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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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doch wenigstens Zeit«, riet der Berliner.
    »Nie«, rief der Friseur. »Ich geh' heute noch auf die deutsche Botschaft und beantrag' ein Einreisevisum für Alipa.«
    »Heiliger Strohsack«, lamentierte Anderl. »Holt dieser Narr sich seine Zweite direkt aus dem Touristenpuff.«
    »Halt's Maul!« Saumweber schwoll der Kamm. »Wenn ich des noch einmal hör', hier oder daheim, dann seid's ihr alle g'liefert, das garantier' ich euch. Dann erfährt ganz Landshut und Umgebung, wie und wo und warum unser Spez'l Brennhuber, Ehrenvorsitzender des Fußballklubs, Kassenwart des Kegelvereins, Kirchenrat und Bezirksvorsitzender unserer Partei, g'storben ist.«
    »Du bist ja ein Kameradenschwein«, zischelte Anderl.
    »Des net«, versetzte der verliebte Meister der Schere. »Aber ich kann's werden, merkt's euch des. Wenn ihr wollt, daß ich das Maul halt', müßt ihr schweigen und auf den guten Ruf meiner Braut bedacht sein.«
    »Das ist ja schiere Erpressung«, schimpfte Plischke.
    »Des kann sein, was's mag«, entgegnete Saumweber. »Ich kämpf um mein Glück.« Er zog vor allen Alipa an sich und küsste sie, und sie nickte und lächelte, und in seinem Gesicht ging die Sonne auf.
    »Lass uns bloß nach Pattaya verduften!« forderte Anderl seine Kumpane auf. »In Bangkok kommen wir noch von einem Schlamassel in den anderen.« Er rannte offene Türen ein, denn die Liebestouristen fürchteten ohnedies, daß Brennhubers Witwe hier auftauchen würde. »Und die Resi«, konstatierte Anderl, »raucht keinen Guten.«
    Die Unterhaltung kreiste jetzt um Pattaya, und die Zuhörer ringsum wandten sich wieder ihren eigenen Tischgesprächen zu.
    »So leicht wie Sie, Dany, möchte ich's auch mal haben«, sagte Ferry zu Dany. »Sie löffeln hier Ihr Frühstücksei und bekommen die Zutaten für Ihre Story dabei frei Tisch geliefert.«
    »Sie merken aber auch alles, Ferry«, lachte sie. »Aber ein guter Reporter hat auch Glück.«
    »Ich brauche Ihren Rat, Dany.« Der Architekt kam wieder auf sein Thema zurück und berichtete über Clarissas Vorschlag. »Selbstverständlich hätte ich sofort abgelehnt«, schloß er, »aber wir haben eine Baukrise, erhebliche Auftragsrückgänge, eine miserable Zahlungsmoral und ein räuberisches Finanzamt. Allein käme ich immer durch, aber ich hab' ein Team von siebenundzwanzig tüchtigen und hochbezahlten Mitarbeitern. Soll ich mich retten und sie im Stich lassen? Oder muß ich bei Clarissa zu Kreuze kriechen, um meine Leute durchzubringen?«
    »Ihre Freundin ist ja auch eine Intelligenzbestie«, kam Dany zum Nahe liegenden. »Hat sie nicht versprochen, das Geschäftliche und das Private voneinander zu trennen?«
    »Das hat sie«, erwiderte Ferry. »Aber kennen Sie Frauen?« setzte er gereizt hinzu.
    »Ziemlich gut.«
    »Glauben Sie, daß sich Clarissa an diese Abmachung hält?«
    »Nein«, erwiderte Dany. »Das glaube ich nicht.«
    »Sehen Sie«, triumphierte der Wikinger auf seine Kosten.
    »Es ist ein gordischer Knoten: Saniere ich mich persönlich, ruiniere ich die Firma. Was würden Sie tun?«
    »Ehrlich gesagt, Ferry: Ich weiß es nicht. Natürlich läßt man siebenundzwanzig Leute in dieser Situation nicht einfach hängen, aber das sagt sich verdammt leicht, wenn man nicht selbst betroffen ist. Gibt es denn keinen dritten Weg?«
    »Zeigen Sie ihn mir, meine kluge Dame, und ich werde ihn gehen«, sagte der Mann in Nöten. Aber auch Dany kannte keine Patentlösung.
    Sie sahen wieder zum Nebentisch hinüber, wo der Hotelmanager auftauchte und dem verliebten Figaro höflich und entschuldigend klarmachte, daß er mit Alipa in ein anderes Hotel übersiedeln müsse; dabei zeigte er drei Goldzähne und das neunzehnte Landeslächeln.
    Seit einer Stunde spielten zwei Männer im thailändischen Innenministerium an der Adany Road Poker, leise, höflich, lächelnd, mit gezinkten Karten. Major Vasatrana war mit allen Unterlagen zum Rapport bei Colonel Maliwan befohlen. Die beiden Offiziere gingen Punkt für Punkt des eigens für diese Besprechung angefertigten Mager-Dossiers durch, erstellt nach dem Garella Original-Rezept: viele Worte, wenig Wolle.
    »Einige Ansatzpunkte sind ja vorhanden«, sagte der Colonel; er redete sanft und duftete gut. »Sonst sind die Unterlagen noch ziemlich dünn.«
    »Leider«, bestätigte Vasatrana. »Sulla wußte genau, warum er Predi, den wichtigsten Zeugen, ermorden ließ.«
    »Es ist mir unbegreiflich, wie so etwas geschehen konnte«, erwiderte der Colonel und erhob sich; dabei wurde

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