Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
seinen Hals berührte. „Es wird nur halb so schön sein, wenn du nicht dabei bist. Ich werde jeden Abend an deine Worte denken und auf dich warten.“
Philip küsste ihre Stirn, dann drehte sich Arina in seinen Armen herum, legte den Kopf in den Nacken und bot ihm ihre Lippen dar. Er presste seine darauf und küsste sie, als ob es kein Morgen geben würde.
Der Tag ihrer Abreise rückte näher. Annamarie lief angespannt im Haus umher, aber wenn sie sich unbeobachtet fühlte, sank sie traurig auf einen Stuhl und starrte eine Weile ins Nichts, ehe sie sich erhob, um weiter nach dem Rechten zu sehen.
Schließlich war es soweit. Die Kutsche rollte über den knirschenden Kies und alle winkten zum Abschied. In den letzten Tagen war es überraschend kälter geworden und die Kälte legte sich um Arme und Beine und schnürte sie ein wie ein Korsett. Arina zog als Erste, die warmen Decken über sich und kauerte sich in eine Ecke der Kutsche. Der Kutscher schnalzte mit der Zunge und knallte mit der Peitsche. Die Pferde beschleunigten ihre Schritte. Acht Männer, alle erfahrene Kämpfer und bis an die Zähne bewaffnet, begleiteten die Kutsche. Hilmar hatte behauptet, die Straßen wären bei weitem nicht mehr so sicher, wie sie sein sollten. Philip wusste jedoch, dass es genügend andere Gründe gab, die ihn dazu bewogen hatten, die Männer sorgfältig auszuwählen.
Erós lief lose an die Kutsche gebunden hintendrein. Er war nicht glücklich darüber und das hatte er in den letzten Minuten vor der Abreise, deutlich kundgetan. Aber da Hilmar Arina verboten hatte, ihre Stute mitzunehmen, wollte Philip vorerst auch nicht reiten. Hilmar war der Meinung, dass Damen nicht auf dem Rücken ihrer Pferde quer durch das Land reisten. Arina hatte nicht allzu heftig widersprochen, denn sie musste befürchtete, gemeinsam mit dem Pferd zuhause zu bleiben.
Auch Philip zog die Decke über seine Beine und lehnte sich zurück. Er war zufrieden damit, bei dem beißenden Wind nicht draußen sein zu müssen. Außerdem war er erschöpft von den Anstrengungen der letzten Tage. Er hatte nicht viel Zeit zum Schlafen gehabt. Neben seiner intensiven Arbeit in der Bibliothek hatte er auf Hilmars Anraten sein Geschick mit Schwert und Bogen zu kämpfen vertieft. Zudem hatte er in den letzten Wochen täglich Reitstunden, in denen er lernte, vom Pferderücken aus zu schießen, auszuweichen, einen Schlag abzuwenden oder aber sich von ihm nicht sofort aus dem Sattel werfen zu lassen. Immerhin konnte er das alles auf Erós üben, der sich oft auswich, wenn er einen Hieb kommen sah und seine Gangart verzögerte, sobald er merkte, dass Philip aus dem Sattel zu kippen drohte.
Wenn er abends todmüde und mit schmerzenden Gliedern in seinem Bett lag, schlich sich Arina in seine Arme. Er liebte es, ihren weichen, warmen Körper neben sich zu spüren, ihre Lippen auf seinem Hals, ihre Hände auf seiner Brust. Jeden dieser Augenblicke genoss er in vollen Zügen. Doch wenn der nächste Morgen graute und ein weiterer anstrengender Tag auf ihn wartete, fehlten ihm die Stunden Schlaf, die sie ihm geraubt hatte.
„Morgen übernachten wir zum letzten Mal in der Säbelau. Danach werden wir ohne Pause unterwegs sein, bis die Helmsholm Hügel hinter uns liegen.“ Hilmar zog nun ebenfalls eine Decke über seine Knie.
„Hm“, sagte Philip. Er hatte sich die Reisepläne genau angesehen, da er nicht noch einmal, wie ein unwissendes Kind von einem Ort zum andern reisen wollte. Wie ein dunkler Fleck in seinem Leben erschien ihm heute seine Flucht durch ein Land, von dem er nichts wusste. Die Entscheidung, in welcher Grafschaft sie länger verweilen wollten, hatte Hilmar getroffen, der die Freundlichkeit und Zuverlässigkeit der einzelnen Grafen kannte. Aber er prägte sich ihre Namen ein und versuchte sich alles zu merken, was Hilmar über sie sagte.
„Ich hoffe, es wird bald wärmer, sonst werden wir in dieser Kutsche festfrieren.“ Arina zog ihre Decke bis hinauf zum Hals.
Philip wünschte sich, seinen Arm um sie zu legen und sie ganz nahe zu sich heranzuziehen. „Es wird bestimmt bald wärmer“, sagte er.
Aber er irrte sich. Als sie am nächsten Morgen aufwachten, lag Neuschnee auf der Straße, der die Weiterfahrt verzögerte und zur ersten Abweichung vom ursprünglichen Plan führte. Am kommenden Tag wurde das Wetter zwar wieder schöner, aber die Kälte nahm in der Nacht weiter zu. Dafür erfuhr die Landschaft durch den Frost eine märchenhafte Verwandlung und
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