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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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verlassen hatte.
    »Damian?«
    »Ja?«
    »Ich glaube, Marika steht auf dich.«
    Er drehte seinen Oberkörper ein Stück, sodass er ihr in die Augen sehen konnte. »Das bestimmt nicht.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Cara.«
    »Was hat Cara damit zu tun?«
    »Die zwei sind ein Paar.«
    Lara schnappte nach Luft. »Du meinst …«
    »Ja.«
    Verwirrt schüttelte Lara den Kopf. »Ich hätte schwören können …«
    »Was?«
    »Dass sie dich liebt.«
    Er lachte laut auf. »Das will ich doch schwer hoffen.«
    Bevor sie entrüstet aufbrausen konnte, fügte er hinzu: »Sie ist meine Schwester.«
    Lara war vollkommen verblüfft. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit. Dabei hatte ihr Damian am See davon erzählt, dass er eine ältere Schwester hatte, und jetzt, wo sie darüber nachdachte, fiel ihr auch die Ähnlichkeit zwischen den beiden auf. Beide hatten schwarze Haare, wie die Federn eines Raben, und ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen. Marikas Augen waren zwar grün, hatten aber die gleiche Intensität wie Damians. Und beide verfügten über eine starke Anziehungskraft, der man sich kaum entziehen konnte.
    Warum war sie bloß nicht selbst darauf gekommen?
    »Du hast gesagt, sie wäre eine Freundin«, meinte Lara vorwurfsvoll.
    »Ja, aber ich habe auch gesagt, dass ich möchte, dass du ihr unvoreingenommen gegenübertrittst. Das wäre nicht der Fall gewesen, wenn du gewusst hättest, dass sie meine Schwester ist.«
    »Ja, wahrscheinlich hast du recht.«
    »Zufrieden?«, fragte er.
    »Beschämt«, antwortete Lara.
    Er zog sie an sich und küsste sie. »Du kannst alles wiedergutmachen.«
    Lara gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. »Das werde ich.« Dann öffnete sie die Wagentür und verschwand in der Dunkelheit.
    Trotzdem hörte er noch einmal ihre Stimme. Ihr glückliches, befreites Lachen.
    »Das werde ich.«

37.
    Der Tag begann mit einem goldenen Lächeln und Sonnenstrahlen, die in Laras Zimmer fielen. Als sie die Augen aufschlug, war sie glücklich.
    Damian empfand wie sie.
    Das Leben war schön.
    Schwungvoll schlug sie die Bettdecke zurück und tapste auf nackten Füßen ins Badezimmer. Nun ja, der Abend hatte ein paar dunkle Augenringe hinterlassen, aber das würde sich im Lauf des Tages geben.
    Lara bürstete ihr Haar durch, legte etwas Wimperntusche und ein leichtes Make-up auf. Schon besser. Sie warf ihrem Spiegelbild eine Kusshand zu und ging dann in die Küche hinunter.
    Ihre Großmutter stand am Herd und machte Rührei mit Speck für sie. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie, als sie an das Gespräch mit ihrem Großvater dachte, doch Lara wollte sich nichts anmerken lassen und warf ihrer Oma ein fröhliches Lächeln zu.
    »Ich habe dich schon gehört, als du eben im Bad warst«, erklärte Martha. »Und nachdem du letzte Nacht spät heimgekommen bist …« Sie hob lächelnd die Hand, als Lara ihr einen unsicheren Blick zuwarf. »Wie spät es war, möchte ich gar nicht wissen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass du Hunger hast.«
    Der Geruch des Essens strömte ihr entgegen und Lara bemerkte, dass sie tatsächlich wahnsinnig hungrig war. Sie trat zu ihrer Großmutter und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Danke, das ist genau das, was ich jetzt brauche.«
    Martha sah sie ruhig an. »Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen, Lara.« Sie zögerte, sprach dann aber entschlossen weiter. »Ich hätte nicht so streng sein sollen.«
    »Mir tut es auch leid, Oma. Ich war ungerecht zu dir.«
    »Ich glaube, ich hatte es verdient. Und jetzt lass uns frühstücken!«
    Martha trug die Pfanne zum Tisch und schob eine große Portion dampfendes Rührei auf Laras Teller. Sie selbst nahm sich nur wenig davon.
    Hungrig machte sich Lara über das Essen her. Nur wenig später war der Teller leer.
    »Willst du noch etwas?«
    »Nein, danke, aber es hat toll geschmeckt. Isst du gar nichts?«, fragte Lara und deutete auf den unberührten Teller ihrer Großmutter.
    »Ich habe schon mit deinem Großvater gefrühstückt, bevor er aus dem Haus ging«, erklärte sie, aber Lara hatte den Verdacht, dass sie log und nicht zugeben wollte, dass ihr die Krankheit den Appetit genommen hatte. Sie überlegte, wie sie das Thema ansprechen konnte. Noch während sie nach den passenden Worten suchte, nahm ihre Großmutter ihr die Entscheidung ab.
    »Lara?«
    »Ja, Oma?«
    »Max hat mir gesagt, dass er mit dir über meine Krankheit gesprochen hat.«
    Lara schluckte schwer. Ihr Blick senkte sich auf den

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