Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
dunkeln Raum. Am Fenster raschelte es, als sich der nächste Mann hindurchquetschte. Da hörte Philip eine Bewegung hinter der Tür. Er machte dem anderen ein Zeichen zu warten und drängte sich selbst in den Schatten der Mauer. Die schlurfenden Schritte verharrten, dann knirschten mehrere Schlösser und eine schwere Tür bewegte sich in den Angeln.
„Guten Abend“, hörte Philip Olafs Stimme. Er öffnete so leise wie möglich die Tür und sah in den kargen Flur. Vor Olaf stand eine krumme, schwarze Gestalt. Als Olaf auf sie zusprang, blitzte es blau aus ihren Fingern und er taumelte zurück. Philip griff nach einem Stuhl, der in der Nähe stand, und schmetterte ihn der Alten mit Wucht auf den gebeugten Rücken. Wie ein entgräteter Fisch sackte sie zusammen.
Der Mann, der hinter ihm durch das Fenster gestiegen war, brummte: „Gut getroffen!“
Philip sah sein grimmiges Grinsen. „Schaff sie hier weg. Sorg dafür, dass sie nicht entkommt. Vielleicht brauchen wir sie später noch.“
Der Mann nickte, dann zog er ein Tuch aus seiner Innentasche und stopfte es der Alten in ihr zahnloses Maul. Mit einem unsanften Griff drehte er sie um und band ihr die Hände auf den Rücken. Philip wandte sich ab. Er spürte Mitleid.
„Danke“, sagte Olaf und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Philip.
„Den ersten Schlag steck ich weg“, meinte Olaf und drückte die Hand auf die Stelle, an der sie ihn getroffen hatte.
Die Tür stand jetzt offen und immer mehr Männer kamen in den düsteren Flur. Nacheinander prüften sie die einzelnen Räume. In einigen standen alle Wände voll Regale, deren Bretter sich unter der Last von unzähligen Krügen, Tiegeln und Bottichen mit undefinierbarem Inhalt bogen, in anderen standen nur Stühle. Außer der Alten schien niemand zuhause zu sein. Als Philip schließlich eine der letzten Türen öffnete, zog er scharf die Luft ein. Rotes Licht erfüllte den Raum, aus dem Leitern nach oben und nach unten führten.
Er lauschte, aber es war nichts zu hören. Vorsichtig schloss er die Tür wieder. Siebenundzwanzig Männer folgten ihm. Sechs waren im Keller hinter dem Turm, vier brauchte er hier. Einer bewachte die Alte. Acht konnte er nach oben schicken und mit den anderen würde er nach unten steigen.
Er verteilte die Aufgaben und achtete darauf, dass mindestens einer von Hilmars Männern mit jeder Gruppe ging.
Als letzter stieg Philip die Leiter nach unten. Doch er hatte die Sprossen kaum betreten, da hörte er Geräusche von draußen. Einen Moment glaubte er, die Männer hätten im Turm etwas entdeckt, da erkannte er Hilmars Stimme.
Stumm gab er den Männern ein Zeichen weiter zu gehen und den Gang zu erkunden. Einige Nischen, in denen lange Regalreihen mit weiteren Krügen und Töpfen standen, säumten den Korridor. Alles war in rotes Licht getaucht, das die Gesichter der Männer zu Fratzen machte. Es stank bestialisch.
Philip setzte sich an die Spitze der Gruppe. Vorsichtig bewegten sie sich vorwärts, spähten in jede Ecke, untersuchten jede Nische und versuchten dabei, so lautlos wie möglich zu sein. Doch immer wieder hörte Philip die Geräusche von oben und fragte sich, ob ihr Kommen wirklich so unbemerkt geblieben sein konnte.
Die Antwort darauf kam so prompt, dass er kaum Zeit hatte, das Schwert hochzureißen. Fast so, als würden sie aus dem Boden quellen, bevölkerten plötzlich Unmengen von Gnomen den roten Gang. Mit ihren kurzen gezackten Messern hackten sie auf Arme und Beine ein und quietschten dabei ohrenbetäubend. Den Ersten schlug Philip von der Schulter seines Hintermanns. Den Nächsten traf er im Sprung und schmetterte ihn an die Wand. Doch während er auf einer Seite seinen Weg frei hackte, sprangen die flinken Wesen auf der anderen Seite an ihm hoch.
„Haltet euch gegenseitig den Rücken frei.“ Seine Stimme ging in dem Gekreische beinahe unter. Es kam ihm seltsam vor, Männern, die im Kampf deutlich erfahrener waren als er, Anweisungen zu geben. Trotzdem bemerkte er, wie die Ersten sich Rücken an Rücken stellten und gemeinsam kämpften. Ihre Schwerter brachten Tod und Verderben unter die Gnome. Die aber kämpften bis zum letzten Tropfen But. Einige der Männer waren bereits verletzt. Ihre Schwerter saßen nicht mehr fest in den blutigen Händen und ihre Hiebe wurden ungenau. Sieben, acht, neun … zählte Philip und mit jedem Gnom, der fiel, stieg seine Gewissheit, dass er sich auf dem richtigen Weg befand. Arina
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