Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
besprechen“, sagte Rina´la nüchtern.
„Wir müssen erst zurück nach Pal´dor gelangen. Wir müssen uns einen Weg nach Hause freikämpfen. Lasst uns das Netz durchtrennen!“ Sie zog ihre rotschimmernde Klinge aus der Scheide, aber Rond´taro legte ihr die Hand auf den Arm und drückte ihn nach unten.
„Sei nicht voreilig, mein Kind. Wir würden gerne alle in Pal´dor ankommen. Zuerst müssen wir herausfinden, wo die Zauberer sind. Wie viele sich im Wald aufhalten. Wo ihr Netz am schwächsten ist. Wir müssen herausfinden, wie viele menschliche Krieger durch den Wald streifen. Wenn wir das Netz vor einem unserer Tore öffnen, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir dadurch dessen Standort preisgeben. Brechen wir irgendwo durch, beschädigen wir den Schutz der Stadt.“
„Was bedeutet schon ein verschlossenes Tor, gegen das Leben meiner Mutter.“ In Rina’las Augen stritten Sorge, Angst und Entschlossenheit.
„Ein Tor, ob offen oder zu, kann das Leben oder Sterben vieler bedeuten. In Zeiten wie diesen können wir keines von ihnen leichtfertig aufs Spiel setzen“, erklärte Alrand´do besänftigend. „Jedoch wüsste ich ein Tor, durch das wir bedenkenlos gehen könnten, denn es würde nichts verraten.“ Er grinste.
Zum ersten Mal seit Monaten stahl sich ein Lächeln in Rond´taros Augen. „Das Dämmerungstor!“, verkündete er.
Vater und Sohn tauschten einen vielsagenden Blick.
„ Glaubst du das geht? “
„ Er weiß, dass wir mehr als einen Eingang haben. Er wird nicht glauben, dass wir den benutzen, vor dem er schon so lange wartet .“
Lilli´de warf einen prüfenden Blick zum Himmel. „Viel Zeit, um es vorzubereiten, haben wir nicht.“
„Sie wird reichen“, erwiderte Janta´ro.
Ein warmes Gefühl durchflutete Alrand´dos Inneres. Ein Gefühl wie das, als sein Sohn seine ersten Schritte tat. Er war stolz. Stolz und ergriffen. Nie hätte er geglaubt, dass sich Elben so schnell einig werden konnten. Nie hätte er gedacht, dass ein derart tollkühner Plan überhaupt die Zustimmung der anderen finden würde.
Sie tasteten sich an das Tor der Dämmerung so nah wie möglich heran, ohne das Netz zu berühren. Einige Soldaten lungerten zwischen den Kiefern. Aber es waren weit weniger als Alrand´do befürchtet hatte. Dem Ausmaß der Verwüstung nach zu urteilen, mussten es noch vor einer Weile erheblich mehr gewesen sein.
Die Männer wirkten entspannt. Würden sie auch so zwanglos das Feuer schüren und sogar Speck darauf braten, wenn ein Zauberer in der Nähe wäre? Alrand´do bezweifelte das. Sollte es wirklich so einfach sein. Das Netz durchschneiden, die Männer in Atem halten und durch das Dämmerungstor marschieren. Gab es nur diese paar Männer hier zu überwinden? Wo steckten die Zauberer?
„ Spürst du ihn nicht? “, fragte Rond´taro wortlos.
Alrand´do schüttelte den Kopf.
„ Er hasst. Es ist die einzige Gefühlsregung, die er kennt.“
„Dann lehren wir ihn das Fürchten!“
„Noch nicht. Noch ist die Zeit nicht reif.“
Alrand´do versuchte, ihn zu spüren. Er suchte den Hass. Ihm war klar, dass er nicht mit Rond´taros Fähigkeiten diesbezüglich ausgestattet war, aber da er wusste, wonach er suchen musste, nahm er ihn wahr. Unter all den herumlungernden Soldaten fiel er nicht weiter auf, aber wenn man ihn erst entdeckt hatte, konnte man deutliche Unterschiede zu den anderen erkennen. Er war viel älter und er war allein. Er hielt die Augenlieder gesenkt, als ob er dösen würde, aber unter seinen kaum vorhandenen Wimpern huschten seine Blicke in alle Richtungen.
„Es ist nicht sein Netz, das er hütet.“ Rond´taro war beinahe wieder der Alte. Er hatte ein Ziel und einen Plan, wie er es erreichen wollte. „Schaut euch die Soldaten an. Sie wissen nicht, was er ist, aber sie meiden ihn trotzdem. Die Sinne der Menschen sind nicht restlos verkrüppelt, aber ihnen fehlt die Fähigkeit, ihre Wahrnehmungen zu deuten.“
Genau wie mir, dachte Alrand´do.
Rond´taro sah ihn an und lächelte. Alrand´do senkte seinen Blick. Sein Geist war auch nicht ausreichend abgeschirmt.
„Sobald er uns bemerkt, wird er zum Angriff blasen. Nicht alle werden ihm bedingungslos folgen. Diese Verwirrung müssen wir nutzen. Sorgt dafür, dass immer ein Schild zwischen euch und seinem Blick ist. Geht zu zweit, zwei gleichzeitig kann er nicht binden. Er nicht!“
„Ich öffne das Tor“, sagte Lilli´de. „Es wird nur so lange offen sein, bis alle von uns hindurch
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