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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Knurren entwich seiner Kehle und er sprang durch den Raum. Beide Arme weit ausgestreckt, die Krallen bereit, sich in Fleisch zu schlagen jagte er auf Sanael zu, der sich gerade vom Boden erhob.
    Der Engel versuchte noch, nach seinem auf dem Boden liegenden Schwert zu greifen, aber es war zu spät. Der Dämon war bereits über ihm.

33.
    Gabriel torkelte wie ein Betrunkener die Straße entlang. Jegliche Kraft war aus seinem Körper gewichen. Er versuchte, das Gleichgewicht zu halten, aber immer wieder knickte ein Bein unter ihm weg. Dann stolperte er nach Halt suchend vorwärts. Seine Hand fand schließlich den Maschendraht eines Gartenzaunes. Mit letzter verbliebener Kraft zog er sich vorwärts.
    Linas war tot. Und der Schmerz seiner Auslöschung tobte durch Gabriels Körper. Tot. Tot. Tot.
    Mein Bruder ist von mir gegangen.
    Die Trauer übermannte ihn und er sank erschöpft zu Boden.
    Er spürte den harten Asphalt nicht. Er fühlte auch nicht die Feuchtigkeit, die seine Kleidung durchdrang. Auf dem Rücken liegend, die Arme seitlich ausgestreckt, lag er in der Dunkelheit. Er wollte beten, aber die vertrauten Worte fanden den Weg zu seinen Lippen nicht.
    Gabriel schloss die Augen.
    »Was machst du da?«, fragte eine helle Stimme. »Bist du krank?«
    Der Engel schlug die Augen auf. Er sah in das unschuldige Gesicht eines kleinen Mädchens, das neugierig auf ihn herabblickte. Ihr blondes Haar leuchtete golden im Schein der Straßenlaterne. Ein mitfühlendes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel.
    »Mama, ich glaube, der Mann ist krank.«
    Gabriel wandte den Kopf. Eine vielleicht dreißig Jahre alte Frau stand neben dem Kind und hielt die kleine Hand fest. Auch in ihrer Miene stand keine Angst, sondern Anteilnahme.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte sie mit besorgter Stimme.
    Gabriel versuchte sich an einem Lächeln, aber er fühlte, dass sich nur sein Gesicht verzog.
    »Wenn Sie mir vielleicht aufhelfen könnten«, sagte er leise.
    Die junge Frau streckte ihm ihre Hand entgegen, auch das kleine Mädchen griff nach ihm. Dankbar nahm Gabriel das Geschenk an.
    Als er die Frau und das Kind berührte, kehrte seine Kraft zurück. Das Gute in ihnen, die selbstlose Anteilnahme am Schicksal eines anderen, gab ihm neue Energie.
    Als er schließlich aufrecht vor ihnen stand, sah er sie lange an. »Ich danke euch.«
    »Bist du gefallen?«, fragte das Mädchen, das wieder nach der Hand seiner Mutter griff.
    Gabriel lächelte. »Ich nicht, aber andere und dieser Sturz schmerzt noch immer.«
    »Das verstehe ich nicht«, entgegnete das Kind.
    Der Engel fuhr mit seiner Hand durch ihr Haar. »Das musst du auch nicht.«
    Die Frau starrte ihn sprachlos an.
    Gabriel legte ihr einen Finger auf die Stirn. Ein leuchtendes Licht entwich der Fingerspitze, drang in den Körper der Frau und durch sie auch in das Mädchen.
    »Ihr sollt gesegnet sein.«
    Dann wandte er sich um und ging rasch davon. Nach wenigen Metern drehte er sich noch einmal um. Die beiden Menschen standen reglos nebeneinander, aber dieser Moment würde gleich vergehen.
    Er wusste, dass sich Mutter und Kind schon jetzt nicht mehr an ihn erinnerten.
     
    Arias’ Schwert flog wie ein Pfeil durch das Zimmer und fuhr tief in Mor’aks Rücken, als der Dämon seine Klauen nach Sanael ausstreckte, um ihn zu töten. Mit einem Jaulen wirbelte der Dämon herum. Seine Hand griff nach dem Auslöser des brennenden Schmerzes, aber er bekam die Waffe nicht zu fassen.
    Rasend vor Zorn brüllte er auf. Seine geschlitzten Pupillen zuckten wild, während seine Pranken sich ohnmächtig öffneten und schlossen.
    »Engel«, dröhnte seine Stimme. »Ich werde dich zerfetzen. Das schwöre ich bei den neun Pforten der Hölle.«
    Hinter ihm richtete sich Sanael auf. Er umfasste den Griff des Schwertes in Mor’aks Rücken und zog es in einer einzigen fließenden Bewegung heraus.
    Der Dämon stolperte einen Schritt nach vorn. Erneut brüllte er vor Wut. Sanael warf das Schwert quer durch das Zimmer zu Arias, der die Waffe geschickt auffing.
    Beide Engel machten einen Schritt auf den Dämon zu. Ihre Körper vollführten synchron eine elegante Drehung und goldene Klingen bohrten sich von beiden Seiten tief in Mor’aks Hals. Die Augen des Dämons weiteten sich entsetzt. Seine Fäuste öffneten und schlossen sich, ohne etwas zu greifen, das er zerreißen konnte. In einem Ächzen entwich seinen Lippen ein Schwall stinkender Atem.
    Arias und Sanael zogen ihre Schwerter aus dem Körper, der wie ein

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