Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
vor dem Gedenkstein, hatte er deutlich die Last der Toten gespürt und ihren Verlust in seiner Seele empfunden. Ihr Leben, das sie auf dem Schlachtfeld ausgehaucht hatten, hätte bis zum heutigen Tag fortdauern können. Aber sie waren tot, und er kannte keinen von ihnen. Er hatte keinen Grund, um sie zu trauern. Der Tag, an dem sich die Elben aus der Welt zurückgezogen hatten, war für ihn keine Erinnerung sondern Geschichte. Und genau so ging es den Menschen. Mit den Guten oder schlechten Taten ihrer Vorfahren verband sie nichts. Sie waren später in diese Welt hineingeboren, aber sie lebten leichter mit der alten Last, als die Elben es taten. Sie sahen nach vorne und versuchten die Welt in ihrer Zeit zu ihren Gunsten zu verändern.
Leron´das hatte unter den Elben gelernt, mit seinem Schicksal zu hadern. Aber von den Menschen hatte er gelernt, dass einen zwar die Umstände zu Taten zwingen können, aber auch, dass man durch Taten die Umstände verändern kann. Er wusste, wenn er heute im Rat sprechen dürfte, würde er alle Elben dazu aufrufen nicht länger Vergangenem nachzutrauern, sondern nach vorne in die Zukunft zu schauen.
Während Leron´das von oben auf die Handelsstraße im Hettiggraben hinunter sah, zogen die Bilder seiner bisherigen Reise an seinem geistigen Auge vorbei.
Er war entschlossen losgegangen und hatte seinen ersten Auftrag schnell und erfolgreich erledigt, aber dann war er zum Spielball des Schicksals geworden. Er war im Verborgenen gereist und hatte weder Verbündete noch Freunde gefunden. Nur die Menschen hatten sich ihm geöffnet, die um seine wahre Identität wussten.
Was für ein Botschafter seines Volkes konnte er sein, wenn niemand ihn erkannte? Und wie sollten die Menschen jemals an die Prophezeiung glauben, wenn die Elben unsichtbar blieben? Die Schönen bringen den König wieder. Nun dann sollte es so sein!
Sein Herz klopfte aufgeregt, denn sein Plan begann zu reifen. Zuerst wollte er mit Ala´na sprechen, und dann Frendan´no fragen, ob er ihn begleiten würde. Zu zweit konnten sie der Macht der Zauberer in Corona vielleicht trotzen und jeder in der Stadt würde wissen, dass die Unsterblichen zurückgekehrt waren. Leron´das begann seinen Weg zu bereiten, denn er wollte keine Zeit verlieren. Er sprach die Worte und ebnete den Pfad zu seinen Füßen und dann folgte er ihm hinauf nach Munt´tar.
Isi´la, die Wächterin von des Spiegels Violen´ta trat einen Schritt zurück und lies ihn alleine mit dem unruhig murmelnden Gewässer. Sie hatte ihn gewarnt. Pal´dor war immer noch unerreichbar. Keine Nachrichten drangen in die Stadt, keine konnten versandt werden. Aus diesem Grund befanden sich Rond´taro und seine Gefährten nach wie vor in Lac´ter.
Aber Leron´das wollte nicht mit Pal´dor sprechen. Deutlich erinnerte er sich an seinen Traum. Nicht der See Latar´ria war sein Ziel, sondern Ala´na selbst.
„Ala´na“, rief er leise aber bestimmt.
Es gurgelte, murmelte, lallte, flüsterte, zischte und dann wurde es mit einem Mal ruhig. Von weit her und verschwommen erschien Ala´nas Gesicht.
„Du warst lange fort, Leron´das. Hast du gefunden, was du suchst?“
„Ich kenne seinen Namen und ich weiß, dass er in Corona ist, aber die Zauberer versperren mir den Weg zu ihm.“
„Du brauchst auch den Schlüssel. Such den goldenen Schlüssel. Das Vermächtnis der Könige.“
„Wo finde ich ihn?“
„Er liegt in Corona.“
Natürlich , dachte Leron´das. In Corona, wo sonst ? Ein wahrer Hort von Geheimnissen lag in dieser Stadt.
„Ala´na, ich werde mich nicht länger als Mensch ausgeben. Die Menschen haben uns vergessen und sie werden sich erst an uns erinnern, wenn wir uns zeigen.“
„Du begibst dich in Gefahr“, warnte sie.
Leron´das senkte den Blick. „Die Gefahr ist überall und es gibt genug Zauberer in Ardea´lia, die mich trotz meiner Verkleidung erkennen. Aber ich muss Menschen treffen. Und sie müssen uns treffen. Es gibt eine Prophezeiung. Rond´taro weiß mehr darüber ...“
„Es geht ihm nicht gut“, plätscherte sie. „Ein Schatten liegt auf seinem Geist.“
„Ala´na! Sprich bitte mit Rond´taro. Die Menschen entlang des Spada´riu, des Säbelflusses werden kämpfen, aber sie müssen wissen, dass wir ihnen beistehen. Ala´na, was ist mit dir ...“
Ala´nas Gesicht blubberte mit den leichten Wellen. Es war nicht eindeutig und scharf, es war nicht gegenständlich, es war … Wasser.
Leron´das fröstelte. „Ala´na, wo bist
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