Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Alrand´do. „Keiner besteigt ein Schiff. Wir reiten nach Hause. Wir reiten nach Pal´dor. Ala´na braucht uns!“
„Lass ihn in Ruhe“, zischte Rina´la.
„Nein!“, knurrte Alrand´do. „Er soll wissen, was los ist. Seinetwegen stieg Ala´na in den See. Um ihn zu finden, um bei ihm zu sein. Ich will …“
Rina´la gebot ihm mit einer kurzen Bewegung ihrer Hand, still zu sein. Rond´taro hatte sich vom Fenster abgewandt und sah seine beiden Kinder mit schreckensweiten Augen an.
„Schau, was du angerichtet hast“, fauchte Rina´la.
„Was ist mit Ala´na?“ Rond´taros Stimme war rau, aber in seinen Augen steckte wieder ein Funken Leben.
„Wir werden ihr Helfen zurückzukehren, aber dafür müssen wir nach Pal´dor reiten.“ Rina´la versuchte hoffnungsvoll zu klingen und gleichzeitig ihren Vater zu beruhigen. Rond´taro sah sie an. Vielleicht zum ersten Mal seit dem Tag am Gläsernen See.
„ Was ist mit ihr? “, richtete er sich mit seiner körperlosen Stimme an seinen Sohn.
Alrand’do entschied sich für die Wahrheit. Rond´taro war so abwesend und gleichgültig gewesen. Ihn zu schonen machte in seinen Augen keinen Sinn. Wenn noch irgendwo tief in seinem Inneren das Feuer schwelte, das früher in ihm gelodert hatte, dann brauchte es vielleicht nur einen ordentlichen Windstoß, der es wieder entfachte.
„ Sie ist noch da, aber sie wird immer schwächer. Sie kann nicht mehr zurück in ihren Körper. Die Wächterinnen suchen sie, aber sie muss zurück wollen. Zu dir zurück. Wird sie dich finden, Vater? “
Rond´taro nickte. Er ging zur Tür. Seine Beine wirkten schwer wie Blei, seine Hände waren zu Fäusten geballt und in seinem Inneren brodelte ein Vulkan.
Die Nachricht, dass sie nach Pal´dor reiten wollten, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Janta´ro, Mitril´le, Iri´te und Lilli´de waren sofort zu Stelle. Auch alle andern, die bei dem Kampf in den Quellenbergen dabei gewesen waren, fanden sich ein. Nur Gildo´re kam ohne Gepäck und ohne Pferd, dafür aber mit einem verschmitzten Lächeln in den Augen.
„Ich habe gesehen, dass sich ein Kampf durchaus lohnen kann. Diesmal werde ich es mit dem Feuer der Jugend versuchen.“
Alrand´do nickte ihr zu und Rina´la lächelte.
„Was meint sie damit?“, fragte Rond´taro. „ Meines Wissens ist sie knapp neunhundert Jahre alt. “
„ Dann ist sie jünger als ich. “ Alrand´do grinste. „Das erklär ich dir unterwegs.“
Sie ebneten die Wege, denn sie hatten keine Zeit zu verlieren. Keiner wusste, was sie im Wald erwarten würde, aber sie erinnerten sich an die letzten Stunden vor ihrem Aufbruch und an das dichte Netz des Zauberers.
Einen Zauberer, der über so zahlreiche, große und lichtunempfindliche Gnome verfügte, hatte es in Ardea´lia noch nie gegeben. Selbst wenn sie davon ausgingen, dass sie alle Gnome getötet hatten, durften sie seine Macht nicht unterschätzen. Sie würden sich Pal´dors Toren vorsichtig nähern müssen, und sie mussten schnell sein.
Rond´taro war jetzt so weit aufgerüttelt, dass zumindest ein Teil seines Lebenswillens wieder in ihm wohnte. Er hatte ein Ziel.
Alrand´do fürchtete jedoch, dass ihnen jeder Weg nach Hause versperrt bleiben würde, aber noch mehr als das fürchtete er, das, was sie in Pal´dor erwartete. Was, wenn Ala´na nicht wieder zurückfand? Er hoffte, aber seine Hoffnung war gering.
Sie erreichten den Wald in den späten Nachmittagsstunden. Lilli´de errichtete einen sicheren Ort, den sie um alle herum spannte. In seinem Schutz näherten sie sich dem Dämmerungstor. Es war noch nicht in Sicht, da gewahrten sie das Netz des Zauberers. Vorsichtig tasteten sie sich daran entlang. Das Dämmerungstor war von Anfang an verloren gewesen, sie hatten erwartet, es immer noch verschlossen zu finden.
Sie wichen nach Norden aus, auf der Suche nach einem Pfad, der sie in die Nähe des Tors des Abendsterns bringen würde. Schon nach kurzer Zeit merkten sie jedoch, dass es keinen Weg in die Nähe der Birke Erós gab.
Auch die Eiche Eglete und die Esche Verdon am Tor der Morgenröte standen innerhalb des Netzes. Obwohl es wenig Hoffnung gab, das Sonnentor frei vorzufinden, tasteten sie sich weiter an dem Netz entlang. Schließlich stand fest, dass Pal´dor lückenlos abgeschlossen war und noch nicht einmal ein Notfalltor geöffnet werden konnte.
Sie zogen sich ein Stück in den Wald zurück, um sich zu beraten. Rond´taro war erneut in düsteres Schweigen verfallen. Rina´la sah
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