Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Ardelan. Doch Ardelan war allen Zauberern verschlossen. Die Menschen waren wachsam. Immer noch verabscheuten sie Zauberer, und für Dosdravan kam es nicht in Frage in ein Land zu gehen, wo er seine wahre Beschaffenheit verleugnen musste. Aber es gelang ihm, eine besondere Gattung Zauberer ins Land zu schmuggeln. Zwar verachtete er diese Zauberer aus tiefstem Herzen, weil sie ihre Identität verleugneten und keine Gnome hatten, aber sie waren gut zu lenken und unauffällig. Sie verschafften sich Zugang zu den Archiven und Bibliotheken der Menschen. Sie schnüffelten und spionierten und waren sich für nichts zu schade. Alles, was sie erfuhren, erfuhr auch er und schließlich schienen sich die Mühen endlich zu lohnen. Es gab konkrete Hinweise auf mindestens einen Aufenthaltsort der Elben. Fast gleichzeitig kam ihm das Schicksal zu Hilfe. Die Tochter des ardelanischen Königs lernte einen Mann aus Mendeor kennen. Einen furchtsamen Mann aus Mendeor. Mit einem Mal hatte Dosdravan einen Fuß in der Tür. Er sorgte dafür, dass Leonidas von Vrage die Königstochter heiratete und räumte sogar ihren Vater aus dem Weg. Danach vermittelte er dem neuen König Schritt für Schritt auf welch gefährlichem Boden er lebte. Er schürte seine Angst, er spielte mit ihr, und er gewann. Einige Jahre dauerte dieses Spiel, dann wurde Dosdravan endlich in das Land seiner Träume eingeladen und er erhielt freie Hand bei seiner Suche nach den Elben. Nach der Unsterblichkeit. Er wusste, dass er große Opfer bringen musste, denn das Feenvolk war durchtrieben und vorsichtig. Deshalb baute Dosdravan mehrere Stützpunkte für seine Gnome. Einige brachte er selbst mit und schickte sie in die Quellenberge. Andere ließ er mit Hilfe von Nestalor nachrücken. Aber den Großteil hatte er jenseits der Berge in menschenleeren Gebieten untergebracht.
Doch obwohl alles so gut begonnen hatte, reihte sich nun Missgeschick an Missgeschick und selbst der König, der sich bisher so gut leiten ließ, blieb in Bezug auf die Gnome erstaunlich hartnäckig. Aber der König war ein Mensch und als solcher hatte er immer noch einige Vorteile auf seiner Seite, die nicht von der Hand zu weisen waren. Nur darum gehorchte Dosdravan, wenn auch widerwillig. Mit Hilfe der Gnome hätte er bestimmt schon längst weitere hundert Lebensjahre für sich verbuchen können und sich dann in aller Ruhe auf die Unsterblichkeit vorbereiten können. Natürlich wusste jeder Zauberer im Land, wonach Dosdravan suchte. Jeder Einzelne von ihnen träumte den gleichen Traum, aber keiner hatte die Macht ihn zu verwirklichen. Keiner außer ihm.
Wie aus einem bösen Traum kehrte Phine in ihr eigenes Leben zurück. Es gab eine göttliche Vorsehung, die dafür sorgte, dass ein Leben nur so lange währte, wie es einen Nutzen, einen Sinn hatte. Gewaltsame Tode störten diese Vorsehung, denn sie ließen Schicksale offen und veränderten nachhaltig den Lauf der Welt. Wurde jedoch ein Leben mit Gewalt über den Tag seiner Bestimmung hinaus verlängert, erschütterte dies den Lebenszyklus in seinen Grundfesten. Dosdravan musste aufgehalten werden! Aber wer besaß die Macht, ihn aufzuhalten? Phine schob diesen Gedanken erst mal von sich, denn er erfüllte ihr Herz mit Zorn, Angst und Hilflosigkeit. Dabei musste sie sich um Dinge kümmern, die nicht minder kompliziert waren. Ala´na.
Sie musste eine Entscheidung treffen, die ihr in der Seele wehtat. Ohne Lume´tais Hilfe konnte sie nichts für Ala´na tun. Trotzdem scheute sie davor zurück, das Kind für diese Zwecke einzusetzen. Solange es nur darum ging, mit Ala´na zu sprechen, während Lumi still und zufrieden schlief, war nichts dagegen einzuwenden gewesen. Aber sie hatte gesehen, was geschah, wenn der Zauberer ins Spiel kam und sie wusste nicht, wie viel Kraft die Kleine aufwenden musste, um einen verschlossenen See zu öffnen. Sie hatte nicht die geringste Vorstellung davon, wie so etwas überhaupt ablief und sie fürchtete um Lume´tai. Wenn sie zumindest alt genug wäre und Phine mit ihr sprechen könnte. Aber sie war noch nicht mal alt genug, um alleine zu laufen oder zu essen.
Bevor sich Phine in ihr Bett legte, sah sie noch einmal in die Wiege und erschrak. Lume´tai starrte sie mit großen, wissenden Augen an. Als sie ihr mit dem Finger über die Wange strich, gluckste die Kleine leise und zeigte ihre zahnlosen Kiefer. Ihre Beinchen strampelten wild, und ihre Händchen versuchten Phines Finger zu erhaschen.
„Du sollst doch schlafen,
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