Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
scheinbar schwerelos auf eines der Packpferde, während dies mit unverminderter Geschwindigkeit weiter lief. Er lenkte es neben Vinzenz´ Pferd und dieser machte seinen Männern ein Zeichen etwas zurückzufallen.
„Noch trage ich den Schlüssel, aber du bist derjenige, der ihn haben sollte.“
„Wie hast du mich gefunden, wie hast du mich eingeholt?“, rief Vinzenz erstaunt. Leron´das lächelte geheimnisvoll. „Die Menschen sprechen über Dinge, die sie nur von dir wissen können und die Zauberer werden unruhig.“
„Welche Zauberer?“, fragte Vinzenz, nun selbst beunruhigt.
„Sie leben überall unerkannt und im Verborgenen. Sie zu erkennen, ist nicht leicht. Aber sie haben alle ein gemeinsames Merkmal. Ihre Herzen sind kalt, man sieht es in ihren Augen.“
Vinzenz lachte freudlos. „Diese Beschreibung trifft auch auf so viele Menschen zu, dass ich fürchte, ich werde den Unterschied niemals erkennen.“
„Sie sind machtlos gegen euch Menschen, trotzdem solltest du bei der Wahl deiner Verbündeten umsichtig sein.“
„Ich fühle mich wie ein tollpatschiger Narr. Wenn du so leicht meiner Spur folgen konntest, werden es andere auch können.“ Er stockte, denn Leron´das schüttelte lächelnd den Kopf.
„Dein Name steht nicht in Verbindung mit diesen Gerüchten. Sie verbreiten sich in vielerlei Richtungen. Ich warte schon seit zwei Tagen hier vor diesem Tor, denn irgendwann sind deine Worte dir vorausgeeilt. Die Kirche wird ihre Augen und Ohren nicht mehr lange davor verschließen können.“
„Leron´das! Wenn es zum Krieg kommt, werden uns die Elben dann zur Seite stehen?“
Leron´das senkte den Kopf. „Einige von uns werden es tun, aber wir sind nicht mehr viele und unsere Anzahl schwindet. Wieder verlassen Schiffe Ardea´lia, denn nicht alle sind bereit, für ein Land zu kämpfen, das ihnen seit Jahrhunderten verloren scheint. Viele Kriege haben die Menschen geführt, viele Könige sind gekommen und gegangen, aber keiner von ihnen hat das alte Bündnis wieder beleben können. Die meisten Elben glauben nicht daran, dass es nach den Jahrhunderten der Verfolgung, noch Freundschaft mit den Menschen geben kann. Euer Leben ist so kurz, eure Tage vergehen so schnell. Die Wahrheit ist, wir glaubten, ihr hättet uns vergessen und wiegten uns in Sicherheit, bis der König einen Zauberer auf unsere Spuren setzte.“
„Es stimmt, wir hatten euch vergessen und alle Geschichten über euch zu Kindermärchen gemacht. Aber der König hat euch wieder in die Erinnerung der Menschen gerufen. Steht ihr uns bei, werden neue Geschichten über euch erzählt, und neue Bündnisse werden geknüpft. Bündnisse, die von langer Dauer sein können. Zumindest was unsere Zeit anbelangt, denn ich kann heute noch nicht für die sprechen, die unsere Kinder und Kindeskinder sein werden.“
„Ich werde deine Worte zu meinem Volk tragen, aber wenn du meinen Bogen brauchst, dann soll er dir zur Seite stehen.“
Sie sahen einander einen Moment schweigend an, dann sagte Vinzenz: „Mit diesem Schlüssel habe ich eine Verantwortung übernommen. Ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht steht, um die Freundschaft der Menschen und der Elben wiederzubeleben.“
Leron´das neigte seinen Kopf vor Vinzenz. „Auch diese Worte werde ich zu meinem Volk tragen, als einen Funken Hoffnung und zum Beweis, dass das Gute die Zeiten überdauert.“
≈
Leron´das stieg von den Bergen, in denen er auf Vinzenz gewartet hatte, nach Süden hinunter. Ein lauer Wind wehte ihm ins Gesicht. Der Schmelzmond hatte Einzug gehalten. In Pal´dor oder Lac´ter würde man dies so früh im Jahr noch kaum spüren, aber hier in den südlichen Ebenen, in denen der Winter mild und schneearm war, machten sich die ersten Frühlingsboten bemerkbar.
Leron´das wusste, dass er schnellstens nach Corona gelangen musste, aber ein innerer Widerwillen hielt ihn zurück. Es war die Stadt seiner ständigen Misserfolge und er fürchtete, dass er wieder unverrichteter Dinge flüchten musste.
Er suchte sich seinen Weg in den Ausläufern des Kaisergebirges. Im Schatten der Wälder fühlte er sich geborgen, aber die steilen Hänge beflügelten seine Sehnsucht nach Almira´da.
Zehn Tage nach seinem Zusammentreffen mit Vinzenz erreichte er den Hettiggraben. Durch diese schroffe Schlucht war das Unheil nach Ardea´lia gekommen. Das war so lange vor seiner Zeit gewesen, dass Leron´das zum ersten Mal begriff, wie es den Menschen ging.
Im Monastirium,
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