammen nicht, stimmt’s?«
    Er starrte sie finster an.
    »Du behauptest also, ein nichtsnutziges Geschöpf zu sein. Aber nicht, weil du herumgeisterst. Warum dann?«
    »Ich möchte Dinge in Erfahrung bringen. Früher hatte ich vor, die Hochgewachsenen zu bekämpfen und aus den Ebenen zu fliehen, falls es mir nicht gelingen sollte, mich einem Marsch anzuschließen.«
    »Ha! Hast du überhaupt schon mal Hochgewachsene gesehen? «
    »Nein, aber ich weiß, dass sie da sind.«
    »Und du hältst dich wegen deiner Fluchtgedanken für etwas Besonderes?«
    »Ist mir völlig egal, ob ich was Besonderes bin oder nicht.«
    »Und hältst du diese Flamme für eine Tranfunzel?« Die Sama hatte sich nicht bewegt, seit sie sich hingehockt und zu reden begonnen hatten, doch Jebrassys Knie schmerzten inzwischen.
    »Jedenfalls wirkt sie nicht so.«
    »Warum willst du dich mit ihr treffen?« Die Sama kratzte sich mit der schmutzigen Fingerspitze am Arm.
    »Es wäre schon interessant, jemanden, egal wen, zu finden, der so denkt wie ich.«
    »Du bist ein Krieger«, bemerkte sie. »Und bist stolz darauf.«
    Er wandte den Blick ab und presste die Lippen aufeinander. »Der Krieg ist nur ein Spiel. Hier ist ja nichts echt.«
    »Die Umber verhelfen uns auf die Welt. Danach lernen wir von unseren Paten und Lehrern. Wir arbeiten, wir lieben, und irgendwann holt uns der Düstere Aufseher. Und dann wird weiterer Nachwuchs gezeugt. Ist das etwa kein echtes Leben?«
    »Da draußen gibt’s aber noch mehr. Ich kann’s spüren.«
    Sie schaukelte leicht auf den Fersen hin und her. »Wovon träumst du noch, wenn du nicht gerade herumgeisterst?«
    »Von dem Überfall, bei dem Mer und Per entführt wurden. Ich hab’s miterlebt. War gerade aus dem Hort gekommen. Danach haben die Pflegerinnen mich eine Weile in Tiefschlaf versetzt, und ich fühlte mich besser, aber ich träume immer noch davon. Ich dachte, die wären gekommen, um mich zu holen, aber stattdessen haben sie meine Paten mitgenommen … Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Nein? Wieso nicht?«
    »Solche Überfälle kommen und gehen. Die Pflegerinnen lassen die Schleier herunter und vernebeln alles, danach räumen sie auf, und das war’s dann. Und die Lehrer halten einfach den Mund. Niemand weiß, aus welcher Richtung diese Überfälle kommen und was sie beabsichtigen. Wir wissen ja nicht mal, warum man das Überfälle nennt. Kommen sie von draußen? Aus dem Chaos, was immer das sein mag? Ich möchte mehr darüber erfahren.«
    »Was gibt es da noch zu wissen?«
    Jebrassy stand auf, während die Sama weiter hin und her schaukelte.
    »Ich biete dir keinen Trost an«, sagte sie. »Ich heile nur die Bisse von Buchstabenkäfern oder die Tritte und Knüffe, die Pedes austeilen. Manchmal helfe ich auch bei Alpträumen. Aber gegen diese Dinge bin ich machtlos.«
    »Ich will ja gar keinen Trost. Ich will Antworten.«
    »Weißt du denn überhaupt, welche Fragen du stellen

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