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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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großes starkes Tier.
    Ein Rottweiler.
    Sein Bellen klang dumpf und bedrohlich, aber der Maschendrahtzaun verhinderte zum Glück, dass er sich auf sie stürzte. Als Lara weiterrannte, folgte ihr der Hund auf der anderen Seite des Zaunes. Die gelben Augen fest auf sie gerichtet, das gefährliche Gebiss entblößt, knurrte er wild, während der Geifer den schwarzen Hals hinunterlief. Als das Grundstück endete, erwartete Lara, dass der Hund stehen blieb und ihr nachbellte, aber das Tier bog, ohne langsamer zu werden, nach rechts ab und jagte weiter den Zaun entlang.
    Lara lief noch ein Stück weiter, dann blieb sie stehen. Erleichtert ließ sie den angehaltenen Atem ausströmen. Gott sei Dank war der Hund weg. Der Rottweiler hatte ihr eine Heidenangst eingejagt, wie sie an ihrem stark pochenden Herzen merkte.
    Sie wandte sich um und blickte zurück zum Grundstück. Wo war das blöde Vieh? Wo war dieser Scheißköter hingelaufen? Warum stand er nicht an der Ecke und bellte sich frustriert die Seele aus dem Leib?
    Ein furchtbarer Verdacht keimte in Lara auf. Was, wenn der Hund einen Weg hinaus kannte? Vielleicht lief er gerade zu einer Stelle am Zaun, die schlecht gesichert war. Einer Stelle, an der er sich unter dem Zaun durchquetschen konnte oder an der der Maschendraht so niedrig war, dass es kein Problem war, darüber hinwegzuspringen.
    Ihr Blick jagte die Straße zurück.
    Und dann sah sie ihn.
    Einen dunklen Schatten, der schnell näher kam.
     
    Damian schaute noch immer zum Tor der Halle. Als Lara ihn geschlagen und sich anschließend durch die Fabrikhal le nach draußen davongemacht hatte, war er zu überrascht gewesen, um zu reagieren. Es war nicht die Tatsache, dass Lara zu einer solch überzogenen Reaktion fähig war, die ihn erstarren ließ. Vielmehr beunruhigte ihn die Art des brennenden Schmerzes, der über seine Wange zog. Als hätte die feurige Hand eines Dämons seine Haut berührt.
    Die Veränderung hatte begonnen. Unverkennbar.
    Schließlich waren es Marikas Worte, die ihn aus seinen düsteren Gedanken rissen.
    »Ich glaube, deine kleine Freundin hat ein Problem mit mir.«
    Sie grinste, während Cara herantrat und sich an sie schmiegte.
    »Sie macht gerade einiges durch«, erwiderte Damian tonlos.
    »Hast du dich nicht intensiv genug um das kleine Ding gekümmert?« Marikas belustigter Blick ruhte herausfordernd auf Damian.
    Seine Augen nahm einen harten Ausdruck an. Er beugte sich so weit vor, dass sich ihre Gesichter fast berührten. »Du tust, was ich dir sage, und wenn ich deine Meinung hören möchte, werde ich danach fragen.« Sein Atem strich über ihre Wangen. »Und wenn du noch einmal respektlos zu mir bist, werde ich dich und …«, er deutete auf Cara, »… dieses Nichts hier in Asche verwandeln.«
    Dann ging er zur Halle hinaus.
     
    Lara stand wie erstarrt da, während der Hund auf sie zujagte. Sie hörte das heisere Hecheln des Tieres.
    Das Vieh würde sie angreifen, ihr wahrscheinlich die Kehle zerfetzen, aber was sollte sie jetzt noch tun?
    Weglaufen konnte sie nicht, dafür war der Hund zu schnell und sie wollte auch nicht von hinten angefallen werden.
    Langsam wandte sie sich um. Sie wurde ruhig. Etwas schien erneut die Kontrolle über sie zu übernehmen. Der schwarze Schatten jagte auf sie zu. Gleich würde er über sie herfallen. Er würde sie schwer verletzen. Vielleicht sogar töten.
    Das durfte sie nicht zulassen.
    Der Hund hatte sie fast erreicht. Dann sah sie, wie sich der Körper des Tieres zum Sprung spannte.
    Lara schloss die Augen. Sie streckte ihren rechten Arm aus, den Zeigefinger befehlend auf das Tier gerichtet.
    Ohne dass es ihr bewusst war, verließen seltsame Worte ihre Lippen.
    Dann schrie sie.
    In einer fremden Sprache.
    Der Rottweiler jaulte schmerzerfüllt auf. Pfotengetrappel erklang. Krallen, die hektisch über den Asphalt kratzten.
    Als Lara die Augen wieder öffnete, war der Hund verschwunden.

36.
    Gabriel sah dem Mädchen hinterher, wie es durch die Nacht ging. Er hatte im Schatten eines Gebäudes das Geschehen verfolgt und beobachtet, wie der Angriff des Hundes abgewehrt worden war, ohne dass er hätte sagen können, wie Lara das gelungen war. In einem Moment war der Hund noch eine geifernde Bestie gewesen, nur um im nächsten Augenblick verängstigt und schmerzgepeinigt die Flucht anzutreten.
    Dieses Mädchen war zweifellos etwas Besonderes. Er spürte, dass von ihr eine sonderbare Macht ausging.
    In ihm drängte alles danach, ihr hinterherzugehen, mit

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