Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
eine Gestalt auf der Streuobstwiese erkennen. Sie blieb stehen und lauschte.
„Phine?“
Sie atmete erleichtert aus. „Ich bin hier“, antwortete sie.
„Darf ich dich begleiten?“, fragte Feodor. „Ich kann sowieso nicht schlafen, solange du nicht da bist.“
Phine lächelte und nahm seine Hand. „Mir ist deutlich wohler, wenn du bei mir bist“, antwortete sie. Nebeneinander stellten sie sich ans Ufer.
„Ala´na?“, rief Phine.
Ihr Bild erschien sofort, als hätte sie nur darauf gewartet, gerufen zu werden.
„Wir haben nicht viel Zeit. Er ist ausgesprochen wütend. Er hat heute schlechte Nachrichten empfangen und ist zurzeit beschäftigt, aber er sucht mich schon die ganze Zeit.“
„Was muss ich tun?“
„Ruf Latar´ria. Wenn sie sich öffnet, werde ich sie spüren.“ Ala´nas Bild flimmerte und verschwand.
Phine warf einen Blick zu Feodor, der das ganze Schauspiel stumm verfolgte.
„Ich rufe jetzt Latar´ria!“, sagte Phine zu Feodor. „Achte auf Lumi. Der See ist verschlossen, es könnte schwierig werden.“
Feodor nickte.
„Zeig mir Latar´ria“, sagte Phine bestimmt. Aber es geschah nichts. Phine sagte es noch einmal. Diesmal schwappten kleine Wellen ans Ufer. Phine bemerkte, dass Lume´tai sich im Schlaf bewegte.
Feodor legte ihr sanft die Hand auf den Bauch. „Alles ist gut“, murmelte er.
Phine fragte sich, ob er mit ihr oder mit Lume´tai sprach, dann veränderte sich Waldo´ria. Trotz der Dunkelheit war deutlich zu erkennen, dass Schlamm ans Ufer gespült wurde. Sonst konnte Phine jedoch nichts erkennen. War das Latar´ria? Was sollte eigentlich geschehen, wenn sie den Quell aufrief? Sie wartete noch einen Moment, aber als sich nichts veränderte, erhob sie ihre Stimme erneut.
„Zeig mir deine Schwester.“
Wieder regten sich Wellen. Ihre Farbe veränderte sich ein weiteres Mal, dann erstarrte das Bild. Etwas regte sich auf der anderen Seite. Es war, wie die Bewegung hinter einem vorhangverhangenen Fenster. Deutlich merkte Phine, dass auf der anderen Seite jemand war. Lume´tai seufzte zufrieden und drehte ihr Köpfchen auf die andere Seite.
„Wer ist da?“, fragte Phine, die sich wie eine Blinde fühlte.
„Dai es´te“, sagte eine leise Stimme. Da ist etwas.
„Ai re´uschir ?“, fragte eine andere. Ist es dir gelungen?
Phine hörte gebannt zu und beschloss, dass keine Gefahr von der anderen Seite ausging.
„Ich bin Josephine, ich stehe in Waldoria.“
„Waldo´ria?“
Augenblicklich verschwand der Vorhang, das Bild wurde klar. Phine erschrak. Ein bleiches Gesicht, entstellt durch eine breite Narbe, starrte sie aus nur einem Auge streng an. Phine wich zurück, aber Lume´tai schlief entspannt weiter.
„Wer bist du?“, fragte Phine vorsichtig.
„Ich bin Erol´de. Wer bist du, Menschenkind? Warum suchst du uns?“
Phine wusste nicht so Recht, was sie antworten sollte. Mit wem sprach sie und vor allem, wo war die andere?
„Ich wollte …“, begann sie. „Ich rief Latar´ria. Bist du dort?“
„Du riefst Latar´ria? Wieso? Ich … wir …“
„Ala´na bat mich, es zu tun.“
„Ala´na?“
Phine merkte, dass sie ungeduldig wurde. Sie wusste immer noch nicht, mit wem sie sprach und verließ sich blind auf Lume´tais Gespür. Außerdem hatte sie keine Zeit zu verlieren. Offensichtlich war sie nicht bei Latar´ria, wo sie eigentlich hin wollte. Wer konnte schon sagen, wie lange der Zauberer abgelenkt war und wann er sich wieder auf die Suche nach Ala´na machen würde. Sie beschloss, ihre Karten auf den Tisch zu legen, und sich dann gleich auf die Suche nach dem verschlossenen Quell zu machen.
„Es ist eine lange Geschichte, zu lang, um sie jetzt zu erzählen. Ala´na glaubt, dass die Möglichkeit besteht, Latar´ria von Waldo´ria aus zu öffnen. Sie hat nicht viel Zeit, der Zauberer hat sie aufgespürt …“
„Bei den Dreien“, rief Erol´de. „Du bist … Nate´re?“ Sie lächelte unsicher und fuhr dann fort: „Um Latar’ria zu öffnen, ritten wir zur Warte. Ich bin Ala´nas Schwester.“ Ein Lächeln huschte über Erol´des Gesicht. „Gemeinsam könnten wir es schaffen. Wissen die Wächterinnen, was du vor hast?“
„Darum hat Ala´na sich gekümmert. Sie ist bereit, wenn der Quell sie einlässt.“ Phine fragte sich, wie sie zur Warte gekommen war, wo sie doch Latar´ria gesucht hatte, aber sie erinnerte sich wage, dass Ala´na diesen Ort erwähnt hatte, aber glaubte, dass niemand ihn benutzen konnte.
„Was müssen wir tun?
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