Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
ihren Bruder fragend an, um herauszufinden, ob das kurze Aufleben ihres Vaters bereits vorüber war. Alrand´do jedoch spürte dessen wachen Geist und beschwichtigte Rina´las Sorgen mit einem aufmunternden Nicken.
„Nicht nur ein Zauberer hat dieses Netz gebaut“, sagte Rond´taro fast im gleichen Augenblick. „Sie greifen ineinander über und verstärken sich.“
„Wenn die Zauberer zusammenarbeiten, müssen sie uns wirklich fürchten“, bemerkte Janta´ro trocken.
„Oder sie wollen uns, um jeden Preis fangen“, ergänzte Iri´te.
„Aber warum?“ Mendu´nor wirkte aufrichtig empört. Er war der Einzige hier, der erst nach der Vertreibung der Zauberer geboren war.
„Darum geht es überhaupt nicht“, wehrte Alrand´do ab. Er versuchte die Bilder der geknechteten rothaarigen Elbin zu verdrängen, die ihn verfolgten, seit Rond´taro ihm seine Vision offenbart hatte.
„Ich denke, doch“, wandte Rond´taro ein. Er sog langsam die Luft in die Lungen und tauschte einen langen Blick mit seinem Sohn. „Früher jagten sie uns, wegen der hundert Jahre zusätzlichem Leben und der Kraft, die ihnen unser Herz beschert. Natürlich jagte da jeder für sich allein, denn es gab nichts zu teilen. Sie trauen einander nicht und unterwerfen sich höchstens einem Höhergestellten.“ Seine Augen streiften den Wald. „Mindestens drei verschiede Netze spannen sich um Pal´dor. Einer führt sie an, nur er erhält den Lohn. Er ist deutlich stärker als die anderen und sie gehorchen ihm … wenn er anwesend ist.“
„Aber was will dieser Zauberer?“, fragte Mendu´nor. „Es erscheint mir ein großer Aufwand für knappe hundert Jahre Leben.“
„Aber nicht für die Unsterblichkeit.“ Mitril´le sah mit ausdruckslosem Gesicht ins Nichts. „Nicht für die Unsterblichkeit“, wiederholte sie tonlos.
Rond´taro nickte.
Alrand´do ließ bedrückt den Kopf hängen. Keiner sagte ein Wort. Alle hingen gespannt an Mitril´les Lippen.
„Meine Schwester ging mit weniger als zweihundert Sommern ins Vergessen nach As´gard“, flüsterte sie. „Damals gab es viele Zauberer in Ardea´lia und ihre Gnome waren überall. Sie überraschten und verschleppten sie. Wochenlang war sie verschwunden, ihre Spuren ausgelöscht.“
Janta´ro griff nach der zitternden Hand seiner Gefährtin.
„Der Zauberer hielt sie in einem dunklen Keller gefangen. Er vergewaltigte sie, und als er merkte, dass sie ein Kind erwartete, freute er sich unbändig, denn nun war ihm sein Weg in die Unsterblichkeit geebnet. Dieses Kind aus seinem Blut wäre unsterblich gewesen. Wie wir. Sein schlagendes Herz hätte auch ihn unsterblich gemacht. Meiner Schwester gelang die Flucht, doch für diese Welt war sie verloren. Sie wählte ihren Weg.“
„Wenn ihm das gelingt, wäre er das mächtigste aller Geschöpfe“, flüsterte Rina´la. Ihre Lippen waren blass. Ihre Augen suchten verzweifelt den Blick ihres Vaters. Das war es, was er in dem Tümpel in der Halle der Erkenntnis gesehen hatte. Den Schatten. Das dunkelste Wesen der Welt. Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung würden ihm folgen und es würde keinen Ort mehr geben, an dem ein Elbe leben konnte. Die, die nicht flohen, starben.
„Keine von uns Elbinnen würde lange genug leben, um einem Zauberer ein Kind zu gebären“, bemerkte Lilli´de nüchtern.
„Davon gehen wir aus, aber wir gingen bisher auch davon aus, dass kein Zauberer Pal´dor aufspüren kann. Keiner hat jemals einen Ort, wie die Halle der Erkenntnis finden können.“ Alrand´do sagte diese Worte leise, als ob er nur mit sich selbst sprechen würde, aber alle hörten ihm zu. „Im Rat waren wir immer darauf bedacht, jedes Risiko zu vermeiden. Wir dachten, wir könnten uns verstecken und ein paar hundert Jahre ausharren, bis sich die Gemüter beruhigt haben. Aber das war falsch. Wir waren viel zu lange friedlich. Wir haben uns zurückgezogen und uns dadurch selbst geschwächt. Nun aber wird es Zeit, dass wir uns unserer Kraft zu besinnen. Es wird Zeit, dass wir uns darüber klar werden, wie es weiter gehen soll. Werden wir fliehen und neue Ufer suchen, oder werden wir uns mit den Menschen verbünden, die sich gegen die drohende Dunkelheit auflehnen?“
„Aber die Menschen jagen uns doch auch, und es war von je her eine unserer größten Schwächen, dass wir nur das Gute in ihnen sehen wollten, und uns ihre Schwächen zum Verhängnis wurden.“ Janta´ro machte ein nachdenkliches Gesicht.
„Das hier ist nicht der Ort, um dergleichen zu
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