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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Donnern nicht, hörten nur den Atem des anderen. Sie sahen die Blitze nicht, als sie sich vorsichtig voneinander lösten, sahen nur in die Augen des anderen.
    Und sie spürten keinen Regen, nur den Gleichtakt ihrer pochenden Herzen.
     
    Küss mich, dachte Lara. Bitte, küss mich. Aber Damian ließ sie los, stand ihr gegenüber und sah sie an.
    »Was ist mit dir?«, fragte er.
    Was ist mit mir? Wie kann ich darauf eine Antwort wissen?
    Sie schüttelte den Kopf. Damian streckte seine Hand nach ihr aus und zog sie mit sich. »Komm.«
    »Wo gehen wir hin?«
    »Ist das nicht egal?«
    »Doch.« Und es war egal. Sie wollte nur mit ihm zusammen sein und den Rest der Welt vergessen.
    »Du zitterst«, stellte er fest. »Dir ist kalt.«
    Zittern war noch untertrieben. Ihr ganzer Körper schlotterte vor Kälte. Damian zog seinen Mantel aus und legte ihn ihr um die Schultern.
    »Das geht nicht«, protestierte Lara. »Du wirst ganz nass.«
    Sein Lachen befreite auch sie. »Na und? Es ist bloß Wasser.«
    Er ließ sie los und drehte sich mit ausgebreiteten Armen wie ein Tänzer um sich selbst. »Nur Wasser.«
    Lara schaute ihn an. Das blütenweiße Hemd klebte an seinem Körper, war fast durchsichtig geworden, und sie sah, wie sich die Muskeln seines schlanken Körpers darunter abzeichneten.
    Er war so unglaublich schön. In ihr breitete sich eine Wärme aus, die in ihrer Körpermitte begann und dann in alle Glieder strömte.
    Sie begehrte ihn mit jeder Faser ihres Körpers.
    Aber er stand da, mit geschlossenen Augen, den Kopf in den Nacken gelegt und genoss den strömenden Regen auf seinem Gesicht.
    Schließlich blickte er wieder zu ihr.
    »Komm.«
    Hand in Hand gingen sie schweigend die Straße entlang.
    Lara spürte den kräftigen Druck seiner Finger. Sie wünschte sich, er würde mehr von ihr berühren. Ihr Gesicht glühte. Die Kälte war vergessen.
    Links von ihnen tauchte der kleine Park auf, in dem sie sich kennengelernt hatten. Damian und Lara überquerten die Straße. Bald schon knirschte der Kies unter ihren Füßen.
    Unter einer großen Eiche, deren noch immer dichtes Laubdach Schutz vor dem Regen bot, setzte sich Damian auf den weichen, überraschenderweise trockenen Boden und zog Lara neben sich.
    Die raue Rinde war selbst durch den Ledermantel spürbar, als sich Lara gegen den Baumstamm lehnte. Das Gewitter hatte sich verzogen, aber noch immer prasselte der Regen herab.
    Damian sprach kein Wort. Sie wusste, dass er gerne wissen wollte, was mit ihr los war. Warum sie wie eine Irre durch den Regen lief, während um sie herum die Blitze zuckten.
    »Wie hast du mich gefunden?«, fragte Lara schließlich.
    Damian hatte ein kleines Stück Holz aufgehoben und kritzelte nun Zeichen in den weichen Boden.
    »Es war Zufall. Ich wollte gerade zu dir.«
    »Hattest du einen besonderen Grund oder wolltest du einfach nur so vorbeischauen?«
    »Darüber können wir später reden.«
    »Okay.« Lara wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Worüber willst du dann reden?«
    »Du weißt es.«
    Über mich.
    Lara wusste erst gar nicht, wo sie anfangen sollte. Zu viel war passiert in den letzten Tagen. Doch dann musste sie als Erstes an das Gespräch mit ihrem Großvater denken.
    »Meine Großmutter wird sterben«, sagte sie leise. »Opa hat es mir letzte Nacht gesagt. Es ist Krebs. Unheilbar.«
    »Wann?«
    »Bald.«
    Seine Hand, die er schon die ganze Zeit über ihre gehalten hatte, schloss sich fester um ihre Finger.
    »Aber das ist nicht alles«, fuhr Lara fort. »Ich habe dir gestern von meinem Vater erzählt und später noch mit meinem Großvater über ihn gesprochen. Ich kenne jetzt einen Teil der Wahrheit, aber es ist nur ein Teil, denn sowohl meine Großeltern als auch meine Mutter sagen mir nicht die Wahrheit – zumindest nicht die ganze.«
    Dann berichtete sie ihm, was sie herausgefunden hatte und wie sich die Erzählungen in den Aussagen unterschieden.
    Als Damian etwas dazu anmerken wollte, hob sie die Hand. »Nein, lass es. Ich werde selbst herausfinden, was wirklich wahr ist. Bis dahin gibt es nichts dazu zu sagen. Ich wollte dir nur erklären, was mit mir los ist.«
    Damian ließ ihre Hand los. Auch er lehnte mit dem Rücken gegen den Baumstamm, die Beine angewinkelt, die Hände locker darübergelegt.
    »Scheint gerade nicht die einfachste Zeit deines Lebens zu sein«, meinte er schließlich.
    »Ja, und heute ist etwas Merkwürdiges geschehen. Etwas, das mir Angst macht.«
    Er hob fragend seine Augenbrauen und Lara

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