Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Engelchen“, tadelte Phine liebevoll und spürte wie alle Angst und alle Sorgen von ihren Schultern glitten. Sie hob Lume´tai aus der Wiege und bettete sie auf dem Kopfkissen. Dann legte sie sich neben sie. Feodor seufzte zufrieden im Schlaf.
14. Schmelzmond
„Aber du hast gesagt, dass ich mitfahren darf!“ Mit zornesroten Wangen und den Fäusten in die Hüfte gedrückt, stand sie vor ihrem Vater wie ein aufgebrachtes Kind.
„Das habe ich nicht“, protestierte Hilmar. „Ich habe dir unsere nicht ungefährliche Situation erklärt und du hast das irrtümlich für eine Zusage gehalten.“
„Du hast nicht gesagt, dass ich nicht mitfahren darf“, hielt sie ihm vor. „Außerdem bin ich jetzt erwachsen und treffe meine Entscheidungen selbst.“
Vor zwei Wochen hatte sie ihren sechzehnten Geburtstag gefeiert. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihren Vater trotzig an. Hilmar lachte, was sie nur noch wütender machte.
„Ich entscheide, mit wem ich reise!“
„Das hast du doch längst. Und ich fahre auf jeden Fall mit. Du wirst mich brauchen.“
„Ich brauche niemanden, auf den ich zusätzlich aufpassen muss!“
„Ich bin kein Kind mehr. Außerdem brauchst du jemanden, der auf dich aufpasst. Bitte Papa, nimm mich mit!“ Sie schlang die Arme um seinen Hals und schmiegte ihren Kopf an seine Brust.
„Du versuchst es mit allen Mitteln“, brummte Hilmar geschmeichelt. „Geh und frag deine Mutter, ob sie es dir erlaubt. Aber wenn ich erfahre, dass du ihr gegenüber behauptest, ich wäre einverstanden, dann bleibst du gewiss zuhause.“
Arina hüpfte leicht in die Luft und drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. „Du bist der Beste“, raunte sie ihm ins Ohr und lief zur Tür hinaus.
„Himmeldonnerwetter ist das ein Weib. Wer die mal zu Frau bekommt, wird´s auch nicht leicht haben.“
Philip versank noch tiefer in seinem Sessel, versteckte sein Gesicht hinter einem aufgeschlagenen Buch und murmelte ein verständnisloses „Was?“
Unter keinen Umständen wollte er, dass Hilmar merkte, mit welcher Aufmerksamkeit er der Unterhaltung der beiden vor der Bibliothekstür gelauscht hatte. Er freute sich, dass Arina mitfahren wollte, denn so musste er sich noch nicht so bald von ihr verabschieden. Aber er hatte auch Angst davor. Je näher der Tag der Abreise rückte, umso deutlicher wurde ihm bewusst, dass sie sich in Gefahr begaben.
Von Vinzenz war irgendwann in den letzten Tagen ein weiterer Brief eingetroffen, in dem er schrieb, dass er sich im Monastirium Wilhelmus aufhielt und nach Antworten suchte. Der Brief war allerdings mehr als vier Wochen alt. Solange hatte der Eilbote für den weiten Weg gebraucht. Ob Vinzenz in der Zwischenzeit irgendetwas herausgefunden hatte oder ob er sich noch im Monastirium aufhielt, wusste niemand.
Wie immer, wenn er daran dachte, fühlte Philip einen Stich. Vinzenz war im Monastirium Wilhelmus. An dem Ort, an dem Philip seit Monaten hätte sein sollen. Mit keinem Wort hatte der Graf in dem Brief erwähnt, ob er in Waldoria bei Philips Mutter und seinem Vater gewesen war. Philip vermutete, dass er das ganz und gar vergessen hatte, und er schürte seinen Unmut gegen Vinzenz damit.
Er wusste, dass er ungerecht war. Aber er sah immer wieder, wie Arinas Augen leuchteten, wenn man von Vinzenz sprach und er hatte nicht vergessen, dass sie erst vor wenigen Monaten behauptet hatte, sie würde ihn später heiraten. Er war ihr Vetter. Hilmar würde es niemals zulassen. Doch genau so wenig würde Hilmar es zulassen, dass sie einen falschen Baron von Wasserfurt heiratete.
Die Buchstaben in seinem Buch waren bedeutungslos. Arina sagte, dass sie ihn liebte und im Augenblick war dies das Einzige, was zählte. Wenn sie bloß nicht immer so verklärt schauen würde, wenn es um Vinzenz´ sogenannte Heldentaten ging. Philip konnte damit nicht mithalten. Was hatte er schon vorzuweisen? Eine kopflose Flucht, ein Leben in einem Versteck und demnächst eine Reise mit einem zweifelhaften Ziel, in der Hoffnung auf ein Mitglied des Geheimen Schlüssels zu treffen, das mehr wusste.
„Das bringt alles nichts mehr. Ich finde hier einfach nichts“, knurrte Philip.
„Hast du deine Sachen schon gepackt?“
Philip nickte. „Der Hufschmied hat Erós mit neuen Eisen beschlagen und auch der Esel weiß, dass es bald losgeht.“
„Du nimmst den Esel mit?“, fragte Hilmar ungläubig.
„Der gehört einfach dazu.“
„Wir werden aussehen wie ein Wanderzirkus. Ein vorlautes
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