Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
wird.“
„Es ist sowieso Wahnsinn, dass wir alle noch hier sind“, behauptete Feodor, als ob er ihr gar nicht zugehört hätte. „An dem Tag, an dem wir erfuhren, dass sich ein Zauberer in der Falkenburg aufhält, hätten wir die Stadt verlassen müssen. Selbst wenn er euch nicht auf Anhieb erkennen würde, Lume´tai kann ihm nicht verborgen bleiben.“
„Feodor, es gibt keinen Ort, an dem wir sicher wären. Sobald wir aufbrechen, fliegt unsere bürgerliche Tarnung auf. Das ganze Land ist voller Zauberer, ich habe sie gesehen.“ Sie seufzte leise. „Wir können nicht einfach untertauchen. Wir sind wie ein Haufen Gaukler. Jeder, der uns gesehen hat, wird sich daran erinnern.“
„Viele Familien sind dieser Tage auf der Suche nach einem neuen Heim. Einem besseren Leben.“
„Ja. Aber hinter denen wird nicht die Wache des Königs herjagen, weil sie sich vor ihrem Arbeitsdienst drücken. Hinter denen jagt kein Zauberer her.“
„Dann tu es nicht“, er drehte sich zu ihr herum und schlang seine Arme um sie. „Es gibt andere, die ihr helfen können.“
Phine löste sich aus seinem Arm. „Ich muss es tun. Es besteht eine besondere Verbindung zwischen den beiden Teichen. Lumi kann ihn bestimmt öffnen.“
„Hat sie dir das gesagt? Sie ist ein Säugling. Sie verschläft den halben Tag. Sie brabbelt, sie spuckt, sie strampelt mit den Beinchen. Sie ist noch viel zu klein für große Taten.“
„Sie weiß, dass sie gebraucht wird“, beharrte Phine.
„Du warst doch immer die eiserne Verfechterin der Kindheit“, rief Feodor. „Du hast doch immer behauptet, dass man die Kinder Kind sein lassen muss. Ihnen Zeit geben muss, sich zu entwickeln und selbst zu finden. Warum gilt das nicht für dieses – unser kleinstes Kind?!“
„Sie schläft, Feodor! Sie tut das alles im Schlaf. Glaubst du nicht, dass auch ich mir Sorgen um sie mache. Ich will doch auch, dass sie glücklich ist. Wenn es nicht nötig wäre, würde ich es nicht tun. Aber sie ist die Herrin des Sees.“ Phine drehte sich zu Feodor herum und fasste ihn an den Händen. Sie waren rau und voller Schwielen, seine Augen blickten traurig und müde.
„Dass du sie im Wald gefunden hast, war kein Zufall. Es war das Schicksal!“ Sie ließ das letzte Wort bedeutungsschwer verklingen, denn sie wusste, dass bei Lume´tais Geburt die Geister aller drei Nornen anwesend gewesen waren. „Ala´na sagt, dass Waldo´ria seit fast tausend Jahren stumm ist. Auch Elben können nicht alles einfach so und von Geburt an. Es dauert lange, bis man zur Wächterin wird. Doch Lume´tai erreicht die Botschaften dieses Quells im Schlaf. Sie schafft es sogar, sie an mich weiterzugeben. Sie ist ein Geschenk. Sie ist ein Geschenk für uns, weil sie unsere Tage und Nächte in diesen düsteren Zeiten mit Licht erfüllt und sie ist ein Geschenk für ihr Volk. Sie trägt so viel Hoffnung in sich.“
„Ich habe Angst um sie“, brummte Feodor tonlos. „Ich habe Angst um euch alle.“
Phine stellte sich auf die Zehnspitzen und küsste ihn auf den Mund.
„Die Angst darf aber nicht unser Ratgeber sein. Es ist wichtig, dass wir uns fürchten. Dadurch vergessen wir nicht die Gefahr, in der wir schweben, aber wir dürfen uns von der Angst nicht lähmen lassen.“
„Du bist eine Kriegerin, Josephine.“ Feodor sah sie ernst an.
Phine lachte. „Das hat Ala´na auch zu mir gesagt.“
„Sie scheint eine kluge Frau zu sein.“ Ein leises Lächeln umspielte Feodors Mundwinkel.
„Sie ist mehr als das. Ich weiß, dass sie noch dringend gebraucht wird. Wir müssen versuchen, sie zurückzubringen, denn ich fürchte, dass wir ohne sie untergehen werden.“
„Ich weiß, dass du heute noch von mir hören willst, dass ich mit allem einverstanden bin. Aber das kann ich dir nicht sagen. Ich werde hinter dir stehen, egal was du entscheidest. Das weißt du. Aber ich kann dir nicht sagen, dass ich mit deinem Handeln einverstanden bin. Ich bin kein Krieger.“ Er seufzte leise.
Noch in der gleichen Nacht zog Phine Lume´tai in einem Wägelchen hinunter zum Teich. Sie hatte das untrügliche Gefühl, dass die Zeit drängte.
Ihr Gespräch mit Feodor war nicht so verlaufen, wie sie es sich gewünscht hätte und jetzt hatte sie das Gefühl, sich mit ihrem Handeln gegen ihn zu stellen. Trotzdem war sie davon überzeugt, das Richtige zu tun.
Kurz bevor sie den Teich erreichte, hörte sie das leise schmatzen von Schritten hinter sich.
In der dunklen, mondlosen Nacht konnte sie schemenhaft
Weitere Kostenlose Bücher