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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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und das war in ihrem Fall wohl das Unterschwellige – angesprochen wurde. Im ersten Moment hatte Dany schon gefürchtet, unter Drogeneinfluß zu stehen, aber sie erlebte nichts anderes wie ein raffiniertes, genau aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel von Farben, Tönen, Düften, von Schatten und Licht, von Stille und Erregung.
    »Ein Angel«, stellte sich das niedliche Thai-Girl vor, und tatsächlich klang ihre Stimme engelhaft. »And I want to be your Angel.«
    Wie ein Scherenschnitt zeichnete sich ihre Silhouette an der Wand ab, der Umriss eines Kindes mit den Attributen einer Frau. Die Augen glänzten Dany aus dem Dunkel entgegen, als Angel ihr beim Ausziehen behilflich war. Eine verspielt-perfekte Zofe machte die Besucherin zu einer Königin.
    Eine zweite ›Daughter of the Sun‹, Sonnentochter, ließ das Badewasser ein. Die Beleuchtung wechselte ständig, nie wurde sie aufdringlich oder anzüglich. Eben hatte noch der Geruch der Räucherkerzen den Raum in eine profansakrale Atmosphäre getaucht; übergangslos duftete er jetzt betörend nach Jasmin.
    »Please«, sagte Angel und nahm die Farang bei der Hand, führte sie zu der Badewanne, die so groß war, daß man sich in ihr verlieren konnte, dimensioniert auch für zwei oder drei. Auch die andere Goldblume war Dany beim Einsteigen behilflich. Zu zweit hievten sie die unerfahrene Besucherin in die Schaumwolke, daß zunächst nur der Kopf heraussah. Ohne zu fragen, hatten sie genau die richtige Wassertemperatur und eine ansprechende Essenz getroffen. Behutsam schoben sie Danys Kopf zurück auf ein Kissen und begannen ganz langsam den Schaum auf Danys Haut zu verreiben. Sie hatten zärtliche Hände, wissende Hände, Hände, die mehr berührten als massierten; unbefangen glitten sie über jede Stelle des Körpers, der sich in eine einzige erogene Zone verwandelte, im Fangnetz der Gänsehaut.
    Dany lehnte sich zurück, schloß wohlig die Augen. Sonst war ihr jede körperliche Berührung zuwider, nunmehr reckte sie sich dem vierhändigen Rhythmus entgegen, empfand es fast als schmerzhaft, als er endete, und seufzte erleichtert, als er wieder einsetzte. Während sie zu fühlen begann, hörte sie auf zu denken. Eine Sinnlichkeit, die sie auf einmal spürte wie nie zuvor, brach durch, breitete sich aus, wurde zur Eroberin.
    Die kleinen Wohltäterinnen hoben Dany aus der Wanne, trockneten sie ab. Als sie damit fertig waren, wurde das Licht ein wenig heller, und Dany sah sich schön und groß im Wandspiegel, eine Frau mit Ebenmaß und Sehnsucht, und sie starrte sich mit einem der Blicke an, die sie sonst nicht leiden konnte. War sie ein Narziss? Machte sie sich auf einmal mehr aus Frauen als aus Männern?
    Diese Vorstellung war natürlich falsch – aber hatte Dany sich eigentlich bisher viel aus Männern gemacht? Plötzlich erfasste sie, daß sie die Intimität mit dem anderen Geschlecht nur wie eine Pflichtübung hinter sich gebracht hatte.
    »You are beautiful«, flüsterte Angel. »The nicest woman I ever saw.«
    Dany lächelte, denn sie hörte auf einmal gern, daß sie die hübscheste Frau sei, die das Thai-Mädchen je gesehen hätte. Sie spürte, daß sie schön sein wollte, verführerisch – und verführbar.
    Die Entwicklungshelferinnen der Sinnlichkeit geleiteten sie zu dem breiten Massagebett in der Ecke, setzten sie vorsichtig ab, streckten sie aus, salbten sie mit einer moussierenden Creme.
    Jede Pore ihrer Haut wurde süchtig nach dem Wohlgeruch, der leisen Musik, dem unverständlichen Geflüster ihrer Samariterinnen. Seltsam entspannt war Dany doch voller Erwartung. Ihre verkrustete Abwehr war zersprungen, als wäre sie bereit, auf einmal alles mit sich geschehen zu lassen.
    Die Mädchen warfen ihre durchsichtigen Füllgewänder ab, trugen auf einmal auch nur das ›Kleid aus Wind und Himmel‹, Evas, die sich zu Dany herabbeugten. Sie kamen immer näher, auf Millimeter, ohne sie zu berühren. Sie stützten sich mit den Händen ab, dann schwebten ihre Körper über die Ruhende, so nahe, daß man ihre Wärme spürte, und so weit, daß zwischen ihren Figuren doch noch eine winzige Schicht schaumiger Creme lag.
    Dany wußte nicht, wie lange die Mädchen sie quälten und beglückten; jeder Zeitbegriff hatte sich verloren. Sie erlebte, wie sich in ihrem Körper die Sehnsucht häufte, aufeinander türmte, zusammenballte, ein Stausee, der wuchs und wuchs und immer mächtiger anschwoll und alle Dämme zu sprengen drohte.
    Sie wurde von den exotischen

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