Die Stadt der Engel
Tempeldienerinnen der Lust umgedreht. Das Body-to-Body-Spiel begann von neuem und von vorn. Dany mußte an sich halten, um nicht loszuschreien. Sie sah Angel ins Gesicht, hörte ihren eigenen Atem. Ihre Nägel verkrallten sich in die Arme des Mädchens.
Und dann kam die zweite, schob sich ganz langsam heran, schwebend, lächelnd, wie in Zeitlupe, und auch ihr sah die Farang in die Augen – und jetzt bemerkte sie den Adamsapfel, betrachtete den Körper und begriff ohne Entsetzen, daß es gar kein Mädchen war, sondern ein Mann.
Das Massagebett wurde zur Folterbank. Der Versucher war ungemein zärtlich, ohne Dany zu berühren. Sein Körper glitt über sie, kam immer näher, entfernte sich dann rhythmisch, vor und zurück, vor, zurück, bis Dany zitterte, nach ihm gierte und nichts anderes mehr haben wollte als die Vereinigung, und zwar sofort. Ihr Körper lief zu ihm über. Ihre langen Beine öffneten sich wie die Klingen einer Schere.
»Tu's doch endlich«, keuchte Dany.
Aber der Thai-Boy schüttelte den Kopf und lächelte.
Ihre Eruption wurde zur Explosion. Dany stöhnte, schluchzte, weinte und lachte, als ihr Körper in Stücke gerissen wurde. Erschöpft und erlöst wunderte sie sich nach einer Weile, daß sie noch am Leben war.
Sie ließ die Erregung langsam abklingen und wartete, bis sie wieder geordnet denken konnte. Dann erhob sie sich, duschte, kleidete sich an. Wie beim Betreten von Happyland begegnete sie auch jetzt niemand, und alle Türen öffneten sich von selbst.
Jetzt erst begriff Dany, daß sie zum ersten Mal die Lust nicht als Last empfunden hatte.
Der Überfall auf den Kronzeugen Predi hatte sich plötzlich ohne jedes Vorzeichen ereignet: Zwei Häftlinge waren beim Spaziergang im Gefängnishof aus der Reihe gesprungen; einer versuchte mit dem Daumen Predis Zungenbein zu durchstoßen, der zweite schlug mit einem Ziegelstein auf ihn ein. Der Überfall führte zu einer allgemeinen Rebellion, und Gefangene, die nichts zu verlieren hatten, probten den Ausbruch. Anan, einer von Vasatranas Leuten (Chom, der zweite, war gerade bei Tisch), kam an seine MP und schoß mit gezielten Feuerstößen die anderen Aufseher frei.
Sie bekamen die Situation wieder in den Griff.
Eine halbe Minute später war der Putsch im Spezialgefängnis Little Sing-Sing niedergeschlagen: zwei Tote – einer von ihnen hielt noch den Ziegelstein fest, mit dem er auf Predi eingeschlagen hatte – und acht Verletzte, unter ihnen Malees Bruder, der zunächst für tot gehalten worden war. Als Chom Lebenszeichen bei ihm feststellte, trug er ihn mit anderen in einen Nebenraum und versorgte ihn, während Anan den Major im Siam-Center alarmierte.
»Schädelbasisbruch, schwere Gehirnerschütterung, enormer Blutverlust und ein halbes Dutzend Platzwunden«, erklärte Vasatrana nach seiner Rückkehr aus dem Spezialgefängnis. »Predi liegt im Koma, aber er lebt – und er wird durchkommen. Ich habe dafür gesorgt, daß er nicht in das Gefängnishospital kommt, sondern in die Obhut meines Freundes Doktor Somboon. In seiner kleinen Privatpraxis in der Nähe der Charat Muang Road wird er von meinen Leuten hermetisch bewacht und von dem Chirurgen ausgezeichnet versorgt. Sowie Predi transportfähig ist, lasse ich ihn hierher überstellen, wenn es sein muß mit Arzt und Nurse.«
»Wann wird das sein?« fragte Garella.
»Spätestens in ein, zwei Tagen«, versicherte der Major.
»Geht es nicht früher?«
»Doktor Somboon wäre dagegen.«
»Seit wann haben Sie Skrupel, sich durchzusetzen?«
»Überhaupt keine«, versetzte Vasatrana. »Ich möchte nur meinen Kronzeugen am Leben erhalten.«
»Ich auch«, entgegnete der Mann mit der Narbe. Er rauchte schweigend. »Wer auch immer hinter dem Anschlag steckt, wird es wieder versuchen, das ist Ihnen doch klar, Somjot.«
»Mein erster Gedanke«, erwiderte der Intelligence Officer.
»Und er muß Möglichkeiten haben, die Isolierung zu durchbrechen«, ergänzte Garella. »Wie weit sind Sie mit den Vernehmungen in Little Sing-Sing?«
»Alle Beteiligten sitzen in Einzelhaft und werden zur Stunde noch verhört«, erwiderte der Major.
»Das heißt also: Die beiden, die zur Tat angestiftet wurden, sind tot und können nicht mehr aussagen. Und die anderen wissen angeblich von nichts und haben einfach die Chance wahrgenommen, einen Ausbruch zu versuchen.«
Vasatrana nickte.
»Wer immer hinter dem Mordversuch an Predi steckt, hat also ganz ungewöhnliche Möglichkeiten …«
»Da haben Sie recht,
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