Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
stampfte mit den Vorderhufen.
„Ich bringe Nachricht aus den Helmsholm Hügeln.“ Die Stimme des Boten hatte einen kläglichen Beiklang. „Der Turm ist abgebrannt.“
„Was?“, kreischte Dosdravan. „Die Späher berichteten von einer Rauchwolke. Als sie dahin kamen, war von dem Turm nichts mehr übrig.“
Eine Welle des Zorns ging durch den Wald. Rond´taro hörte die Bäume ächzen und krachen, als ob ein Orkan zwischen ihnen tobte.
„Was ist geschehen?“, zischte der Zauberer.
Rond´taro konnte sein Gesicht nicht sehen, aber er hörte seine schnarrende, nur mühsam beherrschte Stimme und konnte an dem Ausdruck des ohnehin schon aufgebrachten Pferdes und der unverhohlenen Angst des Boten erkennen, wie hasserfüllt es sein musste.
„Ich … ich weiß es nicht. K … keiner kann das genau sagen, aber es sieht aus, … es sieht aus, als habe es einen Kampf gegeben.“
„Hohenwart und Weiden“, zischte der Zauberer. Er stampfte mit dem Fuß auf und wandte sich ab. „Verflucht soll er sein, dieser eigenwillige Tölpel von einem König.“ Die Worte waren so leise, dass nur Rond´taro sie hören konnte. „Du!“, zischte Dosdravan und der Bote zuckte zusammen, als ob er die Schuld an dem Brand des Turms tragen würde. „Reite zurück. Ich brauche doppelt so viele Späher und Spione in der Säbelau, im Wildmoortal und der Hohenwarte. Und du!“ Er deutete auf einen der beiden Soldaten. „Du reitest unverzüglich zum Monastirium Wilhelmus und berichtest deinem König, dass seine sogenannten Verbündeten, abtrünnig geworden sind.“
„Herr, ich verstehe nicht. Was soll ich dem König sagen.“ Der Soldat sah zu Boden. Rond´taro meinte, einen Hauch von Freude in seinem Gesicht zu sehen.
„Bin ich denn nur von Schwachköpfen umgeben?“, schrie Dosdravan. „Ich schreibe es dir auf, du Trottel.“
„Danke, Herr.“ Der Soldat verbeugte sich tief. Es bestand kein Zweifel, dass er sein Glück kaum fassen konnte. Dieser Wald bedeutete für jeden Menschen, der sich in ihm aufhielt, die höchste Strafe. Als der Bote und der Soldat davon ritten, schnappte sich Dosdravan den zweiten Soldaten. Blanke Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben, denn er musste fürchten, dass er nun der Blitzableiter für den Zorn des Zauberers sein würde. Rond´taro hielt seine Klinge in der Hand, bereit, sich dazwischen zu werfen, wenn es notwendig wurde. Aber da stieß Dosdravan den Mann bereits von sich.
„Sag Hauptmann Andrebis, dass ich was zu erledigen habe.“ Der Soldat rappelte sich auf und lief davon, so schnell ihn seine Beine trugen. Dosdravan hüllte sich in seinen Mantel und murmelte unverständliche Worte. Die Luft flimmerte kurz, dann erhob sich eine Krähe in den Himmel.
Für den Bruchteil eines Augenblicks stand Rond´taro wie versteinert da, dann lief er durch das Sonnentor nach Pal´dor.
„Jetzt oder nie“, rief er und ein Ruck ging durch die Straßen der Stadt. Es gab keine Zeit, um sich zu verabschieden, aber das war auch nicht nötig. Jeder wusste, was seine Aufgabe war und alle waren sofort zu Stelle. Als Erol´de der kleinen Reiterschar voran aus dem Schutz der Stadt in das Netz des Zauberers hinein ritt, schimmerte sie wie ein aufgehender Stern. Rond´taro lächelte. Sie war seine Hoffnung.
Früher hatten die Menschen berichtet, dass alle Elben im Kampf leuchteten, aber Rond´taro wusste es besser. Es waren nicht die Elben, die strahlten, sondern die Hoffnung, die in den Herzen derer wuchs, die an ihrer Seite kämpften. Die Elben strahlten diese Hoffnung nur zurück.
Das Zauberernetz erzitterte an unterschiedlichen Stellen gleichzeitig. Ehe der schwächere Zauberer – Andrebis hatte Dosdravan ihn genannt – den genauen Standort des Ausbruchs ermitteln konnte, waren Erol´de und ihre sechs Reiter in den Weiten des Waldes verschwunden.
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Phine sprach mit Feodor, als er samstags spät abends aus der Schmiede kam. Er sah sie nur schweigend an, aber der sorgenvolle Ausdruck seiner Augen sagte ihr alles, was sie wissen musste. Als sie endete, schwieg er immer noch. Schließlich stand er auf und trat vor die Tür in den Garten. Sie folgte ihm und lehnte sich in den Türrahmen. „Dieser Ort ist so gut wie jeder andere“, sagte er leise. „Ich werde ihn mit euch verlassen. Wir werden etwas anderes finden und die Zeiten werden auch wieder besser werden. Aber euch darf nichts geschehen.“
„Ich werde darauf achten, dass es gar nicht erst so weit kommt. Ich hoffe, dass er uns nicht finden
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