Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
in der klaren Luft zeigte sich das Kaisergebirge von seiner schönsten Seite. Philip konnte seinen Blick kaum von den schroffen Felsspitzen und den schneebedeckten Hängen lösen. In immer neuen Formen zeigten sich die baumlosen Gipfel und weiß glitzernden Talmulden. Der blaue Himmel darüber ließ sie noch heller strahlen.
Erst drei Tage nach ihrer Abreise verließen sie im Morgengrauen die weite Ebene der Säbelau und fuhren in einem leichten Bogen um die Helmsholm Hügel. Die Pferde liefen so schnell es die schneebedeckte Straße erlaubte und die Kutsche schlingerte immer wieder bedenklich. Sie fuhren den ganzen Tag ohne nennenswerte Pausen und als die Nacht herein brach, war das Ende dieser Tagesreise noch nicht in Sicht. Hilmar sah ungeduldig aus dem Fenster und setzte sich schließlich neben den Kutscher auf den Bock. Arina blieb stocksteif auf ihrem Platz, aber als die Räder wieder über den Schnee knirschten, atmete sie erleichtert aus.
„Endlich!“, schnaubte sie und flog hinüber zu Philip, der sie lächelnd auffing.
„Das ist die Strafe für unsere Heimlichtuerei.“ Er streichelte sanft ihr Gesicht und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.
Arina legte den Kopf in den Nacken und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
„Wenn er es wüsste, hätte er mich niemals mitgenommen und er würde dich und mich überhaupt nie aus den Augen lassen.“
Sie hatte Recht, aber ihre Worte versetzten Philip dennoch einen Stich. Wahrscheinlich waren sie deshalb so schmerzlich, weil es die Wahrheit war.
„Irgendwann werden wir es sagen müssen.“
„Irgendwann. Lass uns jetzt nicht daran denken.“ Sie streckte sich und küsste ihn.
Er legte seine Arme noch fester um sie.
Es war weit nach Mitternacht, als sie ihr Quartier erreichten und es stand fest, dass sich ihre Reise um einen weiteren Tag verlängern würde, denn die Pferde waren erschöpft und die Menschen waren es auch.
Am nächsten Morgen saß Hilmar in der leeren Gaststube und brütete über einer Karte.
„Wir haben einfach kein Glück mit dem Wetter“, brummte er. „In wenigen Tagen beginnt der Lenzmond. Es müsste bereits wärmer sein.“
„Selbst wenn wir noch eine Weile gewartet hätten, wäre das keine Garantie dafür gewesen, nicht eingeschneit zu werden.“ Philip setzte sich zu Hilmar und betrachtete ebenfalls die Karte. „Angeblich ist es dort unten wärmer als hier.“
„Das ist es. Vor allem am Meer. Ehe wir jedoch dort sind, ist Wonnemond und dann wird es richtig heiß. Die Städte am Meer kennen keinen Schnee. Eine warme Strömung hält die Küste bis hoch zu den Quellenbergen die meiste Zeit des Jahres eisfrei. Wir hier haben nichts davon. Der Nordwind fegt über die Tundra und tobt sich in diesem riesigen Kessel aus.“ Er kreiste mit dem Finger das ganze nördliche Gebiet zwischen dem Alten Wald, den Salzroder Bergen und dem Kaisergebirge ein.
Philip nickte. Über die Beschaffenheit des Wetters hatte er sich noch nie Gedanken gemacht. Es war einfach immer da und es war unabwendbar.
„Ich gehe mir die Beine vertreten. Morgen sitzen wir wieder den ganzen Tag in der Kutsche.“
„Geh nur. Und nimm Arina mit, wenn es dir nichts ausmacht. Ich brüte hier noch eine Weile über den Karten und habe keine Zeit, mich um sie zu kümmern.“
Philip unterdrückte ein Grinsen. „Ich werde sie fragen“, sagte er.
„Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen“, brummte Hilmar vor sich hin. „Bald wird sie merken, wie unangenehm Reisen sind.“
Aber Philip war bereits draußen und hastete vergnügt die Treppen zu Arinas Zimmer hinauf.
Er klopfte. Arina antwortete nicht. Er klopfte nochmal, diesmal lauter.
„Arina!“
Jetzt hörte er etwas. Es klang wie ein erstickter Aufschrei, dann vernahm er einen dumpfen Knall.
„Arina!“ Philip rüttelte an der Türklinke, aber die Tür war abgesperrt. Er warf sich dagegen. „Arina!“ Eindeutig waren Geräusche aus dem Zimmer zu hören. Philip trat ein paar Schritte zurück und warf sich mit voller Wucht gegen die Tür. Seine Schulter krachte hart dagegen. Stöhnend rieb er seine schmerzenden Knochen. Er sah sich um, aber da war nichts, womit er diese Tür aufbekommen konnte.
Keiner von Hilmars Männern war zu sehen, niemand der Arina helfen konnte. eiligen Schrittes lief er die Treppe hinunter.
„Hilmar!“, rief er. „In Arinas Zimmer stimmt was nicht.“
Noch ehe Hilmars Gesicht in der Türöffnung auftauchte, sprang Philip in sein Zimmer und zog das Schwert samt Scheide
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