Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
Paul.«
    »Und diese Möglichkeiten gelten sicher auch für eine kleine Privatpraxis an der Charat Muang Road, so sehr Sie diese auch abriegeln«, erklärte Garella.
    »Da unterschätzen Sie meine Leute vielleicht doch«, grollte der Geheimdienstmajor.
    »Was den Drahtzieher im Hintergrund betrifft, tappen wir also noch völlig im dunkeln«, überging der Sonderbeauftragte den Einwand.
    »Ich fürchte ja.«
    »Keinerlei Hinweise?«
    »Ja und nein«, erwiderte Vasatrana zögernd. »Einen Hinweis gibt es schon, aber der ist absurd.«
    »Sprechen Sie, Somjot«, forderte ihn Garella auf.
    »Colonel Maliwan hatte General Ragusat in das Krisengebiet begleitet und war vorzeitig nach Bangkok zurückgekommen und hatte unangemeldet zwei Stunden vor dem Mordanschlag auf Predi in Little Sing-Sing mit einigen Gefangenen gesprochen – mit welchen, kann ich noch nicht genau sagen. Sie werden verstehen, Paul, daß ich bei den Ermittlungen sehr vorsichtig sein muß, wenn es um meinen unmittelbaren Vorgesetzten geht.«
    »Sie glauben, der Oberst könnte mit der Sache zu tun haben?«
    »Glauben heißt für wahr halten«, erwiderte der Thai-Offizier, »was nicht bewiesen ist.«
    »Aber vielleicht beweisbar?«
    »Das ist die Frage«, entgegnete der Major gedehnt.
    »Nehmen wir einmal an, Colonel Maliwan hätte im trüben gefischt: In diesem Fall gäbe dann ausgerechnet der Mann, den wir suchen, den Startschuss für Ihre Operation im Goldenen Dreieck.«
    »Fatal, aber nicht zu ändern – es sei denn …« Er brach ab und begann von neuem: »Wenn Maliwan mit der Sache zu tun hätte, dann wäre er jedenfalls verdammt unvorsichtig gewesen.«
    »Vielleicht handelte er unter Zugzwang.« Garella zündete sich die nächste Zigarette an. »Ich sehe nur eine Chance, unseren Kronzeugen wirklich zu schützen«, sagte er und suchte die Augen seines Helfers. »Predi muß sterben«, stellte er fest. »Sie müssen ihn für tot erklären; erst dann ist er wirklich in Sicherheit.«
    Vasatranas Pupillen glänzten: »Sie meinen – wir sollten Ihren Münchener Trick wiederholen?«
    »Wenn sich das machen ließe.«
    »In meinem Land läßt sich alles arrangieren«, erwiderte der Hochgewachsene mit satter Stimme. »Eine blendende Idee, Paul.«
    »Sie melden Maliwan Predis Tod«, erteilte der Sonderbeauftragte den Befehl im Plauderton. »Die ›Leiche‹ lassen Sie im Schnellverfahren verschwinden – und Predi hierher schaffen. Citissime!«
    Garella verzog den Mund, weil er unbewußt Ciceros Lieblingsausdruck benutzt hatte.
    Bangkok kümmerte sich jetzt nicht weiter um die prekäre Lage an der kambodschanischen Grenze, und so wußten die meisten Touristen in der Stadt der Engel nicht, was sich unweit von ihnen abspielte. Im Dusit Thani beratschlagten die Frühaufsteher am Frühstückstisch – neben deutschen, amerikanische, englische, französische, italienische und japanische Thai-Enthusiasten –, ob sie zur Schlangenfarm des Pasteur-Instituts fahren und sich für zehn Bahts Schauer kaufen sollten, wenn die giftigen Reptilien gemolken wurden. Die weiblichen Besucher zog es mehr zur größten Krokodilfarm der Welt in Paknam, zur Fütterung der zwanzigtausend Alligatoren. Vor allem die Jungtiere fanden ebenso ihr Entzücken wie gleich nebenan in den Souvenir-Shops die Taschen aus Krokoleder. Ihre Tierliebe war doppelseitig; auf viele Besucher trafen Alfred Polgars Worte zu: ›Der Mensch ist gut, aber das Kalbfleisch ist schmackhaft.‹
    Dany saß mit ihren beiden Paladinen am Fenster. Sie hatte prächtig geschlafen, fühlte sich wie neugeboren, und man sah es ihr auch an. Etwas hatte sich geändert, das spürte sie schon jetzt. Unter anderem erwies sich als eine Folge ihres Besuchs im Happyland, daß ihr gleichgültig war, was ihre männlichen Begleiter darüber dachten.
    Larry mußte ohnedies im Hotel auf Kim Kalaschkes Signal warten; Bruno würde sich wieder unter seine neuen Kumpane mischen.
    Die Niederbayern saßen am Nebentisch; ihre Stimmung hatte offensichtlich wieder Tritt gefaßt. Bruno betrachtete Dany fragend, sie nickte ihm zu, und er setzte sich zu ihnen. Auf der anderen Seite saß Ferry Fenrich, unausgeschlafen, mit Dackelfalten auf der Stirn. Er betrachtete sie blicklos, vermutlich war ihm der Flirt mit ihr wegen der nachgereisten Clarissa jetzt peinlich. Der GLOBE-Star war überrascht; für einen Duckmäuser hätte sie ihn eigentlich nicht gehalten.
    Der Architekt sah sie jetzt bewußt, erhob sich, kam an ihren Tisch, nahm

Weitere Kostenlose Bücher