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Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Titel: Die Stadt der Heiligen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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diesen Krapfen hinunterschlang, musterte sie ihn stirnrunzelnd. «Für einen Dominikaner vertretet Ihr überraschende Ansichten.»
    «Weil ich einer hungrigen Frau erlaube, einen Krapfen zu essen?»
    «Ich werde nicht klug aus Euch, Bruder Christophorus. Für einen Geistlichen zeigt Ihr eine verwirrende Vielzahl von Gesichtern.»
    «Und deshalb könnt Ihr mich nicht leiden?»
    Marysa blickte ihn einen Moment lang schweigend an, dann nickte sie. «So ist es. Ich kann kein Vertrauen zu einem Menschen fassen, der es fertigbringt, sich von einem Augenblick zum nächsten zu häuten wie eine Schlange.» Sie wandte sich um. «Jaromir? Pass auf die Sachen hier auf, bis Grimold mit dem Karren zurück ist. Bruder Christophorus wird mich nach Hause begleiten.»
    «Werde ich das?»
    Sie ging nicht auf Christophorus’ Frage ein, sondern zupfte ihren Knecht am Ohr. «Wehe, du lässt dich von Milo ablenken. Ich weiß genau, dass er hier irgendwo herumstreunt.»
    «Nee, Herrin, ich pass schon auf.» Jaromir grinste breit und hockte sich auf eine der Kisten.
    Marysa ging entschlossen los und forderte damit Christophorus auf, ihr zu folgen. «Wisst Ihr etwas Neues über diesen Theophilus, den Augustiner?»
    «Ich dachte, Ihr wollt Euch nicht mehr weiter mit dieser Sache befassen.»
    Gereizt sah sie ihn von der Seite an. «Meister Reinold ist seit heute Mittag verschwunden und, wie ich vermute, auf der Suche nach diesem Mönch. Wenn er nicht sogar inzwischen beim Schöffenkolleg war, um Johann Scheiffart wegen Handels mit falschen Reliquien anzuzeigen. Ich kann mich nicht heraushalten; ich mache mir Sorgen!»
    Nachdenklich runzelte Christophorus die Stirn. «Er sucht nach Theophilus und will Scheiffart anzeigen? Wie kommt er darauf, dass diese beiden etwas miteinander zu tun haben?»
    Marysa blieb stehen, um eine große Gruppe angetrunkener junger Männer passieren zu lassen, die gerade grölend eine Taverne auf dem Marktplatz verließ. Als sie weiterging, erblickte sie Grimold, der mit dem Handkarren auf dem Weg zurück zum Parvisch war. Er winkte und ging dann rasch weiter. «Ihr wisst selbst, dass er schon seit Tagen mehr in der Stadt herumlungert, als sich um seine Werkstatt zu kümmern. Und ich sagte Euch auch schon, was er damit bezweckt. Offenbar hat er beobachtet, wie Theophilus gestern in Scheiffarts Haus ging. Er …»
    «Das ist nicht möglich», unterbrach er sie. «Theophilus – oder wie er auch immer heißen mag – hat die Stadt verlassen. Er ist fort … zumindest hat Amalrich mir dies berichtet.»
    «Wer?» Verblüfft hob sie den Kopf.
    «Amalrich. Ein alter Pilger, ich hatte Euch doch von ihm erzählt.»
    «Etwa der, der Euch diese gefälschte Reliquie …?»
    «Ebender. Er lebt schon lange in der Stadt und kennt sich auf den Straßen und in den Winkeln sehr gut aus. Und er hat mir erzählt, dass das Gerücht geht, Theophilus habe recht überstürzt die Stadt verlassen.»
    «Wann?»
    «Gestern oder vorgestern schon.»
    Marysa schüttelte den Kopf. «Reinold behauptete, er habe ihn gestern gesehen. Vielleicht ist er zurückgekommen.»
    «Möglich.» Christophorus rieb sich nachdenklich übers Kinn. «Wenn wir überhaupt von derselben Person sprechen. Wisst Ihr, wie der Mann aussieht, den Euer Gemahl gesehen haben will?»
    «Nein.» Sie bogen in den Büchel ab und standen kurz darauf vor Marysas Haus. Sie schloss die Tür auf und warf einen Blick in die Werkstatt. Alles war ruhig, aus Richtung der Küche drangen jedoch Imelas und Balbinas Stimmen. «Reinold ist noch nicht zurück. Liebe Zeit, wo steckt er bloß?»
    «Ich könnte nach ihm Ausschau halten, wenn Ihr es wünscht.»
    «Wozu? Glaubt Ihr, er freut sich darüber, wenn er erfährt, dass ich ihm nachstellen lasse?»
    «Er muss es ja nicht erfahren, Frau Marysa.» Christophorus legte den Kopf auf die Seite und sah sie herausfordernd an.
    «Ich fürchte, er begibt sich in Schwierigkeiten», antwortete sie und wich seinem Blick aus.
    Christophorus nickte vor sich hin. «Ein Grund mehr, mir zu gestatten, mich nach ihm umzusehen.»
    «Wenn Ihr meint.» Marysa hob verzagt die Schultern. «Ich kann Euch ja sowieso nicht davon abhalten.»
    Christophorus lächelte. «Doch, das könntet Ihr, wenn Ihr wolltet. Aber um Euren Ärger nicht erneut herauszufordern, verabschiede ich mich nun.» Er wandte sich ab und ging ein paar Schritte davon. Dann drehte er sich jedoch noch einmal um. «Klein, jedoch drahtig und kräftig, braunes Haar mit sauberer Tonsur und eine kleine

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