Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
muss ich rein in die Stadt und dann komm ich nicht mehr raus. Muss mich wie einen Verbrecher behandeln lassen, dabei hab ich doch auch Stadtrecht und zahl nicht umsonst diese verflucht hohe Steuer.“
„Das eine hat mit dem andern nichts zu tun“, sagte der Wachmann. „Ein Zauberer soll in der Stadt gewesen sein.“
„Zauberer? Ja, gibt’s denn die immer noch?“
„Drüben in Mendeor auf jeden Fall“, antwortete der Wachmann.
„Durch diesen Hettiggraben ist doch nie was Anständiges durchgekommen“, schimpfte der Bauer. „Zugeschüttet gehört der. Schon lange hätte das jemand tun sollen. Alles Gesindel, das sie drüben nicht brauchen können, kommt dort herdurch und zu uns ´rüber …“
„Ach Bauer, du hast keine Ahnung“, beschwichtigte der Wachmann. „Für die Handelsleute ist der Hettiggraben ein Segen und für die Stadt auch.“
„Na ja, aber was hab ich davon? Nur Ärger. Das, was hier auf meinem Feld wächst, will drüben sowieso niemand haben. Und du Bursche merk dir eins, Städter bin ich seit Jahr und Tag, denn die Blumenau ist jetzt auch eine Vorstadt.“
„Du hast Stadtrecht, dort hinten auf deinem verlassenen Hügel?“, fragte der Wachmann lachend.
Die Antwort des Bauern hörte Leron´das nicht mehr. Der Wagen war endlich in einen kleinen Wald eingefahren. Leron´das ließ sich auf die Straße fallen und kullerte sofort ins Gebüsch am Straßenrand. Der nächste Wagen folgte so dicht, dass er es eben noch schaffte, sich seine Decke über den Kopf zu steifen.
Keinen Moment länger als nötig verweilte er an dieser Stelle, sondern entfernte sich sogleich in Richtung der Berge. In dem kühlen Schatten der Bäume, zwischen denen sich die Dunkelheit bereits zu verstecken begann, atmete er erleichtert auf. Er richtete seine Schritte nicht direkt auf Munt´tar, denn es gab noch Dinge über die er nachdenken wollte und dafür brauchte er Zeit.
Mindestens so sehr wie über seinen missglückten Auftrag ärgerte er sich darüber, dass er scheinbar jedem Zauberer wehrlos gegenüberstand. Zum zweiten Mal war er heute im Bann eines Zauberers gefangen gewesen. Eines vergleichsweise schwachen Zauberers. Trotzdem konnte er sich seiner nicht erwehren. So ging das nicht weiter. Es musste doch Mittel geben, mit denen selbst er gegen einen Zauberer ankam. Vielleicht ein magischer Schleier, ein Schild?
Leron´das´ nackte Füße schritten lautlos in die hereinbrechende Nacht.
3. Arina
Zwei Tage vor dem geplanten Fest machte sich Philip nach dem Frühstück auf den Weg zur Weidenburg. Ein Bote war einige Tage zuvor vorausgeritten, um sein Kommen zu melden.
Philip freute sich auf den Tag im Sattel und Erós freute sich anscheinend auch, denn er tänzelte und warf ungeduldig seinen Kopf, als Philip ihn sattelte und ihm das Zaumzeug anlegte.
Im Schritt ritt er den Weg hinunter zum Tor, dann tippte er das Pferd in die Seite und Erós trabte los.
Wie Nebelschwaden zogen die Erinnerungen an den Tag, als er in Fesseln auf diesem Weg durch das Moor geführt wurde, an ihm vorbei. Heute fühlte er sich grenzenlos frei. Als er jedoch über die Brücke ritt und sich das Grasland der Säbelau, wie ein schimmernder Teppich vor ihm ausbreitete, zügelte er das Pferd und sah sich misstrauisch um. Gelbgrün erstreckten sich die Wiesen bis zum Horizont, wo sie nahtlos einen wolkenverhangenen Himmel übergingen. Wolkenfetzen, die tiefer hingen, als der Rest des einheitlichen Grau, jagten über den Himmel wie eine Herde Kühe. Dann stach die Sonne durch eine kleine Wolkenlücke und streute glänzend helle Lichtstrahlen auf die Ebene. Es war ein beeindruckendes Schauspiel und Philip vergaß das beklemmende Gefühl.
„Es ist schön hier, wenn einem kein Feind im Nacken sitzt“, flüsterte er. Dann prüfte er aber doch vorsichtshalber nochmal einmal den Himmel auf Krähen, ehe er Erós ins offene Gelände laufen ließ.
Der Weg führte ihn nach Norden, immer am Säbelfluss entlang. Die Melodie des Wassers drang nur leise durch das dichte Ufergestrüpp. Zu seiner Linken sah er die Rundungen der Blumenberge, die sich in den letzten Wochen von violett über ein undefinierbares Rot in reifes Gelb gekleidet hatten. Obwohl sonst noch alles grün war, spürte Philip, dass der Sommer sich dem Ende zu neigte. Bald würden sich die Blätter der Bäume verfärben und schließlich das Laub abzuwerfen.
Heftiges Heimweh krallte sich um sein Herz. Im Herbst war er immer gerne in den alten Turm hinauf gestiegen und hatte von
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