Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
auffällig blonde Haar darunter zu verstecken und ging vorsichtig zurück zum Gasthof. In einer Nische unweit der Tür blieb er stehen und beobachtete das Geschehen. Immer noch stampften schwere Stiefel auf den Treppen vom Keller bis zum Dach. Viele Stimmen redeten lautstark miteinander und immer wieder waren die schnarrenden Laute des Zauberers zu vernehmen. Nach und nach verließen die Stadtwachen das Haus, um in den Straßen und an den Toren nach ihm Ausschau zu halten. Doch der Zauberer war immer noch drin. Leron´das wartete geduldig, bis er ihn an der Seite eines großen, kräftig gebauten Hauptmanns der Wache den Gasthof verlassen sah.
Endlich! Hastig glitt der Elbe durch die Tür und verschwand sofort in der Küche. Als der Wirt mit polterndem Schritt herein kam, sprang er auf ihn zu und hielt ihm den Mund zu.
„Leise“, flüsterte er. „Ich bin hier, um meine Schulden zu begleichen, bevor ich gehe. Ich werde auch den Schaden bezahlen, den dieser Zauberer bei seiner Suche nach mir angerichtet hat.“
Der sonst rotgesichtige Wirt war bleich wie seine Laken und er sah Leron’das ungläubig und ängstlich an.
„Wie kommt Ihr hierher? Ihr müsst wahrhaft ein mächtiger Zauberer sein!“
Leron´das sah ihn fassungslos an. „Wie kommt ihr nur darauf?“, fragte er.
„Die Männer von der Stadtwache sagten es. Der Herr Archivar hat Euch erkannt … Und der Boden hat sich aufgetan und Euch verschluckt. Jeder Winkel dieses Hauses wurde nach Euch abgesucht.“
Plötzlich wurde Leron´das klar, dass hier im Süden des Landes die Zauberer nicht unter dem Schutz des Königs standen und, dass er nicht gesucht wurde, weil er ein Elbe war. Er lachte freudlos.
„Es stimmt Herr Wirt, der Boden hat sich aufgetan, aber nur weil Ihr eine Falltür in Eurem Weinkeller habt.“
„Aber es wurde alles abgesucht …“, wiederholte der Wirt verständnislos. „Wie konntet Ihr entkommen, ohne zu zaubern?“
Leron´das antwortete nicht sofort. Er hätte dem Wirt irgendetwas erzählen können, doch den Verdacht ein Zauberer zu sein, würde er damit nicht aus der Welt schaffen. Langsam strich er sein Haar zurück und nestelte an der Vorrichtung, die seine spitzen Ohren verbarg. „Ich bin kein Zauberer“, sagte er mit der ganzen Inbrunst seiner Abscheu gegen diese Gattung.
Der Wirt wich einen weiteren Schritt vor ihm zurück. Seine Augen wurden weit.
„Mein Gott“, stammelte er. „Ihr seid einer von dem alten Volk … den Schönen. Ihr seid ein Elbe?“
„Das bin ich“, sagte Leron´das sanft lächelnd und spürte, wie sich eine große Zufriedenheit in ihm breitmachte. Offensichtlich entstammten Elben hier noch nicht gänzlich dem Reich der Märchen.
Der Wirt sank auf seinen Hocker und starrte Leron´das mit weit aufgerissenen Augen an. „Das ich so was noch erleben darf“, murmelte er. „Viele, die früher in den Bergen unterwegs waren, behaupteten die Schönen gesehen zu haben. Auch die Hirten, die ihren Käse auf dem Markt verkaufen, erzählen manchmal von ihnen.“ Plötzlich sprang er auf und begann in der Küche auf und ab zu gehen. „Der Archivar muss ein Trottel sein. Wie kommt er bloß darauf, dass Ihr ein Zauberer seid?“ Er blieb stehen und musterte Leron´das neugierig aber auch ein wenig misstrauisch – dennoch besorgt. „Wenn sie Euch kriegen, hängt Ihr morgen noch vor dem ersten Hahnenschrei an einer Eiche vor den Stadttoren. Unser heiliger Episkopos ist der oberste Stadtrichter. Er ist blind wie ein Maulwurf und alt wie eine Schildkröte.“ Der Wirt legte die Hand auf seine Brust und richtete die Augen zum Himmel. „Herr, verzeih mir den Frevel“, murmelte er und wandte sich erneut an Leron´das. „Wenn man dem Episkopos sagt, dass Ihr ein Zauberer seid, wird er Euch wie einen Zauberer behandeln. Er richtet erst und fragt dann. Der Herr Dekan ist der Einzige, der Euch helfen könnte. Aber er ist nicht in der Stadt und wird kaum vor der Wintersonnwendfeier zurück sein.“
„Glaubt mir Herr Wirt, die Eiche fürchte ich nicht, denn auch wenn sie nicht zu meinem Haus gehört, würde sie trotzdem ihren dicksten Ast für mein Leben opfern. Der echte Zauberer, euer Herr Archivar, weiß das und wird nicht warten, bis ich aufgeknüpft werde.“
Der Wirt riss erstaunt die Augen auf und seine Lippen formten tonlose Worte.
„Sagt mir, was ich Euch schulde guter Mann, danach muss ich gehen. Aber wenn Ihr mir gewogen seid, komme ich irgendwann wieder.“
Der Wirt antwortete nicht. In seinem
Weitere Kostenlose Bücher