Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
als er ihm den Rücken zukehrte, stach der König zu.“
„Er hat sich kaum unter Kontrolle“, sagte Leron´das nachdenklich. Er spürte noch die brodelnden Gedanken und den Hass, der ihm an der Pforte der Kapelle entgegengeschlagen hatte. „Er ist eine unberechenbare Gefahr.“ Zart strich er dem toten Abt über die Stirn. Unter Schmerzen und mit schwindender Kraft, hatte sich dieser Mensch den weiten Weg bis hierher geschleppt, um ihn und den Grafen nicht in einer einsamen Höhle sitzen zu lassen. Leron´das fühlte die Wärme, die diese freundliche, selbstlose Tat des Abts bei ihm verursachte. Die Freundlichkeit der Menschen berührte ihn gleichermaßen, wie ihn ihre Grausamkeit schreckte.
„Es tut mir in der Seele weh, ihn hier auf dem harten Boden liegen zu sehen.“ Vinzenz Stimme war nur ein Hauch. Er stand unschlüssig mitten im Raum.
Leron´das erhob sich. „Kein Leid plagt ihn in dieser Stunde.“ Er seufzte. „Wir beide müssen uns jetzt über unser weiteres Vorgehen einig werden.“
„Mein Weg lag vor mir. Ich wollte nach Hause gehen und denen, die auf mich warten, mitteilen, dass es Grund zur Hoffnung gibt. Es ist ein weiter Weg. Viele Verbündete hoffte ich unterwegs zu finden, denn wir werden sie brauchen.“ Vinzenz ließ sich auf einem Stuhl nieder. „Ich wusste, dass der König ein jähzorniger Narr ist, aber ich hätte mir niemals träumen lassen, dass er sich zu einer solchen Tat hinreißen lassen würde.“ Er seufzte und stützte sein Gesicht in die Hände. „Ich habe einen Freund gefunden und verloren und ich schwöre hier bei seinen sterblichen Überresten, dass ich den König verfolgen und zur Strecke bringen werde.“
„Dafür wird es gewiss auch noch eine Zeit geben, doch im Moment glaube ich nicht, dass wir etwas gegen den König unternehmen können. So sehr mich der Verlust dieses Freundes schmerzt, sehe ich doch, dass uns sein Tod in eine schwierige Lage bringt. Unser einziger Vorteil ist; niemand weiß, dass er uns kannte und ich glaube, dass es besser ist, wenn dies vorerst so bleibt.“
„Aber wir müssen ihn nach oben bringen“, sagte Vinzenz mit tonloser Stimme.
„Das werden wir. Danach müssen wir sofort von hier verschwinden.“
„An dem Tag, an dem er zu Grabe getragen wird, wird keiner von uns beiden hier sein, um ihm eine weiße Blume mit auf den Weg zu geben.“ Vinzenz atmete schwer ein und aus, dann erhob er sich von seinem Stuhl. „Meine Sachen sind gepackt, meine Männer wissen Bescheid, die Pferde sind gesattelt. Im Morgengrauen wollte ich ohnehin abreisen.“
„Dann sorge ich dafür, dass die Leiche erst nach deiner Abreise gefunden wird. Ich werde Benidius´ Leichnam in der Kirche aufbahren. Es scheint mir ein angemessener Ort für einen Gottesmann zu sein.“ Leron´das tauschte einen traurigen Blick mit Vinzenz.
„Ich helfe … dir.“ Erst als Vinzenz´ kurz zögerte, fiel Leron´das auf, dass er den Grafen duzte und dieser sich nicht sicher war, ob er es auch tun sollte.
„Das wird nicht nötig sein. Du musst schnellstens zurück ins Kloster. Ich führe dich.“
„Nimm den Schlüssel und versperr diesen geheimen Ort, wenn du gehst.“ Vinzenz hielt Leron´das den Schlüssel entgegen, den ihm der Abt gegeben hatte.
„Dieser Schlüssel ist sein Vermächtnis an dich. Nun gehörst du zu dem Bund von Menschen, die altes Wissen verwahren und die Geheimnisse dieser Welt kennen. Ich werde dir den Schlüssel so bald als möglich zurückgeben.“
„Geheimnisse … Ich weiß so wenig. Wie viele Wochen und Monate müsste ich hier zubringen, um zumindest einen kleinen Teil der Geheimnisse zu erfahren und zu dem Wissen zu gelangen, das ich jetzt bräuchte. Doch heute bleibt mir keine Zeit.“ Vinzenz beugte sich zu dem toten Abt hinunter und zog ihm die Decke über den Kopf. „Fahr wohl“, murmelte er.
Die Brombeerhecke erwies sich als ernst zu nehmendes Hindernis, aber schließlich gelang es Vinzenz mit einigen Kratzern und einem schmerzenden Knie, auf die andere Seite zu gelangen. Zufrieden grinsend sah er den Elben an, der vorgeschlagen hatte, ein Loch in die Hecke zu schneiden. Leron´das lächelte zurück.
„Ich bin sehr froh, endlich einen aus dem Volk der Unsterblichen zu kennen.“ Vinzenz verneigte sich leicht. „Wenn es nach all dem noch ein lebenswertes Leben geben sollte, hoffe ich, dass wir Menschen euch Elben öfter begegnen werden.“
Zum Abschied reichten sie sich die Hände, dann ging Vinzenz durch den dunklen Wald in
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