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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Haare, aber er wirkte dabei zerstreut. Die Millionenstadt, die sich auch ›Pra Nakhorn‹ nennt, ›Himmlische Hauptstadt‹, verwandelte sich für den Fünfzigjährigen in eine Hölle der Eifersucht.
    In Bangkok, wo mehr als zwei Drittel der Bewohner jünger als dreißig Jahre alt sind, wimmelte es auf einmal vor Nebenbuhlern. Der Ehemann auf Zeit bedrängte Malee, die Stadt der Engel und der Teufel früher zu verlassen, als sie es verabredet hatten; aber sie wollte nicht weg von der Metropole, vermutlich um in der Nähe ihres verhafteten Bruders zu bleiben.
    Die beiden nahmen den Lunch im Baan Thai in der Soi 32. Sie hatten Pat Priew Wan Nua gewählt, süßsaures Rindfleisch, und rings um sie herum brüllte, stank, tobte und schwitzte Tropen-Babylon; aber nicht deshalb aßen sie ohne Appetit.
    »Also, fahren wir morgen?« insistierte der Pferdekopf mit dem Silberhaar.
    »Aber nicht in den Naturschutzpark von Lang Sang«, versetzte Malee. »Das ist viel zu weit.«
    »Sondern?« fragte Dr. Giraff.
    »An einen Badestrand in der Nähe.«
    »Aber nicht nach Pattaya«, hakte er sofort nach.
    Sie einigten sich auf Bang Säen, einen Ort mit langem weißem Sandstrand und mäßigen Preisen, knapp hundert Kilometer südöstlich von Bangkok entfernt. Giraff zahlte. Sie gingen einträchtig wie früher in die Ploenchit Road zurück, fuhren mit dem Lift hinauf.
    Malee sperrte auf, ging voraus, er folgte ihr dichtauf.
    Die beiden Thais, die ihnen auflauerten, sprachen kein Wort. Sie sahen zum Fürchten aus, und das waren sie auch: Heroin-Gangster, Mitglieder des Heroin-Syndikats. Der längere von beiden hatte eine Zahnlücke und eine eingeschlagene Boxernase. Der Untersetzte neben ihm schloß die Tür und spielte mit seinem Schnappmesser. Er riß Malee an sich und drehte ihr den Arm um, bis sie laut schrie. Er fragte sie etwas in ihrer Sprache, Giraff verstand nur ›Predi‹ und begriff, daß die beiden wissen wollten, wo Makes Bruder sich aufhielt.
    »Plau«, erwiderte sie mit entsetzter Stimme. »Mai.«
    »Was fällt Ihnen ein?« fuhr ihn der Arzt an und trat dazwischen.
    Darauf hatte die Zahnlücke gewartet. »Ni sámrab khun nâ«, sagte der Gangster mit der viel zu hohen Stimme. Ohne daß man sehen konnte, daß er ausholte, traf er den Deutschen mit harter Wucht ans Kinn. Giraff flog mit dem Rücken gegen die Wand, versuchte sich hochzurappeln. Sein Peiniger trat ihm mit dem Fuß in den Unterleib. Der Fünfzigjährige ging erneut zu Boden, krümmte sich vor Schmerzen, versuchte verzweifelt hochzukommen, als er sah, daß der Untersetzte Malee das Messer an die Kehle setzte und seine Fragen wiederholte. Malee schrie gellend auf.
    Der Mann aus München kam halb hoch, aber der Lange wuchtete ihm mit dem Fuß ins Gesicht, einmal, zweimal. Giraff sah in die Augen seines Mörders, bis sich die Konturen verloren und das Zimmer vor seinen Blicken verschwamm.
    Das Ende! erfasste er noch, und auch Malees Tod, bevor er ins Koma hinüberglitt.
    Bruno war ein Reporter, der sich auf der ganzen Welt zurechtfand. Er suchte nicht lange auf dem Don-Muang-Flughafen herum, sondern ging über die Straßenbrücke in das Airport- Hotel , die Vertragsunterkunft einiger europäischer Fluggesellschaften. Sein leeres Gesicht belebte sich, als er rund um den Swimming-pool gutgewachsene Mädchen sah, die das fliegerblaue Kostüm mit dem Bikini vertauscht hatten. Einige tummelten sich im Wasser, andere saßen an der hübschen Bar. Während Bruno noch sondierte, ob er eine der Badenixen kannte, rief ihm eine Stewardess der Lufthansa zu: »Hallo, Bruno, nice to see you!« Es war Uta Richter, eine blonde Mittzwanzigerin.
    »Was hältst du von einem Drink?« fragte der Reporter.
    »Viel«, erwiderte sie. »Aber nur Orangensaft mit Eis. Wie ich dich kenne, willst du was von mir.«
    »Erraten, aber in allen Züchten und Ehren«, beteuerte er.
    »Zu etwas anderem hätte ich auch keine Zeit«, versetzte Uta und sah auf die Uhr. »Ich muß in zwanzig Minuten zum Briefing.«
    »Wohin fliegst du?«
    »Nach München, aber in Rhodos werde ich abgelöst und habe dann zwei Tage frei.«
    »Wie schön für dich«, versetzte Bruno.
    »Und in zwei Monaten steige ich ganz aus und heirate.«
    »Gratuliere!« Danys Helfer lächelte schräg. »Als Ehefrau kannst du ja zwischendurch wieder mal in die Luft gehen.«
    »Erfahrungswert?«
    »Junggeselle«, versicherte Bruno.
    »Dann halt die Klappe. Soll ich Post für dich mitnehmen?«
    »Unter Umständen«, erwiderte Bruno. »Aber

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